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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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heraufgebracht, und eine davon befand sich auf dem Dampfkatapult am anderen Ende des Decks. Es waren zwei; die beiden einzigen Einsitzer, die die lange Reise überlebt hatten. Die Maschinen hatten eine Reihe von Bruchlandungen und ebenso viele Reparaturen hinter sich.
    Die beiden ursprünglichen Einsitzer waren zerstört worden: der eine während eines Kampfes, der andere durch einen Unfall. Die Ersatzmaschinen, aus eingelagerten Einzelteilen montiert, waren Doppeldecker mit alkoholverbrennenden Reihenmotoren, die in der Lage waren, sie mit einer Geschwindigkeit von 240 Kilometern in der Stunde voranzutreiben. Anfangs hatte man die Motoren mit synthetischem Benzin gespeist, aber die Vorräte waren längst aufgebraucht. Im Bug, direkt vor dem offenen Cockpit, befanden sich die von Zwillingsgurten mit Munition versorgten Maschinengewehre vom Kaliber .50. Sie konnten fünfhundert Schüsse in der Minute abgeben. Die Munition hatte man während der langen Reise extra für einen Fall wie diesen aufgespart. Erst vor wenigen Tagen waren die Hülsen neu gefüllt und jede einzeln auf ihre exakte Länge, Breite und Geradlinigkeit hin untersucht worden. Man wollte nicht riskieren, daß sie die MG-Läufe beschädigten.
    Sam warf erneut einen Blick auf die Uhr und ließ sich dann vom Aufzug auf das Flugdeck hinunterbringen. Ein kleiner Jeep brachte ihn zu den Maschinen, wo die Einsatzgruppe und die Reserve- und Chefpiloten ihn erwarteten.
    Beide Maschinen waren weiß angemalt. Auf dem Ruder und den Unterseiten der unteren Schwingen leuchtete ein scharlachfarbener Phönix.
    Eine der Maschinen wies an den Seiten das Bild eines fliegenden Storches auf. Unterhalb des Cockpits leuchteten schwarze Buchstaben. Vieux Charles. Der alte Charlie. Georges Guynemers Spitzname für die Maschinen, die er während des Ersten Weltkriegs geflogen hatte. Auf beiden Cockpitseiten der anderen Maschine befand sich der Kopf eines bellenden, schwarzen Hundes.
    Die beiden Piloten waren in weißes Bleichfischleder gekleidet. Die knielangen Stiefel waren ebenso wie ihre Lederhosen mit roten Biesen versehen. Auf der linken Brustseite trugen ihre Jacken den scharlachfarbenen Phönix. Die Helme der Flieger waren mit einer kleinen Spitze versehen, die man aus dem Horn eines Hornfisches gemacht hatte. Die Piloten trugen weiße Handschuhe mit roten Stulpen, und ihre Schutzbrillen waren rot abgesetzt. Als Clemens den Jeep verließ, standen sie neben dem alten Charlie und waren in ein ernstes Gespräch vertieft. Als er auf sie zukam, knallten sie die Hacken zusammen und salutierten.
    Clemens schwieg einen Moment lang und musterte die Männer. Obwohl die beiden ihre großen Erfolge erst nach seinem Tod gehabt hatten, vertraute er völlig auf sie.
    Georges Guynemer war ein dürrer Mann von mittlerer Größe mit durchdringenden, schwarzen Augen und einem Gesicht, das beinahe weibliche Schönheit aufwies. Wenn er sich nicht gerade in seiner Kabine aufhielt, bewegte er sich, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. Die Franzosen hatten diesen Mann >das As der Asse< genannt. Natürlich hatte es andere gegeben – Nungesser, Dorme oder Fonck –, die mehr Boches vom Himmel geholt hatten, aber zu deren Zeiten hatte es eben mehr Aktionen gegeben, denn Georges’ Karriere war relativ früh zu Ende gegangen.
    Der Franzose gehörte zu jenen geborenen Fliegern, die ganz automatisch zu einem Teil ihrer Maschine wurden. Er war wie ein fliegender Zentaur – und außerdem ein exzellenter Mechaniker und Techniker, der es verstand, seine Maschine, seine Bewaffnung oder irgendwelche Improvisationen ebenso sorgfältig zu überprüfen wie seine berühmten Kollegen Mannock und Rickenbacker. Während des Krieges hatte er scheinbar für nichts anderes als das Fliegen und den Luftkampf gelebt. Soweit man damals gewußt hatte, pflegte er mit Frauen keinen Umgang. Seine einzige Vertraute war seine Schwester Yvonne gewesen. Obwohl er viele Flugkunststücke beherrschte, nutzte er sein diesbezügliches Talent nur selten. Wenn Guynemer in den Kampf zog, pflegte er, wie seine Kameraden aussagten, >sofort voll reinzuhauen<. Er war ebenso wild und unvorsichtig wie der große Albert Ball, sein englisches Gegenstück, und wie er liebte er den Alleinflug. Wenn er auf eine Gruppe von Feinden stieß, griff er ungeachtet ihrer Größe auf der Stelle an.
    Er kam nur selten zurück, ohne daß seine Nieuport oder Spad von Kugeln zersiebt war. Dies war natürlich nicht das richtige Verhalten in einem

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