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Das Mädchen und der Schwarze Tod

Das Mädchen und der Schwarze Tod

Titel: Das Mädchen und der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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die dein Vertrauen missbraucht. Mein Onkel tat beides.«
    »Nun verstehe ich Eure Skepsis«, erwiderte Marike, die kurz an Lyseke und deren Vater denken musste. »Aber nicht jeder Priester ist gleich so schlecht wie Euer Onkel.«
    »Nein, da habt Ihr sicher recht«, stimmte Notke zu. »Aber auch nicht jeder Priester ist so gut wie Pater Martin.«
    »Das mag stimmen«, murmelte Marike. »Aber ich wünschte, es wäre so.« Ihre Gedanken kehrten mit dem väterlichen Freund wieder zu den Ereignissen zurück. »Warum habt Ihr eigentlich die Gesichter in den Totentanz gemalt?«
    Notke starrte auf den Boden. »Ich weiß nicht genau. Ich konnte nicht anders. Irgendwie war es, als … wollten sie hineingemalt werden. Das Bild schrie danach, versteht Ihr? Als würde es ohne sie unvollkommen sein.« Er fuhr sich durch das strähnige Haar. »Ach, ich weiß nicht, was mich geritten hat.«
    »Werdet Ihr auch Pater Martin hineinmalen?«
    »Nur wenn Ihr es mir gestattet, Marike.«
    Sie freute sich darüber, dass er die förmliche Anrede wegließ. Doch sie war unschlüssig. »Ich weiß noch nicht. Erst möchte ich wissen, was das alles eigentlich bedeutet.«
    »Marike, die Menschen sterben nicht, weil ich sie male«, mahnte Notke.
    Die junge Frau musterte ihn bedrückt. »Aber was könnte sonst hinter all dem stecken?«
    »Keine Ahnung«, murmelte Bernt.
    Sie nickte entschlossen. »Ich werde es herausfinden. Und ich werde versuchen, meinen Vater dazu zu bewegen, ein gutes Wort für Euch einzulegen. Ich weiß nicht, ob es schwer genug wiegen wird …« Doch das musste es einfach, betete Marike.
    An der Tür rührte sich jemand. »Ich glaube, es reicht langsam!«, grunzte der Fron. »Macht fertig, Jungfer Pertzeval.« Brigen rasselte schon mit dem Schlüssel. Marike erhob sich und wollte sich schon wegdrehen.
    »Marike«, sprach Bernt hinter ihr hastig. Die Kaufmannstochter spürte seine Hand auf ihrem Arm und sah zurück. Sorge, Hoffnung und eine kaum verborgene Zuneigung sprachen aus seinen Augen. Dann rang er sich offenbar zu einer Entscheidung durch.
    »Der Totentanz – die Toten, sie -«
    »… bilden eine Ständereihe, ich weiß«, unterbrach Marike beruhigend.
    Doch Notke fuhr ungeduldig fort. »Ich weiß, dass Ihr das wisst! Der Kaplan war der Letzte«, erklärte er. »Ihr wisst, wer der Nächste sein wird?«
    »Lasst die Finger von ihr, Notke! Macht mir keinen Ärger, Mann, sonst muss ich Euch Ärger machen!«, bellte der Fron dazwischen.
    Marike sah den Maler verständnislos an. Dann dämmerte ihr, was er ihr mitteilen wollte. »Der Kaufmann …«, wisperte sie tonlos. Jetzt wusste sie, warum Oldesloe und Lynow es auf ihren Vater abgesehen hatten! Wenn hier tatsächlich eine ganze Ständereihe ermordet wurde, dann war Johann Pertzeval sicher der Nächste.
    »Jungfer«, knurrte Konrad Brigen von der Tür. »Tretet zurück!«
    Marike machte schon einen Schritt hinaus, doch Notke war noch nicht fertig. »Die Bruderschaft – ihr Altar steht in Oldesloes Kapelle!«, flüsterte Notke, dann nickte er ihr zu, wie um ihr viel Glück zu wünschen.
    Marike trat zurück und erwiderte den Gruß zum Abschied mechanisch. Notke sah ihr mit einem linkischen Lächeln hinterher, bis sich die Tür schloss. Marike betete zu Gott, dass sie den Maler lebend wiedersehen würde.
    »Habt Dank, Meister Brigen«, sprach sie auf der Treppe mit mühsamer Höflichkeit. »Das war sehr gut von Euch.«
    Der kräftige Fron musterte sie misstrauisch. »Ihr glaubt dem Mann?«
    Marike nickte. Doch sie musste vorsichtig sein in dem, was sie dem Fron sagte. Es war gut möglich, dass er mit den Mördern im Bunde stand. »Findet Ihr nicht merkwürdig, dass ein Mann, der eine glänzende Zukunft in Lübeck vor sich hat, einen Priester erschlägt?«
    Der Fron trat einen Schritt heran, sodass er in dem Dielenflur unangenehm nahe vor ihr stand. »Wenn ich’s nicht besser wüsst, würd ich Euren Vater mal fragen, in was für merkwürdigen Angelegenheiten Ihr da steckt, Jungfer Marike. Zwei Pfaffen, mit denen Ihr jüngst gesehen wurdet, sind tot, und ein dritter... Bekannter... ist der Mörder. Bei jemand anderm würd ich sagen, dass er entweder die Schuld Notkes nich’ sehen will oder bis über beide Ohren mit in der Sache drinsteckt.« Er funkelte sie an. »Wollt Ihr mir nicht sagen, was richtig is’?«
    Marike hielt seinem Blick stand. Er hatte nichts gegen sie in der Hand, und das war ihnen beiden klar. Vielleicht war er ein willfähriger Handlanger, vielleicht war

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