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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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krallenbewehrte Pfote in seinen Gesichtskreis, und zwei- oder dreimal stoben kleinere Tiere in
Panik vor ihm davon. Er verfolgte sie, und obwohl er
sie nicht einholte und jedesmal leer ausging, war es
ein ungemein aufregendes Gefühl, das Mike bald so in
seinen Bann zog, daß er schließlich beinahe vergaß,
nur zu träumen. Ganz plötzlich war er es, der hinter
einem kleinen, an ein Eichhörnchen mit kahlem
Schwanz erinnerndes Wesen herjagte, nicht mehr
sein erträumter Wirt, und er spürte das Jagdfieber
und den bohrenden Hunger so heftig, als wären es
tatsächlich seine Gefühle, nicht die eines erträumten
Geschöpfes in einer erträumten Welt. Seine Beute
drohte zu entkommen und rannte mit ungemein behenden Sprüngen an einem Baumstamm empor, aber
Mike folgte ihr mit ebensolcher Leichtigkeit. Er spürte, wie sich seine Krallen in die Rinde des Farnbaumes
gruben, während sein schlanker, muskulöser Körper
sich zum entscheidenden Sprung spannte, und Jemand schlug ihm so heftig ins Gesicht, daß Mike
schreiend hochfuhr und schützend die Arme vor das
Gesicht riß. Im allerersten Moment sah er nur Licht
und Schatten, die einen sinnverwirrenden Tanz um
ihn aufführten. Er glaubte zu stürzen. Wenn er den
Halt am Baumstamm verlor und fiel, würde er Welcher Baumstamm?
Mike wachte gewissermaßen zum zweiten Mal auf, als
ihm klarwurde, daß er nicht mehr in der erträumten
Welt des Farndschungels war, sondern keuchend und
am ganzen Leib naß vor Schweiß aufrecht in seinem
Bett saß. Und vor ihm befand sich auch kein kleines,
struppiges
Eichhörnchen,
sondern Singh, der ihn
voller Sorge ansah und schon mit etwas mehr als
sanfter Gewalt seine Handgelenke festhielt.
    »Ist alles in Ordnung mit Euch, Herr?« fragte er.
Mike nickte und nahm die Arme herunter, als Singh
endlich seine Handgelenke losließ. Erst dann spürte
er das Brennen auf seinem Gesicht. Ein um Verzeihung heischender Ausdruck erschien in Singhs Augen, als Mike die rechte Hand auf seine Wange legte.
»Du hast mich schon wieder geschlagen«, sagte Mike
vorwurfsvoll.
»Ich wußte mir keinen anderen Rat«, antwortete
Singh mit einer Stimme, der jegliches Bedauern fehlte. »Ihr habt geschrien und um Euch geschlagen. Hattet Ihr einen schlechten Traum?«
»Ich... glaube ja«, sagte Mike zögernd. Ein kurzes, eisiges Frösteln lief über seinen Rücken. Im Traum war
er als gewaltiges Raubtier durch einen Dschungel gestreift, der ihm
völlig normal vorgekommen war,
während er ihm aus der Erinnerung heraus jetzt
ebenso bizarr und unwirklich erschien. Es gelang
Mike nur mit Mühe, sich noch an einige Details zu erinnern, obwohl der Traum so real gewesen war. Aber
wie es oft mit Träumen ist, die Bilder verblaßten
rasch, nachdem er einmal erwacht war.
Singh sah ihn weiter mit großer Besorgnis an. »Was
ist los mit Euch?« erkundigte er sich besorgt. »Ihr
seht schrecklich aus - mit Verlaub gesagt.« Er streckte den Arm aus und legte ihm die Handfläche auf die
Stirn. »Kein Wunder. Ihr habt hohes Fieber. Eure
Stirn glüht ja fast.«
»Das ist nichts«, antwortete Mike.
»Ich werde Chinin aus der Bordapotheke holen«, sagte
Singh, aber Mike hielt ihn mit einer fast
erschrockenen Handbewegung zurück. Er brauchte keine Medikamente. Es war seltsam - er wußte nicht, was ihm
fehlte, aber er wußte mit absoluter Gewißheit, daß Medikamente dagegen nicht helfen würden.
»Ich habe mich wahrscheinlich überanstrengt«, sagte
er. »Es war alles etwas viel.«
Singh ließ sich nicht anmerken, was er von
seiner
Antwort hielt. Allerdings tat er auch jetzt wieder, was
Mike mittlerweile schon von ihm gewöhnt war; wenn
Singh glaubte, sein Herr und Schützling wäre in Gefahr oder hätte sich zuviel zugemutet, dann ignorierte
er Mikes Befehle kurzerhand. Obwohl Singh darauf
bestand, ihn mit Herr anzureden und ihn zu behandeln, als wäre er Mikes Sklave und Leibeigener, nicht
der Mann, der ihm schon ein paarmal das Leben gerettet hatte und ohne den sie alle nicht hier wären,
besaß er auch ein
unübertroffenes Talent darin,
Mikes Wünsche
gegebenenfalls einfach nicht zur
Kenntnis zu nehmen. »Ich werde etwas holen, was das
Fieber senkt«, erklärte er. Noch bevor Mike etwas sagen konnte, verließ er die Kabine.
Mikes Blick fiel auf seine rechte Hand. Die Bißwunde,
die ihm der Kater zugefügt hatte, hatte sich weiter
gerötet und war noch mehr angeschwollen. Das Blut
pochte in seiner Hand. Der Biß hatte sich entzündet.
Und wahrscheinlich war das auch der Grund für

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