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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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zum ausgiebigen Abendessen, das sie in den seltenen Fällen an der Seite Ulrichs einnahm. Die Abendandacht, die sie mit Lioba vor dem kleinen Altar in ihrer Stube abhielt, beendete schließlich ihren Tag.
    Ja, sie war zufrieden. Vielleicht lag es daran, dass sie endlich ihren Platz gefunden hatte? Dass sie sich all den Anforderungen ihres Standes, denen sie sich anfangs so häufig widersetzt hatte, inzwischen fügte? Ihre Mutter hatte ihr einmal geschrieben, eine Fürstin müsse ihrem Gefolge
als stetes Vorbild dienen in ehrenhaftem Verhalten, müsse ihre Damen in Gottesfurcht, Zurückhaltung und Keuschheit sanft unterweisen, ihr Frauenzimmer in guter Ordnung halten wie der Hirte seine Schafe, wie die Äbtissin ihr Kloster.
    Ob sie diesen hohen Anspruch nun erfüllte, vermochte sie nicht zu beurteilen, aber immerhin – und beinahe stolz – gestand sie sich zu, dass man sie anerkannte als umsichtige Regentin und Haushälterin ihres kleinen Hofstaates, als vernünftige Fürstin, als gute Gastgeberin. Und man zollte ihr Respekt!
    Sie hatte wahrhaftig keinen Grund mehr zu klagen. Und wenn sie an die Geburt ihres Kindes dachte, verspürte sie sogar eine maßlose Freude. Zugleich keimte eine große Hoffnung in ihr auf, die Hoffnung, dass ihr gemeinsames Kind sie und Ulrich endlich zueinanderführen mochte.
     
    «Anna! Meine kleine Anna!», flüsterte Sabina glücklich, als ihr die Hebamme das winzige Bündel in die Arme legte.
    Ende Januar, am Tag der heiligen Martina, war die Prinzessin von Wirtemberg nach schier endlosen Stunden des Schmerzes endlich zur Welt gekommen. Vom Fenster her wärmte eine strahlende Sonne die Gesichter von Mutter und Tochter.
    «Bringt Martina Sonnenschein, hofft man auf viel Korn und Wein!» Lioba strahlte. «Gebe Gott, dass Eurem Kind ein langes und sonniges Leben beschieden ist.»
    Draußen donnerten die Geschütze den Ehrensalut, bald würden die Gratulanten in Scharen am Kindbett vorbeidefilieren. Schon hörten sie die ersten Schritte im Stiegenhaus. Frau von Westerstetten streckte den Kopf zur Tür herein.
    «Der Hofmeister lässt fragen, ob Ihr bereit seid?»
    Sabina seufzte und warf einen fragenden Blick auf Doctor Sauerbruch. Der nickte und gab dem Türhüter ein Zeichen. Die Tür zur Stube öffnete sich, das Stimmengemurmel wurde lauter, doch nichts geschah.
    «Wahrscheinlich kann man sich wieder mal nicht auf die Rangfolge einigen», knurrte der Hofarzt. Laut rief er: «Was ist denn nun?»
    Hofmeister Dietegen von Westerstetten erschien mit hochrotem Kopf.
    «Verzeiht die unvorhergesehene Komplikation – aber der Herzog ist aushäusig. Ich habe eben erst erfahren, dass er heute Morgen zur Sauhatz aufgebrochen ist. Ein Bote ist bereits unterwegs zu ihm.»
    Totenstille trat ein.
    «Und das an einem solchen Tag», entfuhr es Lioba. Sabina schwieg. Warum nur konnte Ulrich nicht einmal an einemsolchen Tag an ihrer Seite sein? Schließlich gab sie sich einen Ruck. «Lasst eintreten.»
    Statt des Landesherrn näherte sich als Erster, zu Sabinas großer Überraschung und Freude, Ulrichs Halbbruder Georg ihrem Bett.
    «Wie schön, dass Ihr gekommen seid!»
    Georg lächelte. «Seit gestern schon bin ich im Schloss und hab auf das große Ereignis gewartet. Morgen wird auch meine Schwester eintreffen. Darf ich die kleine Anna anfassen?»
    Sabina nickte. Das Neugeborene öffnete die Augen und gähnte. Eine Welle des Glücks durchströmte Sabina.
    Und so schlich einer nach dem andern herein, um Prinzessin Anna die gebührende Reverenz zu erweisen. Den Ratgebern und höchsten Amts- und Würdenträgern folgten Damen und Jungfern aus Sabinas Gefolge, dann sämtliche in der Residenz anwesende Edelleute sowie Vertreter der Ehrbarkeit. Sabina war vor Erschöpfung schon fast eingeschlafen, als plötzlich Dietrich vor ihr stand, neben sich seine Frau und den ältesten Sohn Ulrich.
    «Ich wusste gar nicht, dass Ihr in Stuttgart seid.» Etwas Dümmeres hätte ihr nicht einfallen können zur Begrüßung.
    «Im Winter immer, Euer Gnaden. Hattet Ihr das vergessen?»
    Er verneigte sich zum Gruß, und Margretha hauchte ihr einen Kuss auf beide Wangen: «Möge Gott Eurem Kind immer zur Seite stehen.» Ihre Wangen waren eingefallen, die Haut wächsern und bleich wie die eines Leichnams.
    «Habt Dank.» Sabina zwang sich zu einem Lächeln. Herr im Himmel, warum musste sie ausgerechnet jetzt an diesen Kuss denken, an die verbotene Leidenschaft, die in diesen wenigen Sekunden in ihr aufgelodert war?
    «Sobald es

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