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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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der neben ihrem Bett stand. Da stieß sie einen erstickten Schrei aus: Eine hochgewachsene, schwer atmende Gestalt stand neben ihrem Bett.
    «Schrei du nur», hörte sie Ulrichs Stimme. «Das Bett deiner Kammerjungfer ist leer, wir sind allein.»
    Im nächsten Augenblick flammte ein Licht auf, und das Grauen packte Sabina wie eine eiserne Fessel. Mit irrem Blickbeugte sich Ulrich über sie, Gesicht und Haar schweißnass wie nach einem scharfen Ritt, Arme und Gewand über und über mit Blut besudelt.
    Sabina brachte kein Wort heraus, als er jetzt mit seiner dreckigen Hand ihre Wange berührte. Dann richtete er sich auf und zog mit einem Ruck seinen Dolch aus dem Gürtel.
    «Sieh diese Klinge. An ihr klebt Blut.» Er brach in Gelächter aus. «Menschenblut! Es ist vollbracht. Ich habe es tatsächlich vollbracht. Ich habe meinen Freund gerichtet, weil er mich verraten hat. Und du bist die Nächste!» Er hob den Arm mit der Waffe: «Ich werde euch alle vernichten – diese ganze höfische Teufelsbrut!»
    Mit unerwarteter Kraft sprang Sabina aus dem Bett, noch immer stumm vor Entsetzen. Doch schon war Ulrich bei ihr und fuchtelte mit dem Dolch vor ihrem Leib.
    «Du bist die Nächste.» Jetzt flüsterte er, war kaum noch zu verstehen. «Und mit dir dieser Bastard in deinem Leib. Dieser Bastard von einem Dietrich Speth. Warum habt ihr mich nur alle verraten?»
    Sabina presste die Arme auf ihren Bauch, als ob sie damit die tödliche Waffe würde abwehren können, wich zurück in die Ecke ihrer Kammer, in die Enge getrieben wie ein Tier.
    «Ha! Jetzt zitterst du vor Angst. Jetzt endlich hältst du dein dünkelhaftes Großmaul.»
    Da stieß sie mit der Hüfte gegen den Waschtisch. Blitzschnell ergriff sie den Krug und schleuderte ihn ihrem Angreifer gegen die Brust. Und im selben Moment, endlich, fand sie ihre Stimme wieder. Sie schrie, wie sie noch nie im Leben geschrien hatte, schrie aus Leibeskräften und stürzte dabei aus der Kammer, quer durch die Stube zur Flügeltür, die zu ihrer Rettung nur angelehnt war. Draußen im Treppenhaus schrie sie weiter, auch als sich längst ein vielköpfigerAuflauf aus hemdsärmligen Dienern, Wächtern und Mägden um sie versammelt hatte. Auf dem Treppenabsatz dann verlor sie das Bewusstsein.
     
    Als sie wieder erwachte, lag sie im Krankenzimmer des Hofmedicus, der Arzt selbst am Kopfende, Dietrich Speth und der getreue Hofzwerg am Fußende des Bettes. Ihr Kopf schmerzte, und nur mit Mühe vermochte sie sich zu erinnern, was geschehen war.
    Sauerbuch reichte ihr einen Schluck Wasser.
    «Was – ist – mit dem Kind?»
    «Alles wird gut. Doch Ihr braucht Ruhe. Am besten hütet Ihr das Bett bis zur Niederkunft.»
    «Er hatte einen Dolch – voller Blut. Umbringen wollte er mich.»
    «Einen Dolch? Ihr müsst schlecht geträumt haben, gnädige Herrin.»
    So langsam kamen ihre Gedanken wieder klarer. Sie schüttelte den Kopf.
    «Ihr glaubt mir nicht? Das war kein Traum. Er stand an meinem Bett und rief, er habe jemanden umgebracht, ich sei die Nächste. Ihr müsst doch das Blut gesehen haben!» Sie richtete sich auf und heftete den Blick an Dietrich. «Was hat das alles zu bedeuten? Ihr wisst doch etwas. Sagt mir die ganze Wahrheit.»
    Der Ritter zögerte. «Hans von Hutten ist tot.»
    Sabina stieß einen erstickten Schrei aus.
    «Es war während der Jagd, die beiden waren eine Zeit lang allein. Niemand weiß, was genau vor sich gegangen ist.»
    «Das kann nicht sein», murmelte sie und ließ sich erschöpft aufs Kissen zurücksinken. Eine warme Hand umschloss ihre Rechte. Es war die des Ritters, der sich zu ihr an den Bettrandgesetzt hatte. Jetzt erst erkannte sie, wie mitgenommen Dietrich aussah. Schließlich war Hans von Hutten sein Freund und ein entfernter Vetter gewesen.
    «Ich habe solche Angst», flüsterte sie. «Wo ist Ulrich jetzt?»
    «Er hat sich in der Canzlei eingeschlossen und lässt niemanden zu sich.»
    «Glaubt wenigstens Ihr mir, dass er mich bedroht hat?»
    Dietrichs Stimme klang rau. «Es ist gewiss das Beste, Ihr verlasst Stuttgart so schnell wie möglich. Ihr und Eure Tochter. So gern ich Euch schützen würde – aber hier im Burgschloss vermag ich das nicht.»
    «Aber das geht nicht», protestierte der Medicus. «Euer Fürstlich Gnaden muss das Bett hüten. Eine Kutschfahrt könnte dem Ungeborenen schaden.»
    «Dann wird die Herzogin eben mit der Sänfte reisen.»
    «Aber wo soll ich denn hin?» Sabina sah den Ritter verzweifelt an.
    «Ihr könntet nach Waiblingen.

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