Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
Speisemesser neben den Teller. Sabina legte ihm die Hand auf den Arm.
    «Nun ja», wagte sie einzuwenden, «vielleicht war dieser Feldzug doch die falsche Entscheidung angesichts der ernsten Lage. Aber es findet sich gewiss noch eine Lösung.»
    Dabei glaubte sie insgeheim selbst nicht daran. Schließlich stand Ulrich nicht nur bei den Fuggern in der Kreide, sondern auch bei den Eidgenossen, im Elsass, bei den Reichsstädten. Alle Kassen und Schatullen waren leer, ein Schuldenberg von über neunhunderttausend Gulden hatte sich aufgehäuft. Das Herzogtum Wirtemberg war bankrott. Und jeder Geldgeber im Reich wusste: Die Kriegskosten des unglückseligen Burgunderfeldzugs hatte hierzu noch am wenigsten beigetragen. Die kostspielige Hofhaltung war es, Ulrichs Hang zu Prunk und Verschwendung. Nein, von nirgendwoher würde Ulrich noch einen einzigen Heller Kredit erhalten.
    «Und jetzt gehen auch noch meine Bauern gegen mich! Meine Weingärtner!» Seine Stimme klang plötzlich weinerlich. «Sie schwören dem Armen Kunz, fordern irgendwelche alten Rechte ein, die sie niemals innehatten, und faseln von göttlicher Gerechtigkeit. Einen neuen Bundschuh wollen sie aufziehen, diese undankbaren Schandbuben!»
    Er sah sie unsicher an. «Und wenn Ihr es doch nochmal bei Euren Brüdern versucht? Ein einziges Mal noch um einen Kredit bittet?»
    Sie nickte müde. «Gleich nach dem Essen werde ich ihnen schreiben.»
    In diesem Moment meldete der Türhüter drei Besucher,die in großer Dringlichkeit ihre Aufwartung zu machen wünschten. Es waren der Erbmarschall, der Canzler und der Landschreiber. Die heilige Dreieinigkeit, dachte Sabina spöttisch. Als die Männer sie erblickten, blieben sie unschlüssig in der Tür stehen.
    «Was glotzt Ihr wie die Kälber?», schnauzte Ulrich. «Raus oder rein!»
    «Es – es ist vertraulich», stammelte Thumb und starrte Sabina an.
    «Was vertraulich ist, entscheide ich. Und Ihr, Lorcher, braucht mir ohnehin nicht mehr unter die Augen zu kommen. Ich werde prüfen lassen, ob Eure Bücher überhaupt korrekt geführt sind. Und wenn nicht, dann gnade Euch Gott.»
    «Mit Verlaub, Euer Durchleuchtigkeit.» Canzler Lamparter verneigte sich. «Das tatet Ihr bereits. Die Bücher sind musterhaft geführt. Dem Landschreiber kann kein Vorwurf gemacht werden, wenn er ein Loch aufreißen muss, um ein andres zu stopfen. Nun aber, Ihr werdet staunen, ist Rettung in Sicht. Wir haben – nun, besser gesagt, Lorcher hat einen fürwahr blendenden Einfall, eine Eingebung, ließe sich bald sagen   –»
    «Was ist denn nun? Kann der Landschreiber nicht selbst sprechen?»
    Lorcher rieb sich die Hände und trat vor. Auf seinem runden Gesicht lag ein triumphierendes Lächeln.
    «Wie Ihr selbst erlebt habt, Euer Fürstlich Gnaden, ist gegen den Willen des Adels und der Ehrbarkeit nichts auszurichten. Nicht, wenn es den Herrschaften ans Geldsäckel geht. Es gibt indessen noch andere Quellen, die sich anzapfen lassen. In zwar geringerem Maße, dafür hingegen in Massen. Nicht eine Handvoll reicher Herren zahlt also die Zeche, sondern das ganze Volk.»
    «Schwafelt nicht so um den heißen Brei herum. Wie soll das gehen?»
    «Also am wirkungsvollsten wäre es, Ihr erhebtet ein Ungeld auf die wichtigsten Nahrungsmittel wie Getreide, Fleisch, Wein oder Früchte, am besten gleich nach der Fastenzeit.»
    «Ha! Wahrlich ein grandioser Einfall. Dem Bauer in den leeren Beutel greifen, wenn er ohnehin schon murrt.»
    «Nun – zunächst bezahlt er keinen Heller mehr als sonst. Denn Ihr verringert einfach die Maße und Gewichte bei gleichbleibenden Preisen, sagen wir, um den zehnten Teil. Der Mehrgewinn in Geldwert muss abgeführt werden in die herzoglichen Kassen. Zusätzlich könntet Ihr leichtere Münzen prägen lassen. Ihr werdet sehen: Dem werden sich die Städte nicht verweigern.»
    Eine Zeitlang waren nur Lorchers aufgeregte Atemzüge zu hören. Der Herzog starrte die Männer an, als sei er von ihnen beleidigt worden. Dann brach er in schallendes Gelächter aus und schlug sich auf die Schenkel.
    «Fabelhaft, Lorcher, fa-bel-haft. Ist das tatsächlich auf Eurem Mist gewachsen? Respekt!»
    Sein Blick fiel auf Sabina, die der ganzen Unterredung stumm zugehört hatte. «Ich denke, Euer Liebden, das mit dem Brief nach Baiern können wir lassen. Oder?»
    Sie zuckte die Schultern. «Wie Ihr meint. Doch wollt Ihr meine ehrliche Meinung hören?»
    «Aber ja», lachte Ulrich. «Nur zu!»
    «Die Bauern sind in Aufruhr, sie nehmen nicht

Weitere Kostenlose Bücher