Das Maedchen von Atlantis
machen?« fragte Mike.
»Wir werden der LEOPOLD ein wenig den Bauch aufschlitzen«, erklärte Trautman vergnügt. »Ein so
großes Schiff wird davon nicht untergehen, aber die
Mannschaft wird alle Hände voll zu tun haben, um
das Wasser aus dem Schiff zu pumpen.«
»Aufschlitzen?!« Mike tauschte einen erschrockenen
Blick mit Juan und André. Irgend etwas stimmte hier
nicht, das spürte er.
»Natürlich«, erklärte Trautman. »Auf diese Weise hat
dein Vater all
seine Opfer erlegt. Was glaubst du,
wofür die NAUTILUS den Zackenkamm hat? Damit
sägen wir das Schiff auf, als bestünde es aus Butter,
statt aus massivem Eichenholz.«
»Holz?« stammelte Mike. Er fühlte eisigen Schrecken
in sich aufsteigen. Sie hatten die LEOPOLD fast erreicht. »Sagten Sie: Eichenholz?«
Trautman nickte und sah ihn an, als zweifelte er an
seinem Verstand. »Was sonst? Kriegsschiffe baut man
schließlich nicht aus Schilf, oder? Es wird einen ganz
schönen Ruck geben, aber wir -«
»Worauf Sie sich verlassen können«, fiel ihm Juan
trocken ins Wort. »Es mag noch viele Segler aus Holz
gegeben haben, als Nemo und Sie die Weltmeere unsicher gemacht haben, aber das Ding da vorne -« Er
hob die Hand und deutete zum Bug hin. »- besteht aus
mindestens fünf Zentimeter starkem Panzerstahl!«
»Stahl?« wiederholte Trautman. Auf seinem Gesicht
erschien ein bestürzter Ausdruck.
»Panzerstahl«, verbesserte ihn Juan. Er deutete mit
Daumen und Zeigefinger einen Abstand von gut fünf
Zentimetern an. »So dick.«
Trautman starrte ihn mit blankem Entsetzen an.
»0 mein Gott!« flüsterte er. »Wir müssen -«
Er kam nicht weiter. Die Zahlen auf der Anzeige vor
ihm hatten die Null erreicht.
Mike fand gerade noch Zeit, sich am Rand seines Pultes festzuklammern, da ging auch schon ein ungeheurer Schlag durch die NAUTILUS. Das Schiff dröhnte
wie eine riesige Glocke, die von einem ebenso riesigen Klöppel getroffen worden war, und diesmal war
es, als wären sie unter die Füße eines zornigen Riesen
geraten, der sich vorgenommen hatte, sie in den Meeresgrund zu rammen. Mike wurde aus seinem Sessel
und in die Höhe gerissen, verlor den Halt und schlug
einen Salto in der Luft, während er über sein Pult
hinwegsegelte. Gellende Schreie erfüllten den Kommandoraum, Mike stürzte hart, wurde erneut herumgerissen und prallte gegen etwas Hartes, daß er glaubte, sein Rückgrat bräche entzwei. Das Licht flackerte.
Ein schriller, mißtönender Laut erklang, als schrie
das Schiff wie unter Schmerzen, und er konnte hören,
wie irgendwo weiter am Heck etwas zerbrach. Decke,
Boden und Wände schienen einen wilden Tanz um
ihn herum aufzuführen, und er sah noch, wie sich der
Boden immer weiter und weiter nach vorne senkte,
als das Schiff regelrecht ins Meer hineingetrieben
wurde. Vergeblich suchte er nach irgend etwas, woran er sich festklammern konnte.
Dann sprang plötzlich die stählerne Wand des Raumes
auf ihn zu, und das war für etliche Stunden das letzte,
was er sah.
Jemand schlug Mike ins Gesicht: so leicht, daß es
nicht weh tat, aber auch so hartnäckig und gleichmäßig, daß es ihm unmöglich war, das zu tun, was er
am liebsten getan hätte - nämlich weiterzuschlafen.
Widerwillig hob Mike das linke Augenlid, sah ein
dunkles, von schwarzem Haar umrahmtes Gesicht
über sich und schloß das Auge sofort wieder.
»Lßmchnruhe«, nuschelte er. Singh jedoch schlug Mike
weiter geduldig abwechselnd auf die rechte und die linke Wange, bis dieser endlich die Augen öffnete und seine Hand festhielt.
»Ich denke, du bist mein Leibwächter«, sagte er. »Wieso schlägst du dann auf mich ein, als würdest du
dafür bezahlt?«
Es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen
tatsächlich ein Lächeln auf Singhs Zügen erschien.
»Ihr müßt aufwachen, Herr«, sagte er.
»Wenn das so ist, warum versuchst du dann, mich
wieder bewußtlos zu schlagen?« maulte Mike. Er wollte nicht aufwachen. Er hatte einen so spannenden
Traum gehabt. Er hatte geträumt, daß die NAUTILUS
das deutsche Kriegsschiff angegriffen hatte und dabei
so schwer beschädigt worden war, daß
Geträumt?
Mike setzte sich mit einem so plötzlichen Ruck auf,
daß Singh erschrocken ein Stück zurückprallte. Es
war kein Traum gewesen! Sie hatten die LEOPOLD
angegriffen, und das Schiff war beschädigt worden.
Zumindest war das letzte, woran er sich erinnern
konnte, daß Trautman wohl gründlich die Kontrolle
über die NAUTILUS verloren hatte und sich das
Tauchboot auf dem Weg zum Meeresboden
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