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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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beide Angehörige eines jeweilsanderen Zweigs der Blutlinie. Sie haben die beiden Zweige miteinander vereint; deshalb hatten die Menschen auch solche Angst vor ihnen. Die Revolution hatte zumindest teilweise ihre Ursache darin, dass die Menschen Furcht davor hatten, dass die beiden Familien sich zur mächtigsten Dynastie der Welt vereinigen könnten. Waren Sie schon einmal in Versailles, Mademoiselle?«
    »Ja. Während meiner Forschungen zu Marie-Antoinette habe ich das Schloss besucht.«
    »Dann kennen Sie auch den Weiler?«
    »Natürlich.« Der so genannte Weiler war Maureens Lieblingsteil der gewaltigen Schlossanlage von Versailles. Sie hatte großes Mitgefühl für Marie-Antoinette entwickelt, während sie durch die königliche Residenz gewandert war. Sämtliche Aktivitäten von Marie-Antoinette, selbst der Gang zur Toilette vor dem Schlafengehen, war von adeligen Wachhunden beobachtet worden. Sie hatte sogar ihre Kinder vor einem großen Publikum von Adeligen zur Welt gebracht, die sich in ihr Schlafgemach gedrängt hatten.
    Schließlich hatte Marie die Königin sich gegen die erstickenden Traditionen der französischen Krone aufgelehnt und sich einen Fluchtweg aus ihrem goldenen Käfig gesucht. Aus diesem Grund hatte sie sich ein Privatdorf gebaut, eine Art bäuerliches Disneyland an einem Ententeich mit Ruderbooten. Eine Miniaturmühle und ein kleiner Bauernhof hatten als Kulisse für ihre Landpartys mit einem kleinen Kreis enger Freunde gedient.
    »Dann wissen Sie ja auch, dass Marie sich gern als Hirtin verkleidet hat. Bei ihren privaten Festivitäten hat nur sie dieses Kostüm getragen.«
    Maureen schüttelte staunend den Kopf, als die Puzzlestücke sich plötzlich zusammenfügten. »Dass Marie-Antoinette sich immer als Schäferin gekleidet hat, wusste ich schon, als ich nach Versailles gefahren bin, doch alles andere habe ich erstjetzt und hier erfahren.« Sie deutete auf die wilde Szene um sich herum.
    »Deshalb liegt der Weiler auch ein gutes Stück vom Palast entfernt, und deshalb war er auch stark gesichert«, fuhr Jean-Claude fort. »Das war Maries Art, die große Tradition im Geheimen zu feiern. Aber natürlich wussten auch andere davon, denn in diesem Palast war nie wirklich etwas geheim. Es gab schlicht zu viele Spione, und zu viel Macht stand auf dem Spiel. Das sollte dann auch einer der Faktoren sein, der schlussendlich zu Maries Tod geführt hat – und zur Revolution.
    Die Paschals waren der königlichen Familie treu ergeben. Oft waren sie zu Maries privaten Festen eingeladen. Aber unter der Herrschaft des Terrors wurde die Familie gezwungen, aus Frankreich zu fliehen.«
    Maureen spürte, wie sie eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Die Geschichte der tragischen österreichischen Königin von Frankreich hatte sie schon immer fasziniert und war schließlich eines der Hauptmotive für ihr Buch geworden. Jean-Claude fuhr fort:
    »Die meisten haben sich in den Staaten niedergelassen, viele in Louisiana.«
    Maureen richtete wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn. »Da stammte mein Vater her.«
    »Aber natürlich. Jeder mit Augen im Kopf sieht sofort, dass Sie aus diesem Zweig der königlichen Blutlinie stammen. Sie haben die Visionen, nicht wahr?«
    Maureen zögerte. Sie wollte nicht über ihre Visionen sprechen, noch nicht einmal mit jenen, die ihr am nächsten standen, und dieser Mann hier war ihr vollkommen fremd. Aber es hatte etwas ungeheuer Befreiendes an sich, in der Gesellschaft von ihresgleichen zu sein – von anderen, die es für völlig normal hielten, solche Visionen zu haben. Also antwortete sie schlicht: »Ja.«
    »Viele Frauen der Blutlinie haben Visionen von Maria Magdalena. Manchmal sogar die Männer, wie zum Beispiel BerengerSinclair. Er hat sie seit seiner Kindheit gesehen. Das ist durchaus normal.«
    Normal kommt mir das alles allerdings nicht vor, dachte Maureen. Doch diese neue Enthüllung machte sie neugierig. »Sinclair hat Visionen?« Das hatte er ihr gegenüber gar nicht erwähnt.
    Aber sie sollte die Gelegenheit bekommen, den Mann selbst danach zu fragen, denn in diesem Augenblick glitt Sinclair durch den Ballsaal, verkleidet als letzter Graf von Toulouse.
    »Jean-Claude, wie ich sehe, hast du deine lange verlorene Cousine gefunden.«
    » Oui. Und sie ist eine Bereicherung für unseren Familiennamen.«
    »In der Tat. Darf ich sie dir für einen Moment entführen?«
    »Nur, wenn du mir gestattest, sie morgen auf einen Ausflug mitzunehmen. Ich würde ihr gern einige

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