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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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war.
    Gwenafra murmelte etwas. Sam streichelte ihren Rücken und sagte leise: »Schlaf, du Gerechte. Du hast niemals jemanden umbringen müssen, und ich hoffe, daß es auch dabei bleibt.«
    Aber verlangte er in einer gewissen Weise nicht auch von ihr, daß sie morgen einen Mord beging?
    »Das ist zuviel«, murmelte Sam. »Ich muß jetzt schlafen. Ich muß morgen in bester körperlicher und geistiger Verfassung sein. Sonst… wenn ich vor Erschöpfung… einen Fehler mache… was dann?«
    Aber die Nicht vermietbar war viel größer als die Rex. Und sie war viel besser gepanzert und bewaffnet, um diesen Kampf nicht zu gewinnen.
    Er mußte schlafen.
    Plötzlich setzte er sich hin und starrte in die Leere. Sirenen heulten auf. Aus dem an der Wand befestigten Interkom schrie die Stimme des Dritten Offiziers Cregar: »Kapitän! Kapitän! Wachen Sie auf! Wachen Sie auf!«
    Clemens rollte sich aus dem Bett und begab sich an das Interkom. »Was ist?« fragte er.
    Griff John im Dunkel der Nacht an? Dieser dreckige Hundesohn!
    »Die Infrarotbeobachter berichten, daß sieben Mann über Bord gegangen sind, Kapitän! Es sieht so aus, als handelte es sich um Deserteure!«
    Seine kleine Rede, daß die Mannschaft alle Tests bestanden und ihren Mut unter Beweis gestellt hatte, entsprach also doch nicht der Wahrheit. Einige Leute hatten den Mut verloren. Oder, dachte Sam, ihre Vernunft wiedergefunden. Sie waren abgehauen. Ebenso wie er, als der Bürgerkrieg angefangen hatte. Nach zwei Wochen in den Reihen der konföderierten Bürgerwehr von Missouri, als einer seiner Kameraden einen unschuldigen Passanten erschossen hatte, war er desertiert und nach Westen gegangen.
    Eigentlich konnte er den sieben Leuten nichts verübeln. Natürlich durften die anderen nicht erfahren, daß er so über sie dachte. Er würde eine grimmige Miene aufsetzen, vor Wut schäumen, ein wenig herumtoben und diese Ratten verfluchen. Im Dienst von Disziplin und Moral konnte er gar nicht anders.
    Er hatte kaum die Liftkabine betreten, um sich aufs Pilotendeck tragen zu lassen, als plötzlich die Erleuchtung kam.
    Die sieben Leute waren keine Feiglinge. Sie waren Agenten!
    Es gab keinen Grund für sie, an Bord zu bleiben und sich töten zu lassen. Sie standen unter einem anderen Kommando als Clemens und die Nicht vermietbar.
    Sam begab sich ins Ruderhaus. Das gesamte Schiff war hell erleuchtet. Einige Suchscheinwerfer zeigten mehrere Männer und Frauen, die sich am Ufer entlangbewegten und dabei Gralzylinder mit sich trugen. Sie rannten, als seien ihre tiefsten Ängste körperlich geworden und ihnen auf den Fersen.
    »Sollen wir auf sie schießen?« fragte Cregar.
    »Nein«, sagte Sam. »Wir könnten dabei Einheimische treffen. Laßt sie gehen. Nach der Schlacht können wir sie uns immer noch schnappen.«
    Er zweifelte nicht daran, daß die sieben im Tempel Zuflucht suchen würden. La Viro würde sie ihm natürlich nicht ausliefern.
    Sam gab Cregar den Befehl zu einem Rundruf. Nachdem man festgestellt hatte, wer die sieben Flüchtlinge waren, schaute Sam sich ihre Namen auf einem Bildschirm an. Vier Männer und drei Frauen. Alle hatten behauptet, noch nach 1983 gelebt zu haben. Sein Mißtrauen dieser Behauptung gegenüber war also nicht unbegründet gewesen. Aber jetzt war es zu spät, um noch irgend etwas zu unternehmen.
    Nein. Er konnte zwar im Augenblick nichts tun, aber nach der Schlacht würde sich schon eine Möglichkeit bieten, der Deserteure habhaft zu werden und sie zu verhören. Diese Leute wußten genug, um wenigstens die Hälfte des Rätsels zu lösen, mit dem er sich abplagte. Vielleicht wußten sie sogar genug, um es ganz aufzulösen.
    Er sprach mit Cregar.
    »Sirenen abstellen. Sagen Sie der Mannschaft, es habe sich um einen falschen Alarm gehandelt. Die Leute sollen wieder ins Bett gehen. Gute Nacht.«
    Aber es war keine gute Nacht. Sam wachte mehrmals auf und litt unter schrecklichen Alpträumen.
     

ABSCHNITT 9
     
    Die erste und letzte Luftschlacht der Flußwelt
     
    28
     
    Mittagszeit im Tal von Virolando.
    Seit dreißig Jahren war der Himmel unter der Zenitsonne ein Kaleidoskop buntscheckiger Gleiter und Ballons gewesen. Heute sah das Blau so ungefleckt aus wie das Auge eines Säuglings. Der Fluß, auf dem es sonst von Schiffen mit weißen, roten, schwarzen, grünen, violetten, purpurnen, orangefarbenen und gelben Segeln wimmelte, lag wie ausgestorben da.
    An beiden Ufern riefen die Trommeln: Bleibt der Luft und dem Wasser fern und geht nicht

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