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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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übertreibst», hatte Sabina gelacht. «Außerdem: Hat er mir nicht neulich eigens die Sänfte neu auspolstern lassen, damit ich auch noch in den Tagen vor der Niederkunft hinaus kann?»
    Nein – sie wollte nicht klagen. Hatte sie sich doch in den letzten Monaten hier in der Residenz so weit eingerichtet, dass sie dieses Stuttgart endlich ein wenig als ihr Zuhause annahm. Gerade im Spätsommer und im Herbst zeigte sich die Landschaft mit ihren warmen, sonnigen Weinbergen und den sanften Hügeln, mit all den prallbehängten Apfel- und Birnbäumen entlang den Straßen von ihrer lieblichsten Seite. Sogar der etwas verschrobene Menschenschlag warihr, wenn sie ehrlich war, ans Herz gewachsen: Steckte hinter ihrem verhaltenen Wesen, selbst nach bösen Schicksalsschlägen, nicht auch eine große Portion Gutmütigkeit? Hinter diesem eigenbrötlerischen, grantligen Eigensinn nicht auch ein enormer Stolz? Und dass die Leute sich so knickrig und knausrig gaben, erschien Sabina angesichts der Prasserei bei Hofe inzwischen als reine Tugend. Nein, sie waren schon recht, diese Schwaben, wobei Ulrich so gar nicht nach ihrem Wesen kam. Außer vielleicht in ihrer Festfreudigkeit – vom Mummenschanz an Fastnacht bis zum Schützenfest im Herbst ließen die Stuttgarter keine Gelegenheit aus, zu feiern und zu tanzen.
    Schon etwas mühsam erhob Sabina sich, als das Kammerfräulein mit dem Nachtkleid eintrat.
    «Wartet, gnädige Herrin, ich helfe Euch.»
    «Ach was, es muss gehen. Ich bin ja schließlich nicht krank.» Sie nahm die freie Hand des jungen Mädchens, Tochter eines verarmten fränkischen Landgrafen, und legte sie sich auf den Bauch.
    «Spürst du es?»
    «Aber ja!» Die Edeljungfer strahlte. «Es schlägt aus wie ein Fohlen.»
    Nachdem sie Sabina beim Umziehen geholfen und den heißen Backstein aus dem Bett entfernt hatte, brachte sie ihre Herrin in die eisigkalte Schlafkammer.
    «Eine selige Nachtruh wünsch ich der gnädigen Frau.» Sie knickste. «Und wenn Ihr erlaubt, werde ich Euer Kleines in mein Abendgebet einschließen.»
    «Das ist schön, Jacobäa! Gute Nacht.»
    Wohlig kuschelte sich Sabina unter die dicke Daunendecke. Sie vermochte sich kaum zu erklären, was sie jeden Abend so zufrieden einschlafen ließ. Denn letztendlich glich ein Tagdem anderen, ihr Alltag hier in der Residenz bot keinerlei Überraschungen, weder böse noch schöne. Noch vor der sechsten Stunde wurde sie geweckt, und die Kammerfrau half ihr beim Ankleiden. Dann ging es hinüber zur Frühmesse, in Gemeinschaft mit der Hofmeistersfrau und ihren sämtlichen Hofdamen und Jungfern. Dort, in der Schlosskapelle, zeigte sie sich grüßend dem Hofstaat, und wer etwas auf dem Herzen hatte, konnte bei dieser Gelegenheit eine Audienz anmelden. Mitunter fand sich zur Messe Ulrich an ihrer Seite ein, um für den Rest des Tages wieder aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, sofern er sie nicht für den Abend an seine Tafel lud.
    Nach dem Gottesdienst dann erwartete sie in ihrer Stube bereits eine heiße Suppe als Morgenmahlzeit, zumeist leistete ihr Lioba beim Essen Gesellschaft. Hernach blieb Zeit für ihren täglichen Spaziergang im Garten oder für Korrespondenzen und notwendige Besprechungen mit dem Hofmeister oder dessen Frau. Die einfach gehaltene Mittagsmahlzeit pflegte sie inzwischen in der Tafelstube einzunehmen, um für ihre Damen und Fräulein da zu sein, bevor sich ein jeder zur Mittagsruhe zurückzog. Der Nachmittag war der Zerstreuung mit Spiel und Handarbeiten oder Ausflügen vorbehalten, wiederum im Kreise ihrer Hofdamen. An schönen Tagen ließ sie es sich, trotz ihres Zustandes, nicht nehmen, auf den eigens für die Damen unterhaltenen Zeltern einen kleinen Rundritt durch den Hofgarten zu machen – auch wenn das gemächliche Schritttempo für sie als geübte Reiterin kaum zu ertragen war.
    Die Sonntage und Donnerstage allerdings, das immerhin hatte Sabina erreicht, wurden die Gemächer zu Mittag und in den Abendstunden für Besucher geöffnet. Dann machten auswärtige Gesandte und Edelmänner ihre Aufwartung und plauderten und tanzten mit den Damen und Jungfern. Dielustigen Hopsereien der Bauern, wie Kehrab oder Firlefanz, waren ihnen zwar verboten, doch auch während der gemessenen Rundtänze ging es gerade unter den Jungen hoch her. Hin und wieder musste Sabina diese Nachmittage auch in ihrer Stube verbringen, wenn nämlich ein Stuttgarter Bürger oder auch jemand aus dem Hofgesinde bei ihr um Audienz gebeten hatte.
    So verging der Tag bis

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