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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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für mich zugänglicher.«
    Tammy war nun in Fahrt. »Und da Gott als Vater bezeichnetwird, warum sollte dann Christus, als Gottes Sohn nach seinem Ebenbild gestaltet, nicht Kinder gezeugt haben? Wie kann das Einfluss auf seine Göttlichkeit haben?«
    Maureen schüttelte den Kopf; die Antwort auf eine so wichtige Frage kannte sie auch nicht.
    »Ich schätze, das ist letztendlich eine Frage, die die Kirche beantworten muss – und jeder Gläubige für sich.«

    Am frühen Abend verkündete Peter, dass er die Rohübersetzung der ersten Schriftrolle beendet habe.
    Sinclair erhob sich vom Tisch. »Sind Sie bereit, es vorzulesen, Father? Wenn ja, dann möchte ich Roland und Tamara hinzurufen. Auch ihnen gebührt ein großer Anteil.«
    Peter nickte ihm zu. »Ja, rufen Sie sie.« Dann schaute er Maureen an; in seinen Augen stand eine schwer entzifferbare Mischung von Licht und Schatten. »Es ist so weit.«
    Tammy und Roland kamen herbeigeeilt, trafen die anderen im Arbeitszimmer. Als sich alle um Peter geschart hatten, schickte der voraus, dass es immer noch ein paar strittige Stellen in der Übersetzung gebe, die Zeit und weitere Bearbeitung durch Spezialisten benötigen würden. Doch im Großen und Ganzen habe er eine gültige Übersetzung erarbeitet, die ein neues Verständnis der Magdalena und ihrer Rolle im Leben Jesu Christi vermittele.
    »Sie nennt es ›Das Buch der Großen Zeit‹.«
    Indem er seinen Block zur Hand nahm, begann Father Healy seinen Zuhörern mit leiser Stimme vorzulesen.
    »Ich bin Maria, genannt die Magdalena, eine Prinzessin aus dem königlichen Stamme Benjamin und eine Tochter der Nazarener. Ich bin die rechtmäßig angetraute Ehefrau von Jesus, Messias des Rechten Weges, der ein Königssohn aus dem Hause David und Abkömmling der Priesterkaste des Aaron war.
    Vieles ist geschrieben worden von uns, und mehr wird in künftigen Zeiten geschrieben werden. Viele, die von uns schreiben, haben keine Kenntnis der Wahrheit und waren nicht zugegen in der Großen Zeit. Die Worte, die ich diesen Seiten anvertraue, sind die Wahrheit vor Gott. Dieses ist, was in meinem Leben geschah: in der Großen Zeit, in der Dunklen Zeit und danach.
    Ich überlasse meine Worte den Kindern der Zukunft, auf dass sie sie zu gegebener Zeit finden mögen und die Wahrheit der Führer des Rechten Weges erkennen.«
    Die Geschichte der Maria Magdalena enthüllte sich ihnen in allen unerwarteten, überwältigenden Details …

Kapitel siebzehn
    Galiläa
Im Jahre 26
     
    Weich und kühl fühlte sich der Schlamm zwischen ihren Zehen an. Maria schaute auf ihre Füße. Ihr war wohl bewusst, wie schmutzig ihre bloßen Beine waren. Doch es scherte sie nicht. Obendrein war es nur eines der unziemlichen Elemente ihrer Erscheinung, denn ihr glänzendes kastanienbraunes Haar hing ungekämmt bis zur Taille herab, und sie trug ihr Hemdkleid lose und ohne Gürtel.
    Als sie vorhin unbemerkt aus dem Haus schlüpfen wollte, war sie von einer äußerst missbilligenden Martha aufgehalten worden.
    »Wohin willst du denn in diesem Aufzug?«
    Maria hatte leise gelacht; es störte sie überhaupt nicht, dass ihre Flucht bemerkt worden war.
    »Ich gehe doch nur in den Garten. Und der hat Mauern . Niemand kann mich sehen.«
    Martha hatte nicht überzeugt ausgesehen. »Es schickt sich nicht für eine Frau deines Ranges, barfuß wie eine Dienerin durch den Schlamm zu stapfen.«
    Marthas Tadel entsprang eher der Gewohnheit als ihrem Gefühl. Sie war an die temperamentvolle Art der jungen Schwägerin gewöhnt. Maria war ein ganz besonderes Gottesgeschöpf, und Martha betete sie an. Überdies hatte das Mädchen wenig Gelegenheit, sich gehen zu lassen. Marias Leben war von Verantwortung überschattet, und zumeist nahm sie ihre Pflichten mit Anmut und Würde auf sich. Wenn sie wirklich einmal Zeit hatte, sich im Garten zu ergehen, sollte man ihr dieses kleine Vergnügen nicht versagen.
    »Dein Bruder wird vor Sonnenuntergang zurück sein«, mahnte Martha nachdrücklich.
    »Ich weiß. Mach dir keine Gedanken, er wird mich nicht sehen. Und ich bin früh genug zurück, um dir bei der Bereitung des Mahls zu helfen.«
    Die jüngere Frau gab der Ehefrau ihres Bruders einen Kuss auf die Wange und eilte davon, um den Frieden des Gartens zu genießen. Martha sah ihr mit wehmütigem Lächeln nach. Maria war so zierlich und zart, dass man sie oft wie ein Kind behandelte. Aber sie war kein Kind mehr, ermahnte sich Martha. Sie war eine junge Frau im heiratsfähigen Alter, eine

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