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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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sie sie, unsicher geworden, wieder zurück.
    »Aber ich kenne euch, nicht wahr?«, sagte Celia, denn sie war sich jetzt sicher. Sie hob das kleine silberne Amulett mit den Glöckchen vom Boden auf: ein erster Mosaikstein der Erinnerung. »Ja, ich erinnere mich …« Sie begann jetzt sehr schnell zu sprechen, die Worte sprudelten wie Quellwasser aus ihr heraus. »Ihr seid die Gauklertruppe, die einmal zu uns in den Harem gekommen ist, die Frauen aus Saloniki – ihr seid vor dem Sultan und seiner Mutter, der Valide, aufgetreten – ihr hattet noch zwei kleine Mädchen dabei, an die kann ich mich besonders gut erinnern, alle kadin mochten die kleinen Mädchen – ihr habt Blumen hinter den Ohren der Leute erscheinen und dann wieder verschwinden lassen – genauso wie du es gerade mit dem Amulett gemacht hast …« Mitten im Satz stockte sie, als sei ihr Gedankengang abgerissen.
    »Ja, so ist es, gelobt sei der Herr!« Elena und Maryam starrten sie verblüfft an.
    »Also – du warst eine der Damen im Harem des Sultans?«, fragte Maryam.
    Celias Miene verdüsterte sich. »Ja. Ich meine, nein. Ich vermute, dass ich dort gewesen sein muss.« Sie stockte wieder. »Aber war ich das wirklich?«
    Mit einer Leichtigkeit, die alle überraschte, war es Maryam gelungen, für die Frauen ein Überfahrt auf einer zweimastigen Ketsch zu organisieren, demselben Schiff, dessen Segel sie früher am Morgen am Horizont erspäht hatten. Der Kapitän, der, um Trinkwasser aufzunehmen, im Hafen angelegt hatte, erklärte, dass ihr Kurs in Richtung Nordost die Küste von Dalmatien entlangführen würde.
    Für die Truppe war es eine Erleichterung, diesen unwirtlichen Landstrich hinter sich zu lassen.
    Das Mädchen – Celia, wie jetzt alle sie zu nennen lernen mussten – ließ Elena nicht aus den Augen. Obwohl sie vor den Seeleuten anscheinend große Angst hatte, wirkte sie froh und zufrieden, solange nur Maryam oder Elena in ihrer Nähe waren. Sie schien ihre verkrüppelten Beine und auch das Kind mit Gleichmut akzeptiert zu haben. Nur wenn Elena sich zu weit von ihr entfernte, wurde sie nervös. Die Mutter der beiden Mädchen schien für sie – ebenso wie das bestickte Beutelchen, das sie immer bei sich trug – eine wichtige Verbindung zu ihrer unbekannten Vergangenheit darzustellen.
    Nur Maryam drückten schwere Sorgen. Celia war offenkundig eine feine Dame, das hatte sie schon immer geahnt. Sie besaß Fingernägel, die nie den Erdboden aufgekratzt hatten, und einen Teint, der so zart war, das er auf die dunkelhäutigen Frauen der Truppe fast unnatürlich bleich wirkte. Aber eine Haremsdame des Sultans? Das überstieg ihre Vorstellungskraft. Welches Abenteuer – welche Schande – mochte sie wohl in einen Harem geführt haben? Mehr denn je verspürte Maryam ein großes Unbehagen, sie fühlte sich wie eine Diebin und sah in Celia einen geraubten Schatz.
    Elena setzte sich neben Maryam, die an Deck mit dem Rücken am Besanmast lehnte.
    »Sie wirkt doch recht glücklich, findest du nicht? Sie erinnert sich an ihren Namen. Sie erinnert sich an uns, Gott schütze sie«, sagte Elena. »Alles andere ist ihr entfallen. Sie weiß nicht einmal, wonach sie in diesem Beutelchen immer sucht.«
    »Und der Säugling?« Maryam dachte zurück an die Nacht, in der sie und das Kind sich so intensiv angeschaut hatten. »Was ist mit dem Säugling?«
    Ausnahmsweise wusste Elena nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie zuckte mit den Achseln und hob in einer ratlosen Geste die Hände.
    Sowohl Maryam als auch Elena hatten Celia und ihr Kind sorgfältig beobachtet. Celia fütterte es, sie säuberte es, aber sie legte dieselbe Distanziertheit an den Tag wie zuvor. Nichts hatte sich geändert. Sie nahm es nie hoch oder sang ihm vor, es schien ihr weder Freude noch Kummer zu bereiten. Sie schien vielmehr überhaupt nichts für das Kind zu empfinden.
    »Keine Mutterliebe …« Maryam schüttelte den Kopf. »Bist du sicher, dass es ihr Kind ist?«
    »Ja, da bin ich mir ganz sicher.« Elena, die Celia anfangs, als Maryam sie ins Lager gebracht hatte, untersucht und gewaschen und die selbst Kinder geboren hatte, nickte entschieden. »Sie hat Risse an ihren geheimen Körperteilen und sehr starke Regelblutungen … ja, ich bin mir sicher.«
    »Das ist doch nicht normal.« Geistesabwesend zupfte Maryam an einem Loch in ihrer Lederjacke.
    »So etwas kann vorkommen.« Elena zog eines ihrer Mädchen zu sich heran und gab ihm einen innigen Kuss. »Aber

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