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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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standesgemäße Hofhaltung einer Herzogin aussieht?» Sie erhob sich, und prompt standen auch die Herren auf. Sabina überragte jeden von ihnen an Körpergröße. «Wenn ich da an das Frauenzimmer meiner Base Margarete von Österreich denke, mit seinen über hundert Damen und Jungfern! Auchich, merkt Euch das, bin keine hergelaufene Grafentochter, sondern kaiserlicher Abstammung. Falls Ihr, Lorcher» – der Landschreiber duckte sich   –, «also auf den Gedanken kommen solltet, hier im Frauenzimmer ließe sich etwas einsparen, dann werde ich dafür sorgen, dass Ihr Eures Lebens nicht mehr froh werdet. Was mir und meinem Gefolge an Mitteln zur Verfügung steht, ist lächerlich. Seht lieber zu, dass Ihr die Finanzen meines Gemahls in Ordnung bringt.»
    An diesem Abend verzichtete Sabina auf die Mahlzeit in der Tafelstube, denn ihr stand nicht der Sinn nach Gesellschaft. Stattdessen ließ sie sich und Lioba ein wenig Brot, Käse und Wein auf die Stube bringen. Immer noch wühlte sie das Gespräch mit Ulrichs Ratgebern auf. War Wirtemberg tatsächlich bankrott?
    Lioba schüttelte bekümmert den Kopf. «Wenn ich da an das Regiment Eures Vaters zurückdenke: Seine Hofhaltung war ein Vorbild an Mäßigung und Sparsamkeit, und trotzdem wurde München hochberühmt unter den Fürstenstädten. Statt ausschweifende Feste zu feiern, holte Herzog Albrecht lieber Gelehrte und Künstler in die Residenz oder gab Geld für neue Bauten und Gassen aus.»
    Wider Willen musste Sabina lachen: «München ist die Stadt mit den meisten Badstuben im ganzen Reich und mit den meisten Brauereien. Und hier haben wir nicht mal eine einzige. Wie sehr ich das gute bairische Bier vermisse.»
    Sie nippte an ihrem Muskateller. Plötzlich überfiel sie das Heimweh wie schon lange nicht mehr. Die gemütlichen Winterabende, noch in der Alten Veste, wenn sie alle beieinandersaßen beim Kaminfeuer und dabei Karten spielten – wie schön war das gewesen. Und wie sich ihre Eltern vor den Kindern liebevoll geneckt hatten und jedes Mal in Lachen ausbrachen, wenn Sabina ihre Scherze für bare Münze genommen hatte.
    «Ja», murmelte sie. «Mein Vater war aus anderem Holz geschnitzt als Ulrich. Auch als Ehegemahl.»
    «Aber dass die Ehe Eurer Eltern unter höchst widrigen Umständen begann, solltet Ihr nicht vergessen!»
    Sabina nickte unwillig.
    «Und doch hat sich alles zum Besten gewendet», fuhr Lioba fort. «Ihr dürft die Hoffnung nicht aufgeben!»
    Aber mit Dietrich Speth darf ich mir keine Hoffnungen machen, dachte Sabina. Seit jenem unerhörten Kuss machte sie sich heftige Vorwürfe, schwach geworden zu sein. Wenn Dietrich doch für immer bei seiner Frau auf Schloss Zwiefalten bliebe – das wäre ihr geradewegs das Liebste.
     
    Eine Woche später bestätigte der Hofarzt, was Sabina längst vermutet hatte: Sie trug ein Kind unter dem Herzen.

14
    Die Zeit schleppte sich dahin mit den täglichen Plackereien auf dem Feld und im Haus. Einmal mehr war die Ernte schlecht ausgefallen, eine Seuche hatte das Kleinvieh im Dorf dahingerafft, und so entbehrten die Schechtelins zusehends des Nötigsten und litten an Hunger. Schon der Kleinzehnt an die Kirche hatte sie fast an den Bettelstab gebracht, bald würden die Zinsen und Abgaben zu Martini folgen. Vor allem um ihre Schwester Nele sorgte sich Marie. Das Mädchen wurde immer magerer.
    Inzwischen kam es bald täglich zu handfesten Streitereien. Selbst ihrem sonst so gutmütigen Ziehvater Utz rutschte häufig die Hand aus, meist bei seinen Söhnen, hin und wiederaber schlug er auch Marie oder Nele. Nur seiner Frau gegenüber wagte er keine Widerworte. Dabei war Berthes launisches und gehässiges Wesen kaum noch zu ertragen. Hinzu kam, dass Marie im Sommer zur Frau geworden war. Erst hatte ihre Brust schmerzhaft zu schwellen begonnen, dann hatte die Blutung eingesetzt. Sie fand das alles nur entsetzlich, um so mehr, als sie nun die bewundernden Blicke sämtlicher Burschen im Dorf, ja selbst der älteren Männer auf sich zog, wenn sie abends vom Feld heimkehrte – dabei wollte sie doch nur den einen zum Mann, und der hatte sie vergessen!
    Einmal hatte sich Lenz, der ältere ihrer beiden Vettern, des Nachts an ihr Lager geschlichen. Sie war davon erwacht, dass sie seine Hand an ihrem Busen spürte.
    «Verschwinde», hatte sie gezischt. Da war auch schon Berthe im Dunkel aufgetaucht und hatte ihr rechts und links eins hinter die Ohren gegeben. Ihr! Was für eine Gemeinheit! Gerade zum Trotz hatte sie am

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