Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
abgetrieben...
Nein, er wollte sich nicht vorstellen, was dann passiert wäre. Das Schiff hing gut zu einem Drittel über
dem Nichts. Sein Bug war zwischen einigen Felsen
    eingekeilt, aber der Halt sah nicht besonders vertrauenerweckend aus. Mike bildete sich tatsächlich ein,
das Boot in der Strömung hin und her wanken zu sehen wie eine zu groß geratene Schiffsschaukel. Natürlich wußte er, daß das pure Einbildung war - ein
Scherz, den ihm seine über die Maßen angespannten
Nerven spielten. Aber es war auch zugleich eine Warnung. Wenn sie an Bord zurückkehrten, sollten sie
sich vielleicht besser vorsichtig bewegen. Eine Winzigkeit mochte genügen, das Schiff
vollends
abrutschen und ins Bodenlose stürzen zu lassen.
Trautman berührte ihn an der Schulter. Als Mike den
Kopf wandte und ihn ansah, deutete ihm Trautman,
daß sie wieder zum Schiff zurückkehren sollten.
Schwerfällig drehten sie sich herum und bewegten
sich an der Außenwand des Unterseebootes entlang,
wobei ihnen die Lichtstrahlen ihrer Scheinwerfer wie
kleine suchende Lichttierchen vorauseilten.
Obwohl das Wasser ihnen mit seinem Auftrieb half,
war es ein hartes Stück Arbeit, an der Außenseite der
NAUTLIUS emporzuklettern. Mike erschrak, als sie
hintereinander auf das Oberdeck kletterten und das
volle Ausmaß der Schäden erkannten: Mehrere Spitzen des stählernen Zackenkammes waren verbogen,
zwei oder drei glatt abgebrochen. Die
NAUTILUS
mußte die LEOPOLD mit weitaus mehr Wucht gerammt haben, als er bisher geglaubt hatte. Auch der
Turm mit dem Ausstieg hatte etwas abbekommen; der
obere Lukendeckel war verbogen. Er war zwar noch
dicht, aber wahrscheinlich würden sie einen Vorschlaghammer brauchen, um ihn jemals wieder aufzubekommen. Das Schlimmste aber war ein fast mannslanger Riß, der sich dort entlangzog, wo sich die oberen Lagerräume befanden.
Und trotzdem hatten sie wieder Glück gehabt. Hätte
    der Zusammenstoß den Turm beschädigt - oder gar
abgerissen -, dann wäre das Schiff binnen weniger
Minuten randvoll mit Wasser gelaufen.
Trautman ging näher an den Riß heran, um das Leck
genau zu untersuchen. Er blieb eine ganze Weile dort
stehen, tastete vorsichtig über das Metall und besah
sich auch die Heckschleuse eingehend, die sich in gefährlicher Nähe der Wunde befand, die im Leib der
NAUTILUS klaffte. Dann kam er wieder zu ihnen und
machte eine Handbewegung, die besagte, daß sie sich
wieder ins Schiffsinnere begeben sollten.
Als Mike sich herumdrehte, um der Aufforderung Folge zu leisten, sah er das Licht.
Mike erstarrte mitten in der Bewegung.
Es war nur ein Schimmer gewesen, ein kurzer, blasser Blitz, der ebenso rasch wieder erloschen wie aufgeflammt war.
Mikes Herz begann so schnell zu schlagen, daß er es
bis in die Fingerspitzen
fühlen konnte. Ein
Licht?
Hier unten? Zweihundert Meter unter dem
Meeresspiegel? Offensichtlich hatte auch Singh das Licht gesehen, denn das spiegelnde Zyklopenauge seines Helmes blickte starr in die gleiche Richtung, als Mike
sich zu ihm herumdrehte.
Trautman winkte ihnen erneut, doch Singh und Mike
schüttelten gleichzeitig den Kopf, und Singh deutete
in die Richtung, in der sie das Licht gesehen hatten.
Mike hatte sich nicht getäuscht: es vergingen nur einige Sekunden, dann flammte das Licht wieder auf,
wieder nur für einen winzigen Moment. Aber diesmal
hatte es auch Trautman gesehen, denn er kletterte am
Rumpf der NAUTILUS hinab, so schnell es der klobige
Anzug zuließ, und legte seinen Scheinwerfer auf den
Boden. Der gelbe Lichtstrahl, der in der schauerlichen
Schwärze hier unten noch greller wirkte als ohnehin,
stach schräg nach oben in den flüssigen Himmel, wo
er sich nach einer Weile in der Dunkelheit verlor.
Im ersten Moment verstand Mike nicht, warum Trautman das tat - aber es wurde ihm klar, kaum, daß sie
sich ein paar Schritte von der NAUTILUS
entfernt
hatten. Das Schiff verschmolz mit dem schwarzen
Wasser und war schon nach Augenblicken einfach
verschwunden. Ohne den Scheinwerfer, den Trautman zurückgelassen hatte, hätten sie wahrscheinlich
keine Chance gehabt, den Rückweg jemals zu finden.
So dicht hintereinander, daß sie sich mit den ausgestreckten Armen hätten berühren können, bewegten
sie sich in Richtung des Lichtes. Es war auch jetzt
noch dann und wann zu erblicken: ein sanfter Schimmer, der aufblitzte und verschwand, mal für eine Sekunde, mal für zwei oder drei, mal nur für einen winzigen Augenblick. Mike versuchte vergeblich, irgendeine Regelmäßigkeit in diesem

Weitere Kostenlose Bücher