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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf den Boden. Sofort begann das
Tier neugierig auf dem Deck herumzustreichen.
Mit einiger Verspätung kam endlich auch Trautman
die Strickleiter heraufgeklettert. Ganz wie es sich für
einen Kapitän gebührt, hatte er sein Schiff als letzter
verlassen. Seine Miene verdüsterte sich, als er die Soldaten und Winterfeld gewahrte, doch Mike sah in seinen Augen den gleichen Respekt, den er selbst Winterfeld entgegenbrachte. Irgendwie, dachte er, waren
sich die beiden Männer sehr ähnlich.
»Sie müssen Trautman sein«, sagte Winterfeld. »Paul
hat mir von Ihnen erzählt.« Er trat dem alten Mann
entgegen und streckte die Hand aus, und er tat es auf
seine Art, die die Geste kein bißchen herablassend erscheinen ließ, nicht die eines Siegers dem Besiegten
    gegenüber, sondern ein Ausdruck der Achtung. Mike
war nicht überrascht, als Trautman die Hand nahm
und kurz und kräftig drückte.
»Paul!« sagte Ben. »Also hat diese kleine Ratte doch
geredet! Aber das war schließlich zu erwarten.«
»Die kleine Ratte, wie du ihn nennst«,
entgegnete
Winterfeld ruhig, »ist immerhin mein Sohn, also überlege dir lieber, was du sagst.« Er trat einen Schritt
zurück und hob ein wenig die Stimme. »Und wenn es
euch beruhigt: Er hat mir leider nicht annähernd so
viel verraten, wie ich mir gewünscht hätte. Er betrachtet euch nach wie vor als seine Freunde.«
»O ja, er ist ein richtiger Freund«, höhnte Ben. »Wirklich, solche Freunde habe ich mir immer gewünscht dann braucht man nämlich keine Feinde mehr.« Er
sah Winterfeld herausfordernd an, und trotz des
Zorns, den seine Worte in Mike wachriefen, mußte er
Bens Mut bewundern. »Was haben Sie jetzt mit uns
vor?« fragte Ben. »Lassen Sie uns gleich erschießen,
oder liefern Sie uns mitsamt der NAUTILUS dem Flottenkommando aus?«
Winterfeld schüttelte den Kopf. »Weder das eine noch
das andere«, antwortete er ruhig. »Ich habe nicht vor,
die NAUTILUS irgend jemandem auszuliefern, auch
nicht der deutschen Marine.«
»Ach?« fragte Ben spitz, »Und wer soll das glauben?«
Mike versetzte ihm einen Ellbogenstoß in die Seite,
der ihn verstummen ließ, und Winterfeld lächelte ihm
kurz zu, bevor er fortfuhr: »Ich fürchte sogar, daß
mein Kaiserreich nicht besonders gut auf mich zu
sprechen ist und mich vor ein Kriegsgericht stellen
würde, wenn ich so dumm wäre, zurückzugehen.«
»Soll das heißen, daß das alles hier -« begann Trautman, wurde aber von Winterfeld unterbrochen, der
die Hand hob und nickte.
    »- ganz allein auf meine Verantwortung hin geschehen ist, ganz recht. Ja. Niemand in Berlin weiß, was
ich hier tue.«
»Also sind Sie nichts als ein gemeiner Pirat«, sagte
Ben.
»Das Wort Dissident wäre mir lieber«, antwortete Winterfeld betont.
»Und was halten Sie von dem Begriff Deserteur?« fragte Mike. »Das ist es doch, was Sie getan haben, nicht
wahr? Sie sind desertiert, zusammen mit der Besatzung. Wie haben Sie es geschafft, die Soldaten zu
überreden? Sie müssen wissen, daß -«
Mit einer heftigen Handbewegung schnitt ihm Winterfeld das Wort ab. »Du enttäuschst mich, Michael«, sagte er, wobei er wieder in die deutsche Aussprache seines Namens zurückfiel, was Mike vom ersten Moment
an geärgert hatte. »Hat dein Vater die NAUTILUS vielleicht der indischen Regierung übergeben? Ich habe
ihn nie kennengelernt, aber nach allem, was ich über
ihn gehört habe, haben wir einiges gemeinsam. Genau
wie er glaube ich nicht daran, daß das Erbe der Atlantischen Kultur irgendeinem Land in die Hände fallen
sollte. Diese Macht ist zu gewaltig, um von einer einzelnen Nation kontrolliert zu werden.«
»Dann tun Sie das lieber, wie?« sagte Trautman.
Winterfeld schüttelte den Kopf. »Sie müssen mich
wirklich für sehr dumm halten, wenn Sie glauben,
daß es mir auf Macht ankäme. Außerdem ist diese
Vorstellung naiv. Nicht einmal mit der NAUTILUS
könnte man die ganze Welt erobern. Nein, meine Ziele
sind völlig anderer Art. Aber wir werden uns später
noch darüber unterhalten, und ich hoffe, daß Sie dann
zumindest einen Teil dessen, was Sie über mich denken, berichtigen können. Wer weiß, vielleicht werden
wir sogar Verbündete.«
    »Niemals«, sagte Trautman.
Winterfeld lächelte auf eine sonderbare Weise. »Das
ist ein Wort, mit dem man äußerst sparsam umgehen
sollte«, sagte er. »Vermutlich liegen unsere Ziele gar
nicht so weit auseinander, wie Sie jetzt annehmen.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort!« fuhr Ben auf.
Winterfeld schenkte ihm einen verächtlichen

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