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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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gleichgültig. Ein Haus voller Frauen, die sich selbst überlassen sind – Katholikinnen obendrein.« Ambroses Tonfall war vernichtend. »Was soll man da erwarten? Ich selbst halte gar nichts davon. Ihr seid zu jung dafür, aber ich kann mich noch an die große Klosterauflösung unter dem alten König Heinrich erinnern, das war eine gute Tat. Wenn Ihr mein Diener wärt, würde ich Euch natürlich auspeitschen lassen«, fuhr er gut gelaunt fort, »aber zum Glück habe ich nichts mit Euch zu schaffen. Also sagt mir, John, warum tut er es nicht?« Ambrose ließ entspannt die Hand ins Wasser hängen.
    »Was, mich auspeitschen lassen?«
    Ambrose lächelte ihn gütig an. »Ihr seid ein ganz schlauer Bursche, was?«
    Carew gefiel die Wendung, die das Gespräch auf einmal nahm, überhaupt nicht.
    »Ein Diener, der nicht dient«, fuhr Ambrose nachdenklich fort, »ein Koch, der nicht kocht. Reine Narrenfreiheit. Und die Liste könnte man fortsetzen.« Er starrte Carew durchdringend an. »Das ist so, als ob man so viele Frauen zusammen in einem Kloster einschließt – es ist wider die Natur. Nicht na-tür-lich, geradezu unnatürlich. Nun, kommt schon, Mann«, fuhr er Carew ungeduldig an. »Hat es Euch die Sprache verschlagen?«
    Doch Carew hatte genug von Ambroses bohrenden Fragen und war wild entschlossen, dem Sammler kein Sterbenswörtchen mehr von seinen Erlebnissen anzuvertrauen.
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint, Mister Ambrose«, sagte er nur und hielt Ambroses scharfem Blick stand.
    Aber dieser schien plötzlich das Interesse zu verlieren. »Nun ja, das kann warten«, sagte er sanftmütig, »ich werde irgendwann alles über Euch herausfinden, so etwas gelingt mir nämlich immer.« Er nahm den Turban ab und kratzte sich damit nachdenklich an der gewaltigen Nase. »Fest steht, dass Euer Herr schwermütig geworden ist. Und wir müssen ihn aus dieser Stimmung reißen, bevor er sich selbst noch mehr schaden kann.«
    Sie waren jetzt fast bei der Insel angelangt. Ambrose schnupperte aufmerksam. »In diesem Sommer soll wieder die Pest ausbrechen, und es wird, bei Gott, heiß genug dafür. Aber Ihr werdet bis dahin fort sein, John. Zumindest habe ich das gehört?«
    »Mit dem nächsten Handelsschiff, das mich mitnimmt.«
    Es schadete nichts, wenn Ambrose das wusste.
    »Dann seid Ihr also fertig mit Pindar? Ihr habt Euch entschieden?«
    Als Carew nicht reagierte, fügte Ambrose freundlich hinzu: »Er mag Euch über bestimmte Sachen im Dunkeln gelassen haben, John, aber in Wirklichkeit ist er es, der im Dunkeln tappt.«

Kapitel 18
    Endlich erreichten sie die Insel. Wie angewiesen ruderte der Bootsführer sie nicht zum Haupttor, sondern zu einem kleineren Anlegeplatz auf der Gartenseite, der direkt zu Suor Veronicas Zeichenraum führte.
    Bis jetzt hatte Carew angenommen, dass dieser zusätzliche portego inzwischen ungenutzt war, und hatte während seiner Eskapaden der letzten Wochen davon freien Gebrauch gemacht, aber nun erkannte er, dass Suor Veronicas Kunden für ihre gelegentlichen Besuche diesen Weg benutzten und so das Hauptgebäude des Klosters umgingen. Carew hatte den Raum der malenden Nonne schon oft von außen gesehen, es war ein altes Gebäude, weit älter als der modernere Teil des Klosters und hoch wie eine Scheune, aber als er Ambrose nun folgte, stellte er fest, dass sich im Inneren ein kühler, mit Büchern angefüllter Raum befand. Licht von der Lagune flutete durch ein Fenster ins Innere.
    Die Nonne, die Ambrose als Suor Veronica begrüßte, kam mit einem farbverschmierten Lappen in den Händen auf sie zu, mit dem sie anscheinend verschüttete Pigmente vom Boden aufgewischt hatte. Leuchtendes Karmesinrot färbte ihre Finger und den Saum ihres Gewandes.
    »Guten Morgen, Schwester, ich hoffe, Ihr habt Euch nicht geschnitten«, sagte Ambrose.
    »Nein, nein, es ist nichts, nur verschüttete Farbe.« Während sie ohne Erfolg ihr Gewand abtupfte, schien sie fast ungehalten darüber zu sein, dass er ihr Missgeschick erwähnt hatte. »Bitte tretet ein, Signor Jones. Ich war gerade dabei, die letzten von Euren Gemälden herbeizuholen.« Sie führte Ambrose zu ihrem Pult.
    Carew machte es sich am Eingang bequem, um zu warten. Er beobachtete die Nonne, während sie sich im Raum hin und her bewegte. Warum, fragte er sich müßig, hatten Nonnen schon immer eine besondere Faszination auf ihn ausgeübt? Ob jung oder nicht mehr ganz jung, ob dick, dünn, klein oder groß … Es gab keine Erklärung dafür. Er vergaß

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