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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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mehr als alles andere. Er biedert sich bei den reichen Hansen an, weil die ihm das Säckel zu füllen bereit sind!»
    «Dann reitet zu ihm als sein Freund. Er muss kommen und die Bauern anhören. Jetzt, und nicht erst zum Landtag.»
    «Ich fürchte, dazu ist es zu spät. Seit Ulrich fort ist, arbeitet die Ehrbarkeit daran, dass der Landtag ohne die Bauern stattfinden soll. Da sich die Bauern bereits nächste Woche, zu Fronleichnam, hier in Stuttgart versammeln werden, hatte unser Tübinger Vogt Conrad Breuning die glänzende Idee, den Landtag einfach aufs Tübinger Schloss abzuziehen. Im Geheimen sozusagen.»
    Sabina starrte ihn an. «Das darf nicht wahr sein. Niemals werden sich die Bauern das bieten lassen. Ihr müsst Ulrich davon überzeugen, dass das ein verhängnisvoller Fehler ist.»
    Dietrich schüttelte den Kopf. «Wie es aussieht, lässt der Herzog dem Breuning freie Hand bei seinen Plänen. Im Übrigen ist nicht mal der Ritterstand zum Landtag geladen.»
    «O Gott. Das alles wird böses Blut geben.»
    «Das denke ich auch. Was bis jetzt noch wie ein derber Jahrmarktsklamauk vonstatten gegangen ist, kann schnell in blutige Gewalt umschlagen.» Er sah sie flehend an. «Ich bitteEuch von ganzem Herzen, Sabina: Geht für einige Zeit außer Landes. Ihr sitzt hier auf einem Pulverfass. Auch meine Familie habe ich nach Zwiefalten gebracht. Geht nach München, zu Euren Brüdern.»
    «Das kann ich nicht. Jetzt erst recht nicht.»
    Er griff nach ihrer Hand. «Könnt Ihr denn immer nur Regentin sein?»
    «Wie meint Ihr das?»
    «Ich sorge mich um Euch.» Seine freie Hand berührte flüchtig ihre Wangen.
    Sabina erhob sich brüsk. «Ihr solltet los. Zu Eurer Ratsversammlung. Nein, lasst nur», sie schob seinen Arm zur Seite, «ich finde den Weg allein hinaus.»
     
    Zu Hunderten hatte sich das Landvolk der Umgebung bereits auf dem Stuttgarter Marktplatz versammelt, als sich Herzog Ulrich endlich bequemte, den Hilferufen seiner Räte zu folgen und den Jagdaufenthalt abzubrechen. Sabina fing ihn vor der Tür zu seinen Gemächern ab.
    «Ich hab es eilig, will heute noch nach Tübingen weiter. Geht mir aus dem Weg», waren seine Begrüßungsworte. Aber Sabina ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    «Ich flehe Euch an: Ihr dürft die Bauern nicht einfach im Regen stehen lassen. Ihr müsst sie anhören. Jetzt habt Ihr noch die Wahl zwischen den Ehrbaren und dem Landvolk, das doch trotz allem zu Euch steht. Diese Menschen warten nur darauf, dass Ihr ihnen Gehör schenkt, geduldig und demütig warten sie, ohne an Gewalt auch nur zu denken!»
    «Weißt du was?» Grob schob er sie zur Seite. «Ich gebe einen Furz auf deine elenden Ratschläge. Und jetzt lass mich in Ruhe, ich hab Wichtigeres zu tun.»

18
    Vitus war es äußerst mulmig zumute. An die siebentausend Männer aus dem ganzen Amt hatten sich hier auf dem Wasen versammelt, vor den Toren Schorndorfs. Viele hatten sich trotz Verbots mit schweren Sauspießen, Sensen und hakenbewehrten Äxten bewaffnet, einige sogar mit Helmbarte und Kurzschwert. In bislang noch wohlgeordneten Reihen erwarteten sie die herzoglichen Gesandten, die überall im Land die Huldigung auf den Tübinger Vertrag einforderten. In einigen Ämtern waren die Beamten bereits tätlich angegriffen worden, und auch hier, dessen war sich Vitus sicher, würde das Ganze nicht ohne Tumult vonstatten gehen.
    Allzu sehr sahen sich die Bauern getäuscht und betrogen von ihrem Herzog und dessen Vasallen, keiner von ihnen würde sich diesem schändlichen Vertrag beugen. Einem Vertrag, der allein zwischen Ehrbarkeit und Landesherrn ausgemauschelt worden war, während man die Bauern in Stuttgart hatte sitzenlassen. Inzwischen waren die ersten Bauernführer verhaftet, und der Herzog ließ die Festungen und großen Städte aufrüsten. Gegen Sanierung seiner Schulden hatte er sich bei der Ehrbarkeit ein gemeinsames Vorgehen gegen das Landvolk erkauft. Anders konnte man diesen Vertrag nicht sehen, in dessen Artikeln es ausnahmslos um die neuen Rechte der reichen Bürger und Magistrate ging, um deren Mitsprache bei Krieg und Frieden, bei Verkauf von Land und Leuten, beim Erheben neuer Steuern und Abgaben.
    Für den gemeinen Mann hingegen war nichts dabei, außer dass die Fronen jetzt überall gleich sein sollten und künftig keine Jagden mehr durch ihre Felder führen sollten – als ob sich die feinen Herrschaften jemals daran halten würden! Letztlich standen sie sogar noch schlechter da als zuvor, daHerzog Ulrich

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