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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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ihren Untertanen ihr Gesicht behielt.
    Sie sprang von der Gartenbank auf. Die Sonne war längst hinter dem Pavillon verschwunden.
    «Morgen früh werde ich auf den Markt gehen. Allein!»
    Lioba runzelte die Stirn. «Das geht nicht. Ihr könnt nicht wie eine Küchenmagd auf den Markt spazieren.»
    Natürlich wusste Sabina das selbst: Auch wenn sie sich inder Burg frei und nach Belieben bewegen konnte – in der Öffentlichkeit hatte sich eine Fürstin nicht ohne ihre Hofdamen, Diener oder Hofbeamte zu präsentieren. Aber weder mit der Dörrin noch mit diesen sterbenslangweiligen Grafen, die sich ihr als Hofbeamte andienten, würde sie freiwillig einen Spaziergang durch die Stadt machen.
    «Dann geh ich eben als Küchenmagd verkleidet.»
    «Euer Fürstlich Gnaden wissen genau, dass das lächerlich ist.»
    Wenn Lioba in diese förmliche Anrede verfiel, war das gleichbedeutend mit einem Tadel. Sie hatte ja recht. Was nutzte es, als Magd zu gehen, wo sie doch herausfinden wollte, was die Menschen in den Gassen von ihrer Herzogin hielten.
    «Nun gut. Ich nehme dich mit, und als männliche Begleitung den Hofzwerg.»
    «Oje, das wird ein schönes Spektakel im Städtchen geben.»
    Also marschierten am nächsten Vormittag Sabina mit ihrem Hündchen, Lioba und Swinhardus Trummelschlager, dem närrischen Zwerg, an den verdutzten Torwächtern vorbei – Sabina im schlichten hellen Reisekleid, ohne Schleppe und Hut, dafür mit einer neckischen türkisfarbenen Straußenfeder im goldenen Haarnetz, Swinhardus im mi-parti-gefärbten Schellenkostüm und mit Gugel und feuerrotem Hahnenkamm über dem Kopf, und Lioba schließlich, trotz der Wärme, im ehrwürdigen dunkelblauen Samtkleid und schleierbesetzten Häubchen, gerade so, als schäme sie sich für den Aufzug der andern.
    Nachdem sie den Vorhof des Burgschlosses überquert hatten, schlenderten sie ohne Eile die Krambuden an der Kirchhofmauer entlang, hinüber zum Marktplatz. Swinhardushüpfte vorweg, machte seine Faxen und schwang, wenn einer lachte und nicht gleich aus dem Weg sprang, drohend das Narrenzepter oder stieß ein schauerliches Geheul aus. Beim Stadthaus am Markt, wo die Bürger Rat hielten und die Stadt ihren Zoll eintrieb, nahm Sabina ihn beiseite.
    «Liebster und bester Swinhardus, ich bitt Euch von Herzen: Haltet Euch ein wenig zurück. Dass die Leute Euch mögen und spaßig finden, das weiß ich. Ich möchte aber doch wissen, wie sie mir, als ihrer Herzogin, begegnen.»
    Der Zwerg legte seinen Kopf schief und zwinkerte ihr aus den hellen Augen zu.
    «Sehr zu Befehl, Euer hochfürstlich und gnädig Gnaden. Jedoch sollten Seine hochfürstlich und gnädig Gnaden bedenken, dass, wenn ich mich verstecke, Seine hochfürstlich und gnädig Gnaden gar nicht mehr als Seine hochfürstlich und gnädig Gnaden erkannt würde. Vielmehr gehalten würde für die, sagen wir einmal, junge Gemahlin eines Haarnetzmachers. Oder eines Straußenfedernkrämers.»
    Sabina lachte.
    «Ihr sollt Euch auch nicht verstecken. Nur ein bisschen weniger Fatzwerk, verstanden?»
    Er nickte. «Weniger Fatzwerk, mehr Ernst.» Eine Träne quoll unter seinem linken Augenlid hervor. «Gehen wir also.»
    Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf trippelte Swinhardus neben den beiden Frauen her, ganz leise nur noch klimperten seine Glöckchen an Wams und Kragen. So drängten sie sich zwischen den Marktständen hindurch, die von Mägden mit dicken Körben und naseweisen Kindern umlagert waren. Jetzt im Frühsommer gaben die Gärten und Äcker auf den Fildern und im Unterland endlich wieder so viel her, dass die Schragentische voll waren. Dazu kamen derganze Firlefanz der Krämer und Höker, all die Schleifen und Spitzen, Knöpfe und Kämme, Amulette, Kräutersäckchen und Wunderpillen. Hier bot lautstark ein Kesselflicker seine Dienste, dort ein Scherenschleifer, am Brunnen brüllte vor Schmerz ein Mann, dem der Wanderchirurgus eben einen Zahn gezogen hatte. In dem Gewühl bemerkte zunächst keiner, wer unter ihnen weilte. Dann aber schien sich die Ungeheuerlichkeit wie eine lautlose Zeitung blitzschnell quer über den ganzen Platz verbreitet zu haben, ganz plötzlich ging ein Raunen durch die Menge, von allen Seiten zugleich.
    «Die Herzogin! Jesses Marie, die Herzogin!», hörte Sabina es überall flüstern. Vor ihnen teilte sich augenblicklich die Menschenmenge, wich zurück und gab den Blick frei auf die Laube des Hafners, zu welchem sie eben vergeblich vorzudringen versucht hatten. Der gute Mann

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