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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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rollte sie von ihm weg und lachte ihn über die Schulter an. »Nach so langer Zeit, Paul Pindar«, sagte sie, »könntest du dich wenigstens nach meinem Befinden erkundigen.« Ihr Körper hob sich üppig und strahlend wie Gold von dem dunklen Bettlaken ab. Auf ihrem Gesäß prangten, wie Paul bemerkte, zwei Grübchen.
    »Ich sehe, dass Ihr Euch ganz ausgezeichnet befindet, Donna Constanza«, konterte er. Er fuhr mit den Fingerspitzen über die Grübchen. »So gut wie immer, wenn ich mich erkühnen darf, das zu sagen.«
    Sie legte ihm zärtlich die Hand an die Wange.
    »Bist du dir ganz sicher – was dies betrifft, meine ich.«
    »Dies?«
    »Du weißt genau, was ich meine – la négociation entière .«
    »Bleib einfach liegen. Lass mich dich ansehen.«
    »Du weißt sehr wohl, dass du mehr willst als mich ansehen.« Mit über der Brust gekreuzten Armen saß sie ihm jetzt herausfordernd gegenüber.
    »Du willst wissen, ob ich in der Lage bin, dich zu bezahlen?«
    »Und?« Constanza hielt seinem Blick ungerührt stand.
    »Genügt das, Mylady?« Paul hielt einen kleinen, runden, eingepackten Gegenstand in die Höhe.
    »Was ist das?«
    »Ein Edelstein.«
    Constanza erstarrte. »Welche Art von Edelstein?«
    »Mach auf und sieh nach.« Paul legte den Stein, den er in ein Stück Tuch gewickelt hatte, auf ihre geöffnete Handfläche. Sie bewegte sich nicht, als habe sie Scheu, ihn zu berühren.
    »Keine Sorge, er beißt nicht«, sagte Paul lachend, als er Constanzas Miene sah. »Ich habe ihn beim Kartenspiel gewonnen.«
    Constanza erbleichte. »Das glaube ich nicht. Du hast ihn beim Kartenspiel gewonnen?«
    »Ja«, antwortete Paul, verwundert über ihre Reaktion.
    »Madonna mia!« Constanza wickelte vorsichtig das Tuch ab und warf einen Blick auf den Stein, der dunkelrot leuchtete. »Oh …«
    »Oh? Ist das alles?«
    »Ein Spinell«, ergänzte Constanza artig.
    »Ja, ein Spinell, und ein sehr schöner dazu. Ich weiß nicht, warum du das so seltsam findest.«
    »Ich habe nur einen Moment lang gedacht …« Constanza legte die Hand an die Kehle. »Oh, es spielt keine Rolle.«
    »Was denn?«
    »Nichts, gar nichts.« Sie lachte fröhlich. »Es liegt nur an diesem vielen Gerede, weißt du.«
    »Gerede worüber?«
    »Über einen großen Diamanten. Den Blauen Stein des Sultans. Den Stein, den Zuanne Memmo als Preis beim großen Kartenspiel aussetzt …« Kaum waren ihr die Worte entschlüpft, da wusste Constanza, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    »Der Blaue Stein des Sultans? Des osmanischen Sultans? Bist du sicher, dass er so heißt?«
    »Sultan, Schah … ich weiß es nicht mehr, irgendetwas mit ›S‹ …« Constanza versuchte, mit einem Achselzucken das Thema herunterzuspielen. »Wahrscheinlich existiert er gar nicht, du kennst diese Klatschgeschichten vom Rialto. Aber dieser hier existiert.« Betont fröhlich hielt sie den roten Edelstein gegen das Licht. »Einen Spinell haben wir da, und einen besonders hübschen – Tafelschliff.« Sie strich mit dem Daumen prüfend über die Oberfläche des Steins. »Nicht der edelste«, stellte sie gelassen fest, »aber auch keineswegs der schlechteste. Hat Carew nicht gesagt, dass du zurzeit beim Kartenspiel immer verlierst?«
    »Ja, das –«, setzte Paul an, aber dann besann er sich. »Drücken wir es so aus: Ich interessiere mich neuerdings sehr für den Devisenhandel.«
    »Bah! Warum musst du immer in Rätseln sprechen?«
    »Ganz einfach. Unser Warenhandel ist aus vielerlei Gründen nicht mehr so stabil wie früher. Edelsteine dagegen behalten ihren Wert.«
    »Du würdest einen Anteil an deiner geliebten Levante-Kompanie gegen einen Edelstein eintauschen?«
    »Ihr begreift schnell, Donna Constanza. Gefällt er dir?«
    »Er ist wunderschön. Was für eine Farbe! Wie ein sehr edler Rotwein.«
    »Ich nehme ihn später zu Prospero mit, er wird ihn für dich genauer schätzen. Du erinnerst dich an Prospero Mendoza?«
    »Den Edelsteinhändler? Ma certo, jeder kennt ihn.«
    »Ich werde ihn auch nach dem Diamanten fragen. Er wird Bescheid wissen.«
    Paul stand auf und ging zum Balkon. Constanzas Blick folgte ihm zärtlich. Sie war wieder mit ihm zusammen, er war bei ihr geblieben, gleich würde er zu ihr ins Bett kommen, sich zu ihr legen, wie er es immer getan hatte, und ihr Herz sang, es sang vor Glück.
    Sie legte den Spinell zur Seite und versuchte ihre Gedanken zu sammeln. Dies war der Moment, in dem sie ihm raten müsste, den Diamanten zu vergessen. Sie müsste ihn vor

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