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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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versunken, nun sei er auf dem Heimweg, allein, in Begleitung eines einzigen seiner Trabanten.
    Sabina erfuhr davon während des Abendessens in der Tafelstube. Augenblicklich verabschiedete sie sich von der Gesellschaft und ließ sich von Lioba und Jacobäa in ihre Gemächer zurückbegleiten.
    «Über diesen Misserfolg wird er kaum hinwegkommen», murmelte sie.
    «Hauptsache, er lässt es nicht wieder an Euch aus», sagte Lioba.
    «Am besten», schlug die Kammerjungfer vor, «lasst Ihr beim Hofapotheker schon mal eine gehörige Portion Johanniskraut und Melisse ansetzen. Das hilft gegen die Melancholie.»
    «Ihr seid ja eine wahre Heilkundige», spottete Sabina, schärfer als beabsichtigt. Denn eigentlich mochte sie das junge Mädchen, ehrlich und rechtschaffen, wie es war. «Davon abgesehen tröstet ihn ein Besuch bei der schönen Ursula gewiss wesentlich besser. Jacobäa, sagt mir die Wahrheit.» Sie nahm das Mädchen bei den Schultern. «Ihr Jungfern tratscht doch den lieben langen Tag – was ist dran an dem Gerücht mit Ursula Thumbin?»
    Jacobäa schlug die Augen nieder. «Nun ja, es wird viel geredet bei Hofe. Viel Unsinn auch.»
    «Heraus mit der Sprache.»
    «Man sagt, dass der Herzog wieder wie in alten Zeiten bei ihr in der Kammer sitzt, oftmals auch die ganze Nacht, und dass man sein Lachen und seine – seine Rufe bis auf die Straße hinaus hört. Und dass der Erbmarschall daran keinen Anstoß nimmt, weil er sich in der Schuld des Herzogs sieht. Wegendes schönen Hauses. Wenn Ihr mir nicht glaubt, könnt Ihr auch den Hofzwerg fragen.»
    Erschrocken hielt das Mädchen inne und schlug sich die Hand vor den Mund.
    «Ist schon gut.» Sabina ballte die Fäuste. Sie hatte die Nase restlos voll. Nun würde sie handeln.
     
    «Ich gehe also recht in der Annahme, dass der Herzog die Nächte mit Eurer Tochter verbringt und den Heiligen Bund der Ehe bricht, ohne dass Ihr einschreitet? Oder tut er es gar mit Eurer Einwilligung?»
    Canzler Lamparter und Landschreiber Lorcher warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, während der Erbmarschall sich wand wie ein durchgeschnittener Regenwurm.
    «Keine Antwort ist auch eine Antwort. Nun gut. Als Eure Landesherrin befehle ich Euch: Unternehmt etwas, damit diese Impertinenz ein Ende hat. Ich habe nicht vor, mir das länger bieten zu lassen.»
    «Gnädige Herrin   –» Conrad Thumb rang die Hände. «Euer Durchleuchtig Hochgeboren Fürstin, Euer Liebden   –»
    «Ich bin nicht Euer Liebden. Und jetzt stellt Euch den Tatsachen wie ein Mann und jammert nicht wie eine Memme.»
    Mit hochrotem Kopf sah Thumb zu seinem Landschreiber, als erhoffe er sich Hilfe von ihm. Tatsächlich räusperte sich Lorcher und sagte:
    «Bedenkt doch, Euer Gnaden: Es handelt sich hier nicht um irgendeinen hergelaufenen Landjunker, der im Marschallenhaus Einlass begehrt, sondern um unseren Herzog selbst.»
    «Ebendrum.»
    Jetzt ergriff der Canzler das Wort. «Vielleicht solltet Ihr Euch Eurem Gemahl gegenüber ein wenig sanftmütiger zeigen. Ich meine, so ein schnurrendes Kätzchen ist doch allemal angenehmer als eines, das die Krallen zeigt.»
    «Haltet den Mund, Lamparter. Ihr verkennt den Ernst der Lage. Vielleicht habt Ihr vergessen, dass ich die Nichte des Kaisers und die Schwester der Baiernherzöge bin. Erst gestern erhielt ich ein Schreiben von Herzog Wilhelm, in dem er sich äußerst besorgt zeigt über die Entwicklung hier bei Hofe. Ihm ist das schändliche Verhältnis zwischen Ursula und meinem Gemahl zu Ohren bekommen. Er will Schritte einleiten, die nicht ohne Folgen bleiben werden, zumal jetzt, wo Ulrich mit dem Debakel vor Dijon an Ansehen unter den Fürsten verloren hat. Auch über Euch, Thumb, hat er sich mehr als ungehalten ausgelassen.»
    Der Erbmarschall sank vollends in sich zusammen.
    «O mein Gott», hauchte er.
    «Wenn Ihr mir nicht glaubt, will ich den Brief gerne heraussuchen.»
    «Nein, nein, nicht nötig. Ihr habt ja recht, die Dinge sind nicht gut gelaufen. Glaubt mir, wenn ich wüsste, wie man dem eine Ende machen könnte – ich würde es umgehend tun.»
    «Wenn Ihr es nicht wisst, sage ich es Euch: Verheiratet Eure Tochter mit Hans von Hutten. Und zwar noch diesen Winter.»
    Der Einfall stammte nicht von ihr, sondern von Swinhardus Trummelschlager, den sie nach dem Gespräch mit Jacobäa aufgesucht und um Rat gebeten hatte. Und tatsächlich erschien ihr dies als einzige Lösung, zumal sich Hans schon lange nach diesem Weib verzehrte – warum auch immer.
    Sie erhob

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