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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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macht«, beruhigte Isa sie. »Gott wird uns beschützen.«
    Während Isa sprach, blickte Maria an sich herunter und stellte zu ihrem Entsetzen fest, wie unordentlich sie aussah. Ihr langes Haar war zerzaust, voller Grashalme und Blätter, die nackten Beine mit getrocknetem Schlamm bedeckt. In dieser Aufmachung ähnelte sie nicht einmal entfernt einer künftigen Königin. Stammelnd begann sie sich für ihre unziemliche Erscheinung zu entschuldigen, doch Isa unterbrach sie mit einem herzhaften Lachen.
    »Sei unbesorgt, meine Taube. Dich wollte ich sehen, nicht deine Kleider oder deine Stellung.« Er streckte die Hand aus und pflückte ihr ein Blatt aus dem Haar.
    Maria lächelte zu ihm auf, rückte ihr Hemdkleid zurecht und klopfte halbherzig ein bisschen Staub ab. »Meinem Bruder würde es gar nicht gefallen«, sagte sie mit gespieltem Entsetzen.
    Lazarus war sehr streng in Dingen des Anstands und der Ehre; er wäre entsetzt, wenn er seine Schwester so sähe, im Garten, ohne Begleitung und unpassend angezogen … und in Gegenwart des zukünftigen Königs aus dem Hause David.
    »Ich kümmere mich schon um Lazarus«, versicherte Isa. »Aber wenn es dir so wichtig ist, dann lauf schon mal ins Haus, und tu so, als hättest du mich noch nicht gesehen. Ich gehe durch die Gartenpforte und komme heute Abend wieder, nachdem ich meinen Besuch geziemend angekündigt habe. Auf diese Weise werden sich weder dein Bruder noch Martha überfallen fühlen.«
    »Ich sehe dich also heute Abend«, erwiderte Maria, plötzlich schüchtern geworden. Sie zögerte noch einen Augenblick, wandte sich dann dem Haus zu.
    »Tu, als wärest du überrascht!«, rief Isa hinter ihr her und lachte, während er der Gestalt seiner Braut nachsah, die durch den Garten in das Haus ihres Bruders rannte.

    Dieser Tag und die folgende Nacht sollten für den Rest ihres Lebens in Marias Gedächtnis eingebrannt bleiben. Es waren die letzten Stunden, in denen sie unbeschwert, verliebt und glücklich gewesen war.
    Jonathan Hannas kam tatsächlich am nächsten Tag, doch er kam mit einem neuen und überraschenden Ansinnen. Das politische und geistige Klima in Jerusalem drohte instabil zu werden, und die Pläne waren geändert worden, um die wachsende Bedrohung durch die Römer abzuwenden. Während einer geheimen Ratsversammlung hatten die Priester einen neuen Anführer gewählt, denn der Rat hielt Jeshua für ungeeignet, die Pflichten des Gesalbten zu übernehmen. Mitglieder des Rates begleiteten Hannas, um ihre Ergebnisse vorzutragen.
    Maria und Martha waren bei ihrer Ankunft aus dem Zimmer geschickt worden, doch Maria wollte unbedingt hören, was die Mächtigsten ihres Volkes über ihre Zukunft beratschlagten. Zwar hatte Isa ihr beruhigend zugelächelt, doch Maria hatte einen Ausdruck in seinen Augen gesehen, der sie verstörte. Nie zuvor hatte in seinem Blick Unsicherheit gelegen. Gegen Marthas Wunsch versteckte sich Maria im Korridor und lauschte den Männern.
    Die Stimmen hatten sich erhoben; manche von ihnen wurden sehr laut und versuchten die anderen zu übertönen. Oft war schwer zu erkennen, worüber gerade gesprochen wurde. Die raue, krächzende Stimme gehörte Jonathan Hannas.
    »Du hast es dir selbst zuzuschreiben, weil du dich mit den Zeloten zusammengetan hast. Die Römer werden uns nie erlauben, eine Allianz mit dir einzugehen, weil unter deinen AnhängernMörder und Umstürzler sind. Wir würden damit ein Gemetzel unter unserem Volk herausfordern.«
    Die ruhige, wohltönende Stimme, die nun sprach, gehörte Isa.
    »Ich billige jeden Menschen, der sich mir anschließen und das Reich Gottes suchen will. Die Zeloten erkennen meine Abstammung von David an. Ich bin ihr rechtmäßiger Führer. Und der eure.«
    »Du begreifst nicht, wer gegen uns steht«, gab Hannas zurück. »Der neue Prokurator, Pontius Pilatus, ist ein Barbar. Er wird so viel Blut vergießen, wie er für nötig hält, um selbst unsere geringsten Forderungen zum Schweigen zu bringen. Er stellt seine heidnischen Banner in unseren Straßen zur Schau und lässt unseren Münzen seine blasphemischen Symbole aufprägen, um uns ja nicht vergessen zu lassen, dass wir dagegen machtlos sind. Er würde nicht zögern, jeden einzelnen von uns zu beseitigen, wenn er dächte, dass wir aus dem Tempel Unbotmäßigkeit gegen Rom unterstützen.«
    »Der Tetrarch ist auf unserer Seite«, machte Isa geltend. »Vielleicht könnte er bei dem neuen Prokurator intervenieren.«
    Hannas spuckte aus. »Herodes Antipas

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