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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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Krieg, in dem das Durchschnittsleben eines Piloten drei Wochen dauerte. Trotzdem schaffte er dreiundfünfzig Siege, bevor er selbst fiel.
    Einer seiner Kameraden hatte geschrieben, daß Guynemers Gesicht, wenn er ins Cockpit stieg, um zu starten, >entsetzlich< ausgesehen habe: »Seine Augen allein konnten einen Menschen niederschlagen.«
    Und das war der Mann, den die französischen Bodentruppen als nicht kriegsverwendungsfähig eingestuft hatten. Guynemer wirkte zerbrechlich, war leicht erkältet, hustete viel und war unfähig, sich nach den Kämpfen in der gleichen Weise zu entspannen wie seine Kameraden. Er machte den Eindruck eines Schwindsüchtigen und war es möglicherweise auch.
    Aber die Franzosen liebten ihn, und als er am 11. April 1917, seinem Unglückstag, das Leben verlor, beweinte ihn die ganze Nation. Eine ganze Generation lang erzählte man den Schulkindern die Legende vom Piloten, der so hoch geflogen sei, daß die Engel ihn nicht mehr zur Erde zurückkehren lassen wollten.
    Die Wahrheit – die man natürlich wußte – bestand darin, daß er wie üblich wieder einmal allein gewesen und von einem weitaus weniger bekannten Flieger, einem gewissen Leutnant Wissemann, abgeschossen worden war. Guynemers Maschine war auf einem Schlachtfeld abgestürzt, das gerade von einem gewaltigen Artilleriebeschuß umgepflügt wurde. Noch bevor das Donnern der tausend Explosionen verstummte, waren Guynemer und seine Maschine in Stücke gerissen worden, hatten sich mit dem Schlamm vermischt und waren restlos verschwunden. Aus seinem Fleisch, seinen Knochen und seinem Flugzeug war nicht Staub geworden, sondern Morast.
    Auf der Flußwelt hatte Georges das Rätsel um seinen Tod selbst gelöst. Er war zwischen den Wolken umhergeflogen, weil er gehofft hatte, dort einen oder ein Dutzends Boches – wie viele, war ihm egal – überraschen zu können. Dann hatte er angefangen zu husten. Sein Husten wurde ziemlich schlimm. Plötzlich hatte er Blut gespuckt, das über seine pelzgefütterte Kombination gelaufen war. Seine Befürchtung, daß er an Tuberkulose litt, hatte sich damit bestätigt. Aber er konnte nichts dagegen tun.
    Als sein Bewußtsein zu schwinden drohte und er kaum noch etwas sah, entdeckte er ein sich ihm näherndes deutsches Kampfflugzeug. Obwohl er im Sterben lag – oder dies zumindest glaubte –, wandte er sich dem Feind zu. Seine MGs spuckten Feuer, aber die tödliche Zielgenauigkeit, für die er bekannt war, hatte ihn verlassen. Der Deutsche jagte steil aufwärts, und Guynemer blieb ihm hart auf den Fersen. Einen Augenblick lang verlor er ihn aus den Augen, dann zersiebten die Kugeln seines Gegners Guynemers Windschutzscheibe von hinten. Er verlor das Bewußtsein.
    Er erwachte nackt am Ufer des Flusses, hatte die weiße Pest überwunden und ein wenig mehr Fleisch angesetzt. Er war immer noch stark, aber nicht mehr so wie 1917. Er teilte seine Kabine mit einer Frau, die nun um ihn weinte.
    William George Barker, der Kanadier, war ein geborener Flieger, dem nach einer einzigen Instruktionsstunde ein unglaubliches Bravourstück gelungen war.
    Am 27. Oktober 1918 war er als Major der RAF-Schwadron Nr. 201 allein in einer Sopwitch Snipe geflogen. In einer Höhe von siebentausend Metern über dem Marmalwald schoß er ein zweisitziges Beobachtungsflugzeug ab. Einer der beiden feindlichen Flieger rettete sich mit dem Fallschirm. Als Barker das sah, war er nicht nur erstaunt, sondern auch ein wenig wütend, denn den alliierten Piloten hatte man grundsätzlich keine Fallschirme zugestanden.
    Plötzlich tauchte eine Fokker auf, und Barker wurde von einer Kugel in die rechte Hüfte getroffen. Seine Snipe fing an zu trudeln, aber er bekam sie wieder unter Kontrolle und stellte fest, daß ihn nun fünfzehn weitere umzingelt hatten. Zwei davon, die er mit einem Kugelhagel belegte, schlug er in die Flucht. Eine weitere, die nur wenige Meter von ihm entfernt war, bekam einen Treffer und ging in Flammen auf. Aber Barker handelte sich eine zweite Verwundung ein, diesmal am linken Bein.
    Er verlor die Besinnung und kam gerade noch rechtzeitig wieder zu sich, um die Maschine vor einem erneuten Abtrudeln zu bewahren. Er war von etwa zwölf bis fünfzehn Fokker-Maschinen umgeben. Einer davon, die kaum mehr als eine Armlänge entfernt war, schoß er das Heck ab. Kurz darauf zerschmetterte eine Kugel aus einem Spandau-MG seinen linken Ellbogen.
    Barker verlor erneut das Bewußtsein, kam wieder zu sich und fand sich inmitten von

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