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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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herabgesetzt oder ihren Wert in Gottes Plan unterschätzt hätte. Jeder Mann, der dies tut und Isa seinen Lehrer nennt, der lügt.
    Diese Vorwürfe gegen Petrus sind unwahr. Dennoch vermag ich jene nicht zu verdammen, die das sagen, denn sie glauben, das zu meiner Verteidigung zu tun. Jene, die Zeugen von Petrus’ Kritik an mir wurden, wissen nichts von unserer Geschichte oder welcher Quelle sein Zorn entsprang. Aber ich verstehe es, und ich werde nicht über ihn richten. Vor allem das ist es, was Isa mich gelehrt hat, und ich hoffe, es andere genauso gut gelehrt zu haben: Richte nicht, auf dass du nicht gerichtet werdest.
     
    Das Evangelium von Arques nach Maria Magdalena
    Das Buch der Jünger

Kapitel zwei
    Los Angeles
Oktober 2004
     
    »Lassen Sie uns von vorn anfangen: Marie Antoinette hat nie gesagt ›Dann sollen sie doch Kuchen essen‹, Lucrezia Borgia hat nie jemanden vergiftet, und Maria Stuart war keine mörderische Hure. Indem wir diese Irrtümer korrigieren, machen wir den ersten Schritt, um den Frauen ihren angemessenen Platz in der Geschichte zurückzugeben – einen Platz, den ihnen Generationen von Historikern aus Voreingenommenheit heraus verweigert haben.«
    Maureen hielt kurz inne, als ein zustimmendes Raunen durch die Studenten ihres Abendschulseminars ging. Sich zum ersten Mal an eine neue Klasse zu wenden war nicht viel anders als eine Theaterpremiere. Der Erfolg ihrer anfänglichen Performance bildete den Grundstein für die langfristige Wirkung ihrer gesamten Arbeit.
    »Im Laufe der nächsten Wochen werden wir das Leben einiger der berüchtigtsten Frauen in Historie und Legende untersuchen. Frauen mit Geschichten, die einen unauslöschlichen Eindruck in der Entwicklung der modernen Gesellschaft und Gedankenwelt hinterlassen haben; Frauen, die grundlegend missverstanden und von jenen in ein schlechtes Licht gerückt worden sind, die die Geschichte der westlichen Welt geprägt haben, indem sie ihre Meinungen zu Papier gebracht haben.«
    Maureen war gut in Schwung und wollte so früh nicht für Fragen unterbrechen, doch ein junger Mann in der ersten Reihe wedelte schon von Anfang an mit der Hand. Er sah aus, als würde er gleich platzen, doch abgesehen davon hatte er nichts Besonderesan sich. Freund oder Feind? Fan oder Fundamentalist? Das war stets das Risiko. Maureen wandte sich ihm zu – wohl wissend, dass er sie weiter ablenken würde, sollte sie sich nicht um ihn kümmern.
    »Würden Sie das als einen feministischen Blick auf die Geschichte bezeichnen?«, fragte der junge Mann.
    War es das, was er vorzubringen hatte? Maureen entspannte sich ein wenig und beantwortete die vertraute Frage: »Ich betrachte es als ehrlichen Blick auf die Geschichte. Als ich mich der Thematik gewidmet habe, war mein einziges Ziel, die Wahrheit herauszufinden.«
    Sie war noch nicht vom Haken.
    »Für mich sieht es eher so aus, als wollten Sie schlicht auf die Männer einprügeln.«
    »Ganz und gar nicht. Ich liebe Männer. Ich denke, jede Frau sollte einen haben.« Maureen hielt kurz inne, um den weiblichen Studenten ein Kichern zu gestatten. »Das war ein Scherz. Mein eigentliches Ziel ist es, die Geschichte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, indem ich sie aus einem modernen Blickwinkel betrachte. Leben Sie, die Sie hier sitzen, Ihr Leben auf die gleiche Art wie die Menschen vor tausendsechshundert Jahren? Nein. Warum also sollten Gesetze, Glauben und historische Interpretationen, die im finsteren Mittelalter zu Papier gebracht worden sind, bestimmen, wie wir im einundzwanzigsten Jahrhundert leben? Das ergibt einfach keinen Sinn.«
    Der Student entgegnete: »Aber deshalb bin ich ja hier: um herauszufinden, was Sache ist.«
    »Gut. Dann kann ich Sie nur dafür loben, dass Sie hier sind, und ich bitte Sie lediglich darum, erst einmal für alles offen zu sein. Tatsächlich möchte ich, dass Sie alle erst einmal mit dem aufhören, was Sie gerade tun. Heben Sie die rechte Hand, und legen Sie den folgenden Eid ab.«
    Erneut ging ein Raunen durch die Reihen der Studenten. Sie schauten sich um, lächelten einander an, zuckten mit denSchultern und fragten sich, ob Maureen das ernst meinte. Ihre Dozentin, eine Bestsellerautorin und anerkannte Journalistin, stand vor ihnen, die rechte Hand erhoben und einen erwartungsvollen Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Kommen Sie«, hakte Maureen nach. »Hand hoch, und wiederholen Sie, was ich sage.«
    Die Klasse folgte ihrem Beispiel, hob die Hände und wartete.
    »Hiermit schwöre

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