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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Fallobst.»
    Rosamund verstand. «Was will er obendrauf?»
    Der Vater seufzte. «Zunftmeister will er werden. Ich soll dafür sorgen, dass er es wird. Die Werkstatt will er, das Haus.»
    «Wieso Werkstatt und Haus?»
    «Sein Vater ist noch rüstig und voller Kraft. Er schwingt das Zepter, will noch lange nicht aufs Altenteil. Dazu hat er einen Bruder, der auch Weißbinder werden wird.»
    «Deshalb will er deine Werkstatt. Und du sollst aufs Altenteil.»
    Der Vater nickte, wirkte müde und grau.
    «Und was wirst du tun?»
    «Ich weiß es nicht. Wenn Michael sie nicht nimmt, dann nimmt sie keiner. Wer will schon eine, die ein Kindunter dem Herzen trägt? Und die Werkstatt. Sie steht dir zu. Du bist die Älteste. Ich will dich nicht schon wieder hintenanstellen. Und den Dietrich will er auch weghaben. Er ist zu alt, meint der Michael, zu sehr geprägt von der Werkstatt hier. Wo soll der Dietrich hin? Immer hat er gut für uns gearbeitet, war treu, fleißig und ehrlich. Wovon soll er leben, wenn er gehen muss?»
    Rosamund schüttelte den Kopf, sah aus dem Fenster, begann wieder zu rühren. «Ich wundere mich», sagte sie wie für sich, «dass es dem Urselchen immer wieder gelingt, noch aus einer Schande das Beste für sich herauszuschlagen.»
    «Dieses Mal nicht», erklärte der Vater. «Du wirst dieses Mal nicht darunter leiden. Das verspreche ich dir.»
    Er schickte sich an, seine Tochter in den Arm zu nehmen, breitete die Arme aus, doch in diesem Augenblick klopfte es an der Werkstatttür.
    Der Dietrich, der sich höflich im Hintergrund gehalten hatte, ging öffnen.
    «Gelobt sei Jesus Christus», erschallte der Gruß, und der Vater und Rosamund antworteten wie aus einem Mund: «In Ewigkeit. Amen.»
    Der Mann, der eintrat, kam Rosamund bekannt vor. Er trat vor sie hin, verbeugte sich leicht und sagte artig: «Wir haben uns lange nicht gesehen, Jungfer Rosamund. Ich hoffe, die Zeit hat es gut gemeint mit Euch.»
    «Ihr kennt Euch?», fragte der Vater.
    «Ich hatte das große Vergnügen, Eurer Tochter einmal zu begegnen.»
    Rosamund musste sich am Löffel festhalten. Tränen brannten in ihren Augen. Natürlich erinnerte sie sich noch an den Mann. Matteo, der Fremde, der über die Alpen nach Frankfurt gekommen war. Der, den sie am Fluss getroffen hatte. Der, der verhindert hatte, dass sie heute blind war. Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu, hoffte inständig, er würde dem Vater nichts erzählen. Wenn der erführe, was sie sich hatte antun wollen, würde es ihm das Herz brechen.
    «Wo habt Ihr meine Tochter getroffen, Matteo?», fragte der Vater, und Rosamund hörte, wie ihr Herz laut und lauter schlug.
    Matteo lächelte. «Sie war die Erste, die ich nach Passierung der Stadttore getroffen habe. Eine Auskunft hat sie mir gegeben.» Er wandte sich an Rosamund: «Nicht wahr, so war es?»
    Und Rosamund nickte erleichtert.
    «Was führt Euch heute zu mir?» Ruppert Hoffmann wischte sich mit einem Lappen die Farbreste von den Fingern.
    «Noch einmal, noch ein letztes Mal möchte ich Euch bitten, mir den Zugang zur Zunft zu gestatten. Ich bin ein guter Maler, ein guter Weißbinder auch. Ihr selbst habt meine Arbeiten gelobt.»
    «Ich weiß es.» Der Vater ließ seufzend den Lappen sinken.
    «An mir soll es nicht liegen, aber die anderen, die haben Angst um Moral und Sitte.»
    «Die nackten Frauen?», fragte Matteo.
    «Ja. Was in Italien Mode ist, braucht Jahre, bis es nach Deutschland kommt. Die Frankfurter halten am Alten fest. Ich kann sie nicht ändern.»
    Matteo seufzte, knüllte das Barett zwischen den Fingern. «Dann muss ich wohl weiterziehen. Vielleicht in die Stadt, in der der Dürer gelebt hat. Nach Nürnberg. Womöglich ist man dort aufgeschlossener.»
    «Ein Jammer ist es um Euch. Mir wäre nichts lieber, als dass Ihr bliebet.»
    Rosamund trat einen Schritt nach vorn. «Mir kommt da ein Einfall.» Sie wandte sich an Matteo. «Wie eilig habt Ihr es, von hier fortzukommen?»
    «Ich habe keine Eile. Am liebsten bliebe ich ganz hier. Nicht zuletzt, um die Gelegenheit zu haben, Euch zu sehen.»
    Er sah sie ohne ein Lächeln an, und Rosamund erwiderte seinen Blick ohne Erröten, sondern nickte nur und fragte: «Könnt Ihr morgen um dieselbe Zeit noch einmal wiederkommen?»
    «Mit dem größten Vergnügen», erwiderte der Fremde, verbeugte sich, grüßte und verließ die Werkstatt.
    Der Vater sah seine Tochter kopfschüttelnd an. «Was sollte das? Haben wir nicht genug eigene Sorgen? Was hast du vor?»
    Rosamund

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