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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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nachzufolgen, einer Organisation, die sich nicht nur über die westliche Welt erstreckte, sondern auch bis nach Asien und in den Nahen und Mittleren Osten hinein. Der Orden der Gerechten zählte einige der einflussreichsten Persönlichkeiten zu seinen Mitgliedern, sowohl aus der Wirtschaft wie auch aus der internationalen Politik.
    Die Mitgliedschaft war ausschließlich vererbbar, und getaufte Männer durften nur Töchter der Gerechtigkeit heiraten, weibliche Kinder von Ordensmitgliedern, die in dessen strenger Tradition erzogen worden waren. Mädchen erhielten eine Ausbildung als zukünftige Ehefrauen und Mütter, die sich an einem alten Dokument orientierte, das als Das Wahre Buch vom Heiligen Gral bekannt war. Dieses Dokument war über Jahrhunderte hinweg von einer Generation an die nächste weitergereicht worden. Einige der größten Debütantinnenbälle an der Ostküste, im Süden und in ganz Texas dienten schlicht als »Coming-out-Partys« für die Töchter der Gerechten, wo sie der Welt ihre Bereitschaft verkündeten, den Ordensmitgliedern als gehorsame und sittsame Ehefrauen zu dienen.
    Elis ältere Söhne hatten alle Töchter der Gerechten geheiratet und sich in ihrem High-Society-Leben eingerichtet. Nun wuchs der Druck auf den jüngsten Wainwright, der inzwischen auch schon die dreißig überschritten hatte, sich auf die gleiche Art niederzulassen. Die Vorstellung, eine dieser perfekt gezüchteten Eisprinzessinnen zu sich ins Bett zu nehmen, ließ ihn jede Nacht schaudern. Sicher, er könnte tun, was seine Brüder und alle anderen Ordensmitglieder taten: eine abgesegnete und angemessene Mutter für seine Kinder heiraten und sich nebenbei irgendein Flittchen halten, damit es nicht langweilig wurde. Aber warum sollte er sich in diesem Stadium schon darauf einlassen? Er war noch immer jung, geradezu erschreckend reich, und er hatte nur wenige Verpflichtungen. Und solange es so exotische undsinnliche Frauen für ihn gab wie Tamara Wisdom, würde er sich bestimmt nicht an irgendeine preisgekrönte Zuchtstute binden lassen, die ihn viel zu sehr an seine Mutter erinnerte. Wenn sein Vater überzeugt blieb, dass er, Derek, nur daran interessiert war, sich für den Orden einzusetzen, dann konnte er seine anderen Verpflichtungen noch ein paar Jahre hinausschieben.
    Was Eli Wainwright mit der typischen Blindheit aller Väter allerdings nicht sah, war, dass Dereks Begeisterung nicht der Ordensphilosophie galt. Was ihn reizte, waren das Mysterium einer geächteten Gesellschaft, die Rituale und das elitäre Denken, das unweigerlich mit dem Wissen um solche Geheimnisse kam, die über Jahrhunderte hinweg mit Blut behütet worden waren. Die wahre Anziehungskraft entsprang dem Verständnis, dass nahezu jeder unerfreuliche Akt eines Ordensmitglieds aufgrund ihres globalen Netzwerks aus Einflussträgern unter den Teppich gekehrt werden konnte. Derek genoss diese Dinge und die Art, wie man ihn aufgrund des Geldes und Einflusses seines Vaters überall behandelte. Oder zumindest hatte er das getan, bis der letzte Lehrer der Gerechtigkeit auf recht mysteriöse Art gestorben und durch diesen neuen ersetzt worden war, jenen fanatischen Engländer, der den Orden nun mit eiserner Faust regierte.
    Ihr neuer Führer hatte alles verändert. Er prahlte mit seiner verwandtschaftlichen Beziehung zu Oliver Cromwell, während er gleichzeitig aufmerksam die Rücksichtslosigkeit und grausamen Taktiken seines Vorfahren studierte, um mit jedweder Opposition fertig zu werden. Nach seiner Ernennung zum Lehrer der Gerechtigkeit hatte John Simon Cromwell als erstes Zeichen für den neuen Wind, der nun herrschte, den Befehl zu einer hässlichen Exekution gegeben. Sicher, der Ermordete war ein Feind des Ordens gewesen und der Anführer einer Organisation, die ihr schon seit Jahrhunderten Widerstand geleistet hatte; doch die Botschaft war klar: Ich werde jeden aus dem Weg räumen, der es wagt, mich herauszufordern, und zwar auf die üble Art. DenMann mit einem Schwert zu enthaupten und ihm den rechten Zeigefinger abzuschneiden hatte auf recht dramatische Weise den Fanatismus ihres neuen Führers deutlich gemacht.
    Derek versuchte, dieses Bild aus seinem benebelten Geist zu verdrängen, als er sich das Handy nahm, es anschaltete und die Nummer seiner Mailbox wählte. Es war an der Zeit, dem Feind ins Auge zu sehen. Er hatte eine Mission zu erfüllen. Er war entschlossen, diesem britischen Bastard endlich zu beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Er

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