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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Frage der
Zeit, bis die erste Granate die NAUTILUS traf.
Mike stolperte hinter Trautman und Singh in den Kommandoraum. Er sah, daß Chris über die Kontrollanzeigen gebeugt dastand und ihnen voll Entsetzen entgegensah - die beiden Explosionen waren auch hier
unten deutlich zu hören gewesen, aber Chris konnte
ja nicht wissen, was der Lärm und die plötzlichen Erschütterungen bedeuteten. Mike warf einen Blick aus
dem riesigen Aussichtsfeilster, das einen Großteil der
Steuerbordwand einnahm. Das Wasser, das hier normalerweise so kristallklar und durchsichtig war, daß
man Hunderte von Metern weit sehen konnte, sprudelte und schäumte.
»Was ist passiert?« fragte Chris entsetzt. »Ich ... ich
habe nur die automatische Steuerung ausgeschaltet.
Wirklich, ich habe nichts angerührt!«
Offensichtlich glaubte Chris, daß der Lärm und die
kochenden Wogen seine Schuld waren. Niemand antwortete, alle waren mit einem Sprung an ihrem Platz
hinter den Kontrollinstrumenten. Trautman
selbst
ließ sich in den Kapitänssessel
fallen. Seine Hände
schienen plötzlich zu eigenem Leben zu erwachen und
ein Dutzend verschiedener Dinge gleichzeitig zu tun.
Aber auch Mike und die anderen waren für die nächsten
Augenblicke
vollauf beschäftigt. Sie
hatten
während der Fahrt hierher Zeit genug gehabt, sich
mit der Steuerung der NAUTILUS vollends vertraut
zu machen, und sie hatten auch einen Fall wie diesen
geübt - sozusagen aus dem Stand heraus Fahrt aufzunehmen und zu tauchen. Allerdings hätte sich wohl
keiner von ihnen auch nur träumen lassen, daß sie ih
    re Übungen so schnell in die Praxis umsetzen würden
- und daß es dabei um ihr Leben ging.
Und so war es auch. Mike warf einen Blick aus dem
Fenster - und schloß geblendet die Augen, als die
nächste Granate der LEOPOLD so nahe bei der NAUTILUS explodierte, daß der grelle Lichtblitz für einen
Moment
alle Farben auslöschte und schmerzende
Nachbilder auf Mikes Netzhaut hinterließ. Eine halbe
Sekunde später erbebte die NAUTILUS wie unter einem Hammerschlag. Mikes Herz machte einen erschrockenen Sprung, als er spürte, wie sich das riesige Tauchboot schwerfällig auf die Seite legte. Für ein
paar Sekunden war das Meer vor dem Fenster verschwunden, und statt dessen fiel grelles Sonnenlicht
in den Raum. Dann kippte das Schiff mit solcher
Wucht in die Waagrechte zurück, daß Mike um ein
Haar aus seinem Sessel geschleudert worden wäre.
»Das war knapp«, sagte Trautman trocken. »Machen
wir, daß wir wegkommen. Ich fürchte, der nächste
Schuß trifft.«
Das Meer vor dem Fenster begann allmählich dunkler
zu werden, als das Schiff immer steiler in die Tiefe
sank. Eine weitere Granate explodierte über ihnen,
und sie wurden erneut durchgeschüttelt;
allerdings
nicht mehr so heftig wie das letzte Mal.
»Dreißig ... vierzig ... fünfundvierzig Meter.« Trautman las die Anzeige des Tiefenmessers laut ab. »Ich
glaube, das reicht. Aber das war verdammt knapp.«
Etwas im donnernden Takt der Maschinen änderte
sich, und der Boden begann sich wieder zu heben. Sie
fuhren noch immer mit Höchstgeschwindigkeit, sanken aber nicht mehr tiefer.
Trautman richtete sich hinter seinem Kommandopult
auf. Mike sah erst jetzt, daß sein Gesicht schweißnaß
war und seine Hände leicht zitterten. Trotz seiner
äußerlichen Ruhe war ihm die entsetzliche Gefahr, in
der sie alle geschwebt hatten,
bewußt gewesen. Irgendwie fand Mike den Gedanken, daß auch Trautman Angst gehabt hatte, beruhigend, obwohl er sich
dies im ersten Moment selbst nicht erklären konnte.
Singh betrat die Brücke. Sein Haar, sein Gesicht und
seine Schultern waren naß, er hatte die Luke wohl im
allerletzten Moment zubekommen, und er schien gestürzt zu sein, denn er blutete aus
einer
kleinen
Platzwunde über dem Auge. Noch ehe Trautman etwas sagen konnte, wandte er sich an Mike. »Seid Ihr
verletzt, Herr?«
Mike schüttelte den Kopf.
»Was ... was ist überhaupt passiert?« fragte Chris verdattert. »Ist ... ist irgend etwas kaputtgegangen?«
»Ja«, maulte Ben, ehe Mike oder Trautman antworten
konnten. » Wir wären um ein Haar kaputtgegangen. «
Er schoß einen giftigen Blick in Mikes Richtung ab
und fügte böse hinzu: »Das war ein schöner Gruß von
deinem Freund Winterfeld.«
»Winterfeld ist nicht mein Freund«, antwortete Mike
ärgerlich. »Er ist -«
Trautman unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Aufhören!« sagte er scharf. »Habt ihr zwei nichts
Besseres zu tun, als euch zu streiten?«
Ben duckte sich ein wenig

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