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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jedoch um so deutlicher spüren, und es war, als
hätte dieser göttliche Funke eine Veränderung unter
der Oberfläche des Sichtbaren bewirkt, die sie zu etwas ganz anderem machte. Ganz plötzlich war ihre
Schönheit nicht mehr die einer Puppe, sondern etwas
Lebendiges, Warmes, zu dem sich Mike sofort hingezogen fühlte.
Aber da war noch mehr. Obwohl er das Mädchen jetzt
erst zum dritten Mal im Leben sah, fühlte er etwas
Vertrautes in sich, als kenne er sie schon seit sehr
langer Zeit. Vielleicht hatte es mit Astaroth zu tun.
Vielleicht waren es die Gefühle des Katers, die er
spürte und im ersten Moment für seine eigenen hielt,
doch selbst wenn, spielte das keine Rolle - Mike mußte nur einen einzigen Blick auf dieses bleiche, schmale Mädchengesicht werfen, um zu wissen, daß er Serena nötigenfalls mit dem eigenen Leben verteidigen
würde, sollte ihr jemand etwas zuleide tun wollen.
All diese Gedanken und Gefühle überfielen Mike,
kaum daß er durch die Tür getreten war. Auch Astaroth reagierte auf den Anblick des Mädchens. Er erwachte jäh aus seiner Lethargie, sprang mit einem
schrillen Laut von Mikes Armen herunter und war
mit einem gewaltigen Satz auf dem Bett. Der Arzt
machte instinktiv einen Schritt vor, um ihn davonzuscheuchen, aber Winterfeld hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück. Astaroth stieß ein lautes
Miauen aus, war mit einem einzigen Sprung neben
der Schulter des Mädchens und begann seinen Kopf
schnurrend an ihrem Gesicht zu reiben. Seine Krallen
gruben sich mit schnellen, regelmäßigen Bewegungen
immer wieder in das Kissen, und er wedelte heftig mit
dem Schwanz.
Serena blinzelte. Ihre Lider senkten sich und blieben
eine Sekunde geschlossen, und als sie sie wieder hob,
war in ihren Augen etwas Neues, das bisher nicht dagewesen war. Das Mädchen wirkte noch immer betäubt wie eine Schlafwandlerin, doch der Funke von
Leben in ihren Augen glomm jetzt heller. Sie bewegte
den Kopf nicht, aber ihre Augen suchten den Kater,
und obwohl ihr Gesicht völlig reglos blieb und sie
nicht eine Miene verzog, glaubte Mike mit einem Male so etwas wie ein
Lächeln darauf zu erkennen.
Schließlich hob sie, ganz langsam, zitternd und voller
Mühe, den Arm, streckte die Hand aus und legte die
Finger zwischen die Ohren des Katers. Astaroth
schnurrte immer lauter und kuschelte sich in ihrer
Halsbeuge zusammen.
»Unglaublich«, sagte der Arzt. »Wir haben alles versucht, aber sie hat auf nichts reagiert. Sie scheint dieses Tier zu kennen.«
Winterfeld wandte sich zu Mike um. »Ich glaube, ich
habe dich schon wieder unterschätzt«, sagte er. »Ein
Meerkater, wie? Und ihr habt das Tier auf dem Grund
des Ozeans gefunden?«
»Ich habe es Ihnen ja gesagt«, antwortete Mike knapp.
»Ja«, seufzte Winterfeld. »Das hast du. Aber - gibt es
vielleicht ein paar Dinge, die du mir nicht gesagt
hast?«
»Das müssen Sie schon selbst herausfinden«, erwiderte Mike patzig.
Winterfeld wurde nicht zornig, wie er erwartet hatte.
Es schien überhaupt recht schwierig zu sein, diesen
Mann aus der Ruhe zu bringen oder wirklich zu verärgern.
Da niemand etwas dagegen zu haben schien, trat Mike
mit vorsichtigen Schritten an das Bett heran und
beugte sich über die schlafende Prinzessin. Er sah
dem Mädchen jetzt direkt in die Augen, aber noch immer war kein Erkennen darin zu sehen. Es waren
nicht mehr die Augen
einer Statue, aber ihr Blick
schien geradewegs durch Mike hindurch und in unbekannte Fernen zu gehen, und für einen
Moment
glaubte er einen Ausdruck von solchem Schmerz und
Leid zu erkennen, daß es ihn schauderte.
»Wer ist dieses Mädchen?« fragte Winterfeld.
Mike schüttelte den Kopf: »Ich weiß es nicht.«
»Du enttäuscht mich, mein Junge«, sagte Winterfeld.
»Du hast doch mit Arronax gesprochen. Hat er dir
nicht erzählt, daß ich im Besitz seiner Aufzeichnungen bin?«
»Wenn Sie es wissen, warum fragen Sie dann?«
Diesmal sparte sich Winterfeld eine Antwort. Er trat
auf der anderen Seite an das Bett heran und streckte
die Hand aus, um das Mädchen zu berühren, doch er
hielt inne, als Astaroth ein drohendes Fauchen hören
ließ und die Zähne bleckte.
»Und ich glaube, da haben wir auch ihren Wächter«,
sagte Winterfeld. Die Worte klangen kein bißchen
spöttisch, und der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte
Respekt. Nach einigen
Sekunden trat Winterfeld vom
Bett zurück, und der Kater beruhigte sich wieder.
»Was haben Sie mit ihr vor?« wollte Mike wissen.
Winterfeld lächelte beruhigend. »Vorerst

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