Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
Vom Netzwerk:
und ernsthafte Anhängerin des Rechten Weges werden können. Deshalb spreche ich auch hier, im Buch der Jünger, von ihr in Erinnerung an das, was sie hätte sein können. Wie Judas, Petrus und die anderen, so musste auch Salome eine Rolle erfüllen, die ihr vorherbestimmt gewesen ist, und diesem Schicksal vermochte sie nicht zu entrinnen. Ihr Name ist in die Steine Israels geschrieben, in Johannes’ Blut und vielleicht auch ein wenig in Isas.
    Wenn man ihr vorwirft, überstürzt und kindisch gehandelt zu haben, wie es die Jugend oftmals tut – wie ein junger Mensch, der nicht denkt, bevor er spricht –, dann ist sie dessen in der Tat schuldig. Aber sich ihrer so zu erinnern, wie man es jetzt tut – verachtet und geschmäht als Hure, die den Tod Johannes des Täufers herbeigeführt hat –, das ist eine der größten Ungerechtigkeiten, der ich je begegnet bin.
    Am Tag des Jüngsten Gerichts wird sie mir vielleicht verzeihen.
    Und vielleicht wird Johannes uns allen verzeihen.
     
    Das Evangelium von Arques nach Maria Magdalena
    Das Buch der Jünger

Kapitel elf
    Château des Pommes Bleues
24. Juni 2005
     
    Maureen zog sich kurz nach dem Feuerwerk ins Bett zurück. Peter war aufgetaucht, als sie mit Sinclair die Treppe hinuntergekommen war, und hatte ihr angeboten, sie in ihr Zimmer zurückzubringen. Sie nahm das Angebot dankbar an; sie konnte jetzt etwas Einsamkeit gut gebrauchen. Es waren überwältigende vierundzwanzig Stunden gewesen, und ihr Kopf hämmerte.
    Später in jener Nacht wurde Maureen von Stimmen im Flur geweckt. Sie glaubte, Tammy zu erkennen, die leise flüsterte. Die gedämpfte Stimme eines Mannes flüsterte zurück. Dann erklang ein kehliges Lachen, ein Geräusch, das so typisch war für Tammy wie ihre Fingerabdrücke. Maureen lauschte und freute sich, dass ihre Freundin die Party genoss.
    Sie lächelte, als sie wieder in Schlaf versank. Nur halb bemerkte sie noch, dass die leise Männerstimme, die sie bei Tammy hörte, nicht die eines Amerikaners war.

    Carcassonne
25. Juni 2005
     
    Derek Wainwright stöhnte, als die Morgensonne gnadenlos durchs Fenster seines Hotelzimmers fiel. Es gab zwei Sachen, mit denen er sich heute eigentlich nicht herumplagen wollte: seinen Kater und acht neue Nachrichten auf seinem Handy aus der Nacht zuvor.
    Langsam stand er auf, um das Ausmaß seiner Kopfschmerzen abzuschätzen; dann schlurfte er zu seiner italienischen Lederreisetasche und holte eine Tablettenflasche heraus. Sie enthielt eine ganze Reihe unterschiedlicher Pillen. Derek durchsuchte sie, bis er die richtigen fand, und warf sich ein Vicodin ein, bevor er noch drei Tylenol hinterherjagte. Derart gestählt blickte er zu dem Handy auf seinem Nachttisch. Er hatte es ausgestellt, als er spät in der Nacht in sein Hotel zurückgekehrt war. Das ständige Piepen konnte er jetzt nicht gebrauchen, und die Nachrichten wollte er definitiv nicht abhören.
    Derek hatte den Großteil seines Lebens damit verbracht, der Verantwortung stets auf die gleiche Art und Weise zu entfliehen. Als Spross einer superreichen und einflussreichen Ostküstenfamilie war es dem jüngsten Sohn des Immobilienmoguls Eli Wainwright stets einfach gemacht worden. Das Geld seines Vaters hatte ihn nach Yale getragen und ihm einen Topposten bei einem der besten Investmentberater gesichert, obwohl seine akademischen Leistungen bestenfalls Durchschnitt gewesen waren. Doch Derek hatte diesen Job nach noch nicht einmal einem Jahr wieder an den Nagel gehängt, nachdem er zu dem Schluss gekommen war, dass die Arbeit und sein Lebensstil sich nicht miteinander vereinbaren ließen. Nicht dass er hätte arbeiten müssen. Sein Treuhandvermögen war groß genug, um ihn sein ganzes Leben über abzusichern, und es würde auch noch für seine Kinder und Kindeskinder reichen, sollte er sich je entscheiden, häuslich zu werden.
    Eli Wainwright war mit den Mängeln seines jüngsten Sohnes überraschend geduldig umgegangen. Derek fehlte es eindeutig am wissenschaftlichen Drang und der Begabung seiner Geschwister; aber er hatte am meisten Interesse an einem der wesentlichen Elemente des Lebens und des Erfolgs seiner Familie gezeigt: der Mitgliedschaft im Orden der Gerechten. Zuerst als Baby und dann noch einmal mit fünfzehn getauft, wie es in der Organisation üblich war, schien Derek einen natürlichen Hangzum Orden und dessen Lehren zu verspüren. Also wählte sein Vater Derek aus, ihm als eines der wichtigsten amerikanischen Mitglieder des Ordens

Weitere Kostenlose Bücher