Das Mädchen mit den Teufelsaugen
lächelte. «Vielleicht ist er derjenige, der unsere Sorgen vergessen machen kann.»
Jetzt kam auch der Geselle Dietrich näher. «Was planst du, Kind?», fragte er mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen.
Rosamund ließ sich auf einen Schemel fallen. «Der Michael, der will was von dir. Für ihn ist Urselchens Schwangerschaft eigentlich ein Glücksfall. Wundern würde es mich nicht, wenn er es von Anfang an genau darauf abgesehen hat. Wenn du ihm das Urselchen verweigerst und überdies erzählst, wer deine Tochter geschwängert hat, so kann sich der Michael eine eigene Werkstatt und den Zunftmeisterposten in den Kamin schreiben. Du hast also auch ein paar Trümpfe in der Hand, Vater.»
«Sprich deutlicher, Kind. Was willst du mir damit sagen?»
Rosamund wippte mit dem Fuß auf und ab, in ihren Augen blitzte der Schalk. «Wenn wir es geschickt anstellen, so kriegt ein jeder das, was er sich wünscht.»
«So sprich doch endlich, und spanne uns nicht auf die Folter.» Auch dem Dietrich war eine gewisse Unruhe anzumerken.
«Versprich dem Michael Vogt die Werkstatt und die Zunftmeisterschaft. Als Ausgleich muss er den Matteo aufnehmen.»
«Und was haben wir davon?», fragte der Vater, noch immer verwundert.
«Ich werde den Matteo heiraten», verkündete Rosamund und strahlte dabei über das ganze Gesicht. «Für seinen Ruf ist es gut, mit einer Heiligen verheiratet zu sein, die nackten Frauen stören bestimmt nicht mehr. Mit meinem Erbteil und dem, was der Matteo vielleicht noch hat, werden wir eine eigene Werkstatt aufbauen und den Dietrich als Gesellen hinzunehmen können. Und du,Vater, kannst jederzeit zu uns kommen, wenn dir hier die Decke auf den Kopf fällt.»
Jetzt ließen sich auch der Dietrich und der Vater auf Schemel fallen. Zum ersten Mal seit langem begann der Vater zu lächeln. «Das ist ein guter Einfall», sagte er leise, besah dabei den Fußboden und schwenkte den Rührlöffel sacht hin und her. «Das ist ein wirklich guter Einfall.»
Dietrich nickte, aber dann verzog er sein Gesicht. «Es gibt nur noch eine Hürde.»
Rosamund und der Vater sahen ihn an. «Welche?»
«Der Matteo muss zustimmen. Er muss unsere Rosamund heiraten wollen.»
Pünktlich am nächsten Tag war Matteo zur Stelle. Rosamund hatte sich in einer kleinen Kammer versteckt. Sie wagte es nicht, Matteo unter die Augen zu kommen. Ein Weib schlug einem Mann nicht die Ehe vor. Das war unmöglich, war so, als würden sich die Hunde ihre Herrchen selbst aussuchen. Sie stand in der Kammer, die Tür angelehnt, und lauschte, was die Männer besprachen.
«Wo ist Eure Tochter?», fragte Matteo gleich nach der Begrüßung.
«Nun, sie hat heute im Haus zu tun. Es ist auch besser, sie hört nicht, was ich mit Euch zu besprechen habe.»
Der Vater hatte sich einen sauberen Kittel angezogen; die Werkstatt war gekehrt, auf einem Tablett stand sogar eine Kanne Wein, daneben zwei Becher. «Setzt Euch», bot der Vater an, und Matteo gehorchte.
Dann legte der Vater ihm seinen Plan dar. Durch dieangelehnte Kammertür konnte Rosamund Matteos Gesicht von der Seite sehen.
Als der Vater sagte: «Ich verschaffe Euch Zugang zur Zunft, wenn Ihr meine Älteste heiratet», begann der Fremde zu lachen. Er lachte mit seinen weißen, gesunden Zähnen, warf den Kopf in den Nacken, bis der ganze Körper geschüttelt wurde. Dann sprang er auf, nahm das Gesicht des Vaters in beide Hände und küsste ihn nach italienischer Manier herzhaft auf beide Wangen.
Der Vater war verwirrt. «Was ist denn los? Warum führt Ihr Euch auf wie ein Narr?» Seine Miene war misstrauisch.
Doch Matteo strahlte noch immer über das ganze Gesicht, streckte ihm sogar eine Hand hin: «Abgemacht», sagte er. «Ich heirate Eure Tochter Rosamund mit dem größten Vergnügen. Vorausgesetzt aber, sie ist damit einverstanden. Eine Frau, die ich ins Bett zwingen muss, will ich nicht. Und alles andere wird sich finden. Wichtig ist mir nur, endlich in die Zunft eintreten zu können, damit ich meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Und dann soll es der Rosamund an nichts fehlen.» Er brach ab, sah zu Ruppert. «Was meint Ihr, wird sie mich wollen?»
Rosamund in ihrer Kammer konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
«Ihr müsst sie selbst fragen», erwiderte der Vater, ebenfalls mit einem Lächeln. «Sie wird bald wieder hier sein. Wollt Ihr auf sie warten?»
Matteo schüttelte den Kopf. «Nein, nein, ich komme wieder. Eine Stunde, sagt Ihr? Ich werde pünktlich sein.»
Und schon
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