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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Bruderschaft tötet nicht ohne triftigen Grund.»
    Er bückte sich, nahm ein paar Federn, welche die weiße Taube gelassen hatte, und legte sie auf den Altar.
    Matteo steckte sich den Ring an den Ringfinger der linkenHand, so, wie er es beim Großmeister gesehen hatte. Aber dann wurde es laut im Saal. Matteo wandte sich um.
    Einer der Brüder war aufgestanden. «Ich bin damit nicht einverstanden», rief er. «Früher, unter dem alten Großmeister, war es Usus, ein Täubchen zu schlachten und sein Blut zu trinken. Rituale festigen die Gemeinschaft. Ich zumindest habe die Schriften des Trithemius nicht vergessen. Er sagte, dass Gott die Herrschaft an sieben Dämonen abgegeben habe. Herausfinden wollte ich, auf wessen Seite die Dämonen stehen.»
    Ein anderer Bruder stand auf. «Recht hat er. Was wir hier machen, ist Kinderkram. Wir reden uns die Welt so, dass sie passt. Aber niemand, der ernsthaft ist, kann bezweifeln, dass es den Teufel gibt, ganz gleich, wem er nun nützt und wer ihn geschaffen hat. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den Teufel zu bekämpfen. Notfalls, indem ich mich mit ihm gemein machen muss.»
    Jetzt erhoben sich auch einige andere. Stimmen erklangen, die Männer sprachen durcheinander.
    «Ruhe», donnerte der Großmeister, und es wurde tatsächlich still.
    «Ihr wollt das Gelehrte mit dem Praktischen verbinden?», fragte er.
    Die Männer bejahten.
    «Ihr wollt töten?»
    «Wir sind Männer. Es ist unsere Aufgabe, zu kämpfen und zu töten, wenn es nötig ist. Und so, wie es nötig ist, eine Kuh oder ein Schwein zu schlachten, um unseren Hunger zu stillen, so ist es auch nötig, eine weiße Taube zuschlachten, um anzuzeigen, dass wir unser Denken nicht dem Heiligen Geist überlassen. Wir alle haben eine Taube getötet und ihr Blut getrunken, wir alle haben uns den Heiligen Geist einverleibt. Niemand hat das gern getan. Warum soll der da verschont werden?»
    Die weiße Taube saß derweil auf einem Mauervorsprung und gurrte leise. Da stand einer auf, formte lockende Laute und hielt sie schon in der Hand. Damit kam er zu Matteo, hielt sie ihm hin. «Töte und trink!», befahl er. «Damit du ein Gleicher unter Gleichen wirst.»
    Widerstrebend nahm Matteo das Tierchen in die Hand. Er wollte es nicht töten, doch er wollte auch Teil der Bruderschaft sein. Zu verlockend waren die Vorteile. Entschieden drehte er der Taube den Hals um, bis es knackte. Dann riss er den Kopf ab, ließ ihr Blut in einen Kelch strömen und trank diesen aus. Er wischte sich danach den Mund mit dem Ärmel ab, legte das tote, ausgeblutete Tier auf den Altar und sagte: «Nun bin ich einer von Euch. Bin ein Gleicher unter Gleichen.»
     
    Als er sich später auf den Weg zurück nach Frankfurt machte, fühlte er sich stark. Es war, als hätte das Blut ihm Kraft gegeben. Noch immer schmeckte er es in seinem Mund. Warm, ein bisschen süß und schwer. Und er roch das Blut auch noch. Als säße es in seinen Kleidern, in seinen Haaren.
    Immer wieder hob er die Hand zur Nase und roch daran. Eine leichte Übelkeit befiel ihn. Er wollte nicht so blutbefleckt nach Hause zu Rosamund kommen.
    Der Mond schien hell in dieser Nacht, beleuchtete die Wiesen und Felder.
    Irgendwo heulte ein Hund den Mond an, ein Käuzchen rief aus dem nahen Wald, ein Eichelhäher meldete Gefahr.
    Matteo hockte sich nieder, fuhr mit den Händen immer wieder durch das feuchte Gras, doch das Blut war schon getrocknet, saß hartnäckig zwischen den Fingern seiner rechten Hand.
     
    Plötzlich stand der Hund vor ihm, fletschte seine Zähne. Matteo hatte ihn nicht kommen hören. Bevor er reagieren konnte, setzte der Hund zum Sprung an, packte Matteos Hand und hieb seine Zähne fest hinein. Matteo schrie auf, schlug mit der freien Hand nach dem Hund, versuchte, die empfindliche Schnauze zu treffen, doch der Hund war wendig, hielt die Hand gepackt und schleuderte sie hin und her, als hätte er eine Ratte am Genick.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Er saß nicht nur in der Hand, sondern kroch in den ganzen rechten Arm, breitete sich im Körper aus, vernebelte Matteos Sinne. Mit der Linken schlug er weiter auf den Hund ein, bekam sogar einen Stein zu fassen, doch allein, es fehlte ihm an Kraft. Der Hund hing noch immer an seiner Hand, hatte die Reißzähne fest ins Fleisch getrieben, sodass Matteo die Knochen brechen hörte. Als er glaubte, der Schmerz könnte nicht mehr schlimmer werden, riss der Hund noch einmal kräftig. Matteo spürte, wie sich ein Messer durch seine

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