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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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geweckt. »Und der Blaue Stein des Sultans? Ist das auch nur eine Rialto-Geschichte?«, wagte er sich vor und versuchte dabei, nicht allzu interessiert zu klingen.
    »Mit großer Sicherheit«, entgegnete Ambrose bestimmt. »Auch wenn ich weiß, dass Pindar anderer Ansicht ist. Er ist wie besessen. Wir wollen ihn auf keinen Fall glauben lassen, dass dieses Juwel – falls es überhaupt existiert – irgendeine noch so geringe Verbindung mit Celia Lamprey darstellt.« Ambrose warf Carew einen verstohlenen Blick zu, als wolle er dessen Reaktion einschätzen.
    Es entstand eine kleine Pause, während Carew diese Aussage verdaute.
    »Also wisst Ihr alles über sie?«
    »Ob ich etwas über Celia Lamprey weiß?« Ambrose gluckste zufrieden. »Herr im Himmel, ich kannte sie schon, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ihren Vater, den guten Kapitän, kannte ich auch, mögen ihrer beider Seelen in Frieden ruhen. Wir haben alles über das Schiffsunglück gehört, jeder Kaufmann in London weiß Bescheid. Eine große Menge Geld ging verloren, als die Celia Schiffbruch erlitt. Aber wenn Pindar glaubt, dass diese Haremsdame Celia Lamprey sein könnte, dann täuscht er sich.« Ambrose bedachte Carew mit einem seiner langen, starren Blicke. »Es heißt, Ihr hättet sie gesehen, John. Stimmt das?«
    »Ja, ich habe sie gesehen«, erklärte Carew. »Wenigstens glaube ich das.«
    »Ihr seid Euch also nicht sicher?«
    »Doch, eigentlich bin ich mir sicher. Zumindest …« Und zum ersten Mal zögerte er. »… war ich mir damals sicher.«
    »Wie lange ist das jetzt her?«
    »Vier Jahre, es kommt mir aber länger vor, wegen … nun ja, eines kam zum anderen.«
    Carew wandte den Blick ab. Aber es stimmte, die Erinnerung schien sich immer mehr zu entfernen, bis sie schließlich zerfloss wie Mondschein auf dem Wasser. »Ich war damals mit Tom Dallam unterwegs.«
    »Dem Orgelbauer?«
    »Genau«, Carew nickte.
    Tom Dallam! An ihn hatte er schon seit Jahren nicht mehr gedacht. Carew wusste noch genau, wie er damals mit ihm zum Palast gegangen war. Es hatte dort einen kleinen, mit Marmor gepflasterten Hof gegeben, in dem Dallam die ungewöhnliche Orgel zusammenbaute, die die Kaufleute der Levante-Kompanie dem Sultan zum Geschenk machten. Die Wachen hatten ihnen Zeichen gegeben, dass sie zu einer Stelle an der Mauer gehen sollten, wo ein kleines Gitter angebracht war. Sie hatten hindurchgeschaut und einen Blick auf einen zweiten, geheimen Hof erhaschen können, in dem um die dreißig Konkubinen des Großtürken mit einem Ball spielten. Dann hatte die Wache auf den Boden gestampft, damit sie sich wieder entfernten.
    »Aber ich war wie gelähmt«, sagte Carew zögernd. »Versteht Ihr, ich hatte dieses Mädchen gesehen, ein Mädchen, das sich von allen anderen unterschied.«
    Sie saß ein wenig abseits und war prächtig gekleidet. Perlenschmuck am Hals, zarte Haut und wunderschönes rotgoldenes Haar. Dallam hatte ihn am Ärmel gezogen und ihn ermahnt, sich zu beeilen. Aber John vermochte sich nicht zu rühren, denn in diesem Moment war ihm klar geworden, wer sie war. Carew fuhr sich mit der Hand über die Augen. Mit stockender Stimme hatte er hervorgestoßen: »Gott helfe uns, es ist Celia, Celia Lamprey! Wir glaubten alle, sie wäre tot.«
    » Ich wusste einfach, dass sie es war. Ich hätte sie überall erkannt.«
    »Ja, ja, alles schön und gut, aber wenn Ihr mich fragt, sehen Frauenzimmer in Pluderhosen doch eine wie die andere aus.« Ambrose gab ein merkwürdiges hohes Kichern von sich. »Was für eine verzwickte Angelegenheit! Pindars tote Verlobte im Hühnerstall des Sultans!« Er schien die Vorstellung ausgesprochen amüsant zu finden. »Euch ist wohl nicht der Gedanke gekommen, dass es vielleicht besser gewesen wäre, dieses Wissen für Euch zu behalten? Aber nun ja, der Schaden ist angerichtet.«
    Er richtete sich auf, plötzlich wieder ernst geworden. »Es gab noch einen anderen Grund, Euch mitzunehmen, und wie ich jetzt sehe, seid Ihr genau der richtige Mann für diese Aufgabe. Ein guter Schnüffler. Pindar sagt, dass Ihr Euch im Kloster auskennt.« Er wies mit dem Kopf in Richtung Klosterinsel, die immer näher heranrückte.
    »Mich auskennen?« Carew bog die Finger seiner Hand zurück, bis die Knöchel knackten. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Euch richtig verstehe, mein Herr.«
    »Oh, ich weiß alles über Eure unzüchtigen Betätigungen«, versetzte Ambrose nonchalant, »aber macht Euch keine Sorgen, das ist mir vollkommen

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