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Das Mädchen und der Schwarze Tod

Das Mädchen und der Schwarze Tod

Titel: Das Mädchen und der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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darf ich nicht annehmen, das schickt sich nicht. Außerdem sagtet Ihr, das sei ein Erbstück. Vielleicht ist es besser -«
    »Nehmt«, lächelte Notke. »Nicht als Geschenk, sondern als Leihgabe.«
    Unwillkürlich erwiderte Marike das Lächeln. Sie nahm den Rosenkranz mit einer leichten Verbeugung. »Habt Dank, Herr.« Sie schloss ihre Hand darum und spürte die Wärme seiner Haut noch in den leichten Bernsteinperlen.
    »Ihr wisst ihn vermutlich eh besser zu verwenden«, fügte er schmunzelnd hinzu. »Wenn ich so an Eure Vorstellung eines gelungenen nächtlichen Ausflugs denke …«
    »Gelungen? Das war er sicher nicht«, versicherte Marike schnell. »Ich bin ganz froh, dass Lyseke sich entschlossen hat, mitzukommen und auch Euch Bescheid zu geben … Ich wage nicht, mir auszumalen, wie die Begegnung mit Lynow in jener Nacht sonst ausgegangen wäre.«
    »Das heißt … Ihr wolltet dort alleine hingehen?« Das Erstaunen in Notkes Stimme war nicht zu überhören. »Lübecker Jungfern sind tolldreister, als ich mir habe sagen lassen«, stellte er halb bewundernd fest. »Wenn Lyseke Oldesloe nicht der Anlass war, dorthin zu gehen, wie Ihr sagtet – was wolltet Ihr denn eigentlich wirklich dort?«
    Marike biss sich auf die Unterlippe. Wenn man Lügen erzählte, sollte man sich nicht selbst widersprechen. Wie sollte sie ihm nur erklären, warum sie dort gewesen war? Sie wollte Bernt so gerne die Wahrheit erzählen!
    »Jemand … jemand ging dort hin, den ich im Verdacht hatte, etwas gegen meinen Vater auszuhecken«, begann sie. »Ich wollte sehen, ob es stimmt.« Sie konnte ihm immer noch später alles genauer erzählen.
    Jetzt starrte Notke sie an, als wäre sie toll. »Etwas auszuhecken? Eine Intrige? Warum sollte jemand etwas gegen Euren Vater im Schilde führen?«
    Als hätte sie sich diese Frage nicht selbst oft genug gestellt! Tatsächlich war sie bislang noch nicht dazu gekommen, mit ihrem Vater darüber zu sprechen. Er hatte den ganzen Morgen in einer Besprechung mit Oldesloe und dem Wucherer Pömer gesteckt. Nun sah sie zu Lynow hinüber, der gerade mit Oldesloe sprach, und wünschte sich, seine Pläne zu kennen. »Ich weiß es nicht, ich -«
    »Ihr meint Lynow!«, rief Notke gedämpft aus, der ihrem Blick gefolgt war. »Ihr hattet ihn im Verdacht, nicht wahr?« Stumm nickte Marike. Der Maler erriet ihre Gedanken mit erschreckender Leichtigkeit. Nun schüttelte er den Kopf. »Lynow ist ein Widerling und Säufer, aber er ist nicht schlau genug für irgendwelche Intrigen.«
    »Woher wollt Ihr das wissen, Meister?«, fragte sie stirnrunzelnd.
    Notke zuckte ausweichend mit den Schultern. Er sah nachdenklich aus. »Ich beobachte die Menschen.«
    Sie wusste, dass er den Schmied sicher so abscheulich fand wie sie selbst. Und doch musste sie ihn warnen. »Meister Notke«, sprach sie dann leise, »darf ich Euch um etwas bitten?«
    »Um alles, Jungfer Marike. Was ist es denn?«
    »Nehmt Euch trotzdem in Acht vor dem Schmied Lynow. Er ist nicht so harmlos, wie Ihr denkt.«
    »In Acht nehmen?« Notke starrte sie an. »Was meint Ihr damit?«
    Tja – was meinte sie? Würden Lynow und seine Bruderschaft dem Maler etwas antun? Sie wusste es nicht. »Bitte glaubt mir, dass ich Euch nicht warnen würde, wenn ich keinen Anlass dazu hätte, Meister«, sprach sie flehentlich. Wenn sie ihm nur berichten könnte, was alles geschehen war – doch die Mahnung Pater Martins hallte ihr noch in den Ohren. Er hatte gesagt, sie dürfe mit absolut niemandem darüber sprechen.
    Der Maler nickte trotz ihrer spärlichen Auskunft nachdenklich. Offenbar erzählte sie ihm nichts Neues. »Ihr wisst, ich hege keine Freundschaft zu dem Mann. Doch ich wünschte, Ihr würdet mir mehr sagen, Jungfer.«
    Marike schluckte eine Erklärung runter und senkte den Blick, denn sie konnte Bernt so nicht in die Augen sehen. »Ich muss gehen. Mein Vater.« Sie drehte sich um und eilte davon. Wenn sie geblieben wäre, dann hätte sie nicht länger schweigen können. Sie merkte, dass sie seinen Paternoster noch in den Händen hielt. Sie steckte ihn in ihren Beutelärmel, um ihn nicht zu verlieren. Marike wünschte sich Lyseke herbei, um mit jemandem über all das sprechen zu können. Doch die Freundin war nicht gekommen. »Schwesterchen, wo steckst du nur?«, murmelte sie.
    Alheyd stupste sie an und wies auf Anton Oldesloe, der nun allein dastand. »Da ist immerhin ihr Vater, Herrin!« Die Kaufmannstochter nickte dankbar und machte sich auf den Weg, um sich nach

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