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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Maureen abermals sanft am Arm und führte sie wieder nach drinnen, wo ein Kunstwerk hinter Glas an der Wand hing. Das Stück war klein, nicht viel größer als ein Kleinbildfoto, aber seine zentrale Platzierung und die sorgfältige Beleuchtung ließen das Motiv deutlich erkennen.
    »Das ist ein früher Kupferstich«, erklärte Sinclair, »Mitte fünfzehntes Jahrhundert. Das Bild repräsentiert die Philosophie. Und die Sieben Freien Künste.«
    »Wie Botticellis Fresko.«
    »Genau. Dem liegt die klassische Vorstellung zugrunde, dass man sich erst Philosoph nennen darf, wenn man alle Sieben Freien Künste beherrscht. Deshalb ist die weibliche Gestalt in der Mitte auch als die Göttin Philosophia dargestellt, und die Sieben Freien Künste zu ihren Füßen dienen ihr. Doch das hier ist das, wovon ich glaube, dass es Sie am meisten interessieren wird.«
    Er begann von links und nannte die Freien Künste beim Namen, während er mit den Fingern darüberfuhr. Bei der siebten und letzten hielt er an.
    »Da wären wir. Die Kosmologie. Sehen Sie dort irgendetwas, das Ihnen vertraut vorkommt?«
    Maureen riss vor Aufregung die Augen auf. »Mein Ring!«
    Die Gestalt, welche die Kosmologie darstellte, hielt eine Scheibe in den Händen, die mit dem gleichen Muster verziert war wie Maureens Ring. Sie hielt ihre Hand neben das Bild.
    »Sie sind identisch, bis hin zum Abstand der Kreise vom Mittelpunkt.« Kurz schwieg sie, bevor sie sich wieder zu Sinclair umdrehte. »Aber was hat das alles zu bedeuten? Wie hat das alles mit Maria Magdalena zu tun? Und mit mir?«
    »Es lassen sich sowohl spirituelle als auch alchemistische Beziehungen herstellen. In Bezug auf die Mysterien Maria Magdalenas glaube ich, dass das Symbol so oft als Spur erscheint, weil es uns daran erinnern soll, sorgfältig auf die kritische Beziehung zwischen Erde und Himmel zu achten. In der Antike hat man das gewusst, doch in der modernen Zeit haben wir es vergessen. Wie oben, so auch unten, heißt es. Der Sternenhimmel erinnert uns jede Nacht daran, dass wir die Möglichkeit haben, den Himmel auf Erden zu schaffen. Ich glaube, das ist es, was sie uns lehren wollten. Das war ihr ultimatives Geschenk an uns, ihre Botschaft der Liebe.«
    »Sie?«
    »Jesus Christus und Maria Magdalena. Unsere Vorfahren.«
    Und als wäre irgendeine kosmische Schaltuhr gesetzt worden, um diesen Satz zu unterstreichen, begann in diesem Augenblick das Feuerwerk über dem Garten. Sinclair führte Maureen wieder hinaus, um die Farbenregen über dem Schlossgelände zu bestaunen. Als er den Arm um sie legte, ließ sie es geschehen und fühlte sich seltsam wohl in seiner starken, warmen Umarmung.

    Unten auf der Veranda schaute Father Peter Healy sich nicht das Feuerwerk an – zumindest nicht das am Himmel. Seine Aufmerksamkeit galt Berenger Sinclair, der auf dem Balkon stand und den Arm fest und besitzergreifend um die Hüfte von Peters rothaariger Cousine gelegt hatte. Im Gegensatz zu Maureen fühlte er sich alles andere als wohl – sowohl was Sinclar als auch was diese Leute und ihre Pläne betraf.
    Noch andere Augen beobachteten an jenem Abend die Entwicklung zwischen Sinclair und Maureen. Derek stand auf der anderen Seite der Halle. Als sein Blick den Balkon streifte, bemerkte er, dass einer seiner französischer Mitstreiter sich ein gutes Stück die Treppe hinauf platziert hatte, vielleicht sogar nahe genug, um das Gespräch zwischen ihrem Gastgeber und der als Maria Magdalena gekleideten Frau mit anzuhören.
    Derek Wainwright tastete diskret nach dem Gegenstand, den er in der Innentasche seines Thomas-Jefferson-Kostüms verborgen hatte. Es war eine blutrote zeremonielle Schlinge. Er würde sie heute Abend noch brauchen, wenn er nach Carcassonne zurückkehrte.

V ielleicht halte ich als Einzige die Ehre der Prinzessin mit Namen Salome hoch; doch das zu tun ist meine Pflicht. Ich bedauere, dass ich so lange damit gewartet habe, denn sie hat ihr schreckliches Schicksal nicht verdient. Es gab eine Zeit, da hätte es den Tod bedeutet, auch nur von ihr und ihren Taten zu sprechen, und ich konnte sie nicht verteidigen, ohne die anderen Gefolgsleute Isas und des Rechten Weges zu gefährden. Aber wie so viele von uns, so ist auch sie von jenen verurteilt worden, die die Wahrheit nicht kennen.
    Zunächst will ich Folgendes sagen: Salome hat mich geliebt und Isa sogar noch mehr als mich. Hätte sie die Gelegenheit dazu gehabt, wären die Zeit und die Umstände anders gewesen, hätte sie eine wahre

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