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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Konstanzer Bischof sei auch schon alles abgesprochen. Leider müsse er ein geringes Schulgeld erheben von vier Schillingenaufs Quartal. Wer das aber nicht begleichen könne, solle sich mit ihm besprechen, damit sich eine Lösung fände.
    Bestimmt hatte der Pfarrer keine Begeisterungsstürme erwartet, doch das Gemurmel, das sich daraufhin im Kirchenschiff erhob, deutete eher auf das Gegenteil. Marie blickte verstohlen zu ihren Zieheltern hinüber, und im selben Moment zischte Berthe:
    «Elendes Pfaffengeschwätz! Arbeiten sollen unsere Kinder und nicht Däumchen drehen im Pfarrhaus!»
    So hatte Muthlein zwar tags drauf seine Klasse beisammen, aber es waren nur elf Knaben gekommen und zwei der Wonnhardt-Mädchen. Von den Schechtelins war selbstredend keiner dabei. Zur Überraschung aller klopfte der Pfarrer noch am selben Abend an deren Tür.
    «Warum ist keines von Euren Kindern gekommen?», fragte er freundlich, aber bestimmt und ohne Umschweife.
    «Weil Eure Schule unsere Kinder einen Kehrichthaufen schert, Herr Pfarrer», gab Berthe zur Antwort.
    «Und was ist mit dir, Marie?»
    Marie wurde es heiß und kalt. Der Pfarrer hatte gut reden – wenn sie jetzt eine ehrliche Antwort gab, waren ihr später ein paar saftige Maulschellen sicher.
    «Ich denke», erwiderte sie mit dünner Stimme, «es ist zu teuer, so ein Unterricht.»
    «Daran soll’s nicht scheitern. Hört zu, Schechtelin.» Er baute sich vor Utz auf, der ihm verständiger schien. «Da ich einstweilen weder Knecht noch Mesner hab, könnte mir Marie beim Faselvieh helfen, das den Winter über bei mir im Stall steht. Sie muss nur die Hühner, den Gemeindeeber und den Gemeindebullen füttern, dann frisches Stroh dazu und fertig. Wenn sie eine halbe Stunde vor dem Unterrichtkommt, reicht das. Und dafür zahlt Ihr keinen Pfennig Schulgeld. Ist das ein Wort?»
    Da Utz nicht gleich antwortete, schob sich Berthe dazwischen.
    «Niemals», keifte sie. «Und schon gar nicht Marie. Die und ihre Schwester gehören nicht zu uns, die fressen uns nur die Haare vom Kopf.»
    Da wurde Utz laut. Mehr noch: Er begann tatsächlich zu brüllen.
    «Halt dein Maul, Weib. Wären Marie und Nele nicht, würdest du hier längst im Dreck ersticken!» Er reichte Muthlein die Hand. «Danke, Herr Pfarrer. Ich schick sie morgen früh zu Euch.»
    So kam es, dass Marie fortan jeden Morgen mit den anderen Schülern in der wohlig beheizten Pfarrstube saß und mit großem Eifer das Alphabet lernte, in lustigen Versen und bunten Bildern, bis es dann ans Silbenzusammenschlagen ging und an die ersten Leseversuche im Katechismus. Gründlich und langsam ging ihr Schulmeister voran, bis auch der Letzte von ihnen seine lectio verstanden hatte.
    Für Marie waren dies die glücklichsten Wochen seit langem. Lesen und Schreiben! Ihr war, als würde sie in eine geheime Wissenschaft eingeweiht, die ihr das Tor zu noch mehr Geheimnissen aufzustoßen versprach.
     
    Draußen stürmte es und schneite in dicken Flocken, drinnen knisterte leise das Feuer im Kachelofen. Sabina hatte ihre Hände auf der Wölbung ihres Bauches liegen und spürte die Bewegungen des ungeborenen Wesens selbst unter dem dicken Tuch ihres Kleides. Sie lächelte versonnen. Sollte es ein Junge werden, so mochte Ulrich seinen Namen bestimmen. Würde es hingegen ein Mädchen sein, wollte sie es Anna nennen, nach der Mutter der Heiligen Gottesmutter, der Mutter aller Mütter, der Schutzpatronin für eine glückliche Heirat, für Kindersegen und eine leichte Geburt.
    Nicht, dass sie die Niederkunft fürchtete – im Gegenteil. Nie hatte sie sich gesünder, nie stärker und ruhiger gefühlt als in diesem Winter, in dem sich ihr Leib zu runden begann, und auch Hofarzt Sauerbruch lobte, wie zufriedenstellend sich alles entwickelte. Denn mit diesem Wesen, das in ihr heranwuchs, verblassten nach und nach all ihre Zweifel und Ängste, verloren sich diese ganzen Grübeleien über die Lage des Landes, ja selbst über den Zustand ihrer Ehe.
    Von den Damen und Jungfern ihres Hofstaats nahm sie, seitdem ihre Schwangerschaft ein offenes Geheimnis war, täglich neue Komplimente entgegen – wie frisch sie aussehe und wie glücklich und schließlich, dass sich das ganze Land auf den kleinen Prinzen oder die kleine Prinzessin freue.
    «Schön, schön», hatte Lioba einmal geknurrt, «aber Euer fürstlicher Herr Gemahl könnte ruhig auch mal was Nettes zu Euch sagen. Da ist er ja selbst bei seinen trächtigen Jagdhündinnen erwartungsfroher.»
    «Du

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