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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augenblick gewartet hatte. Er kam sich vor wie ein Mann, der irgendwelchen tapferen Rittern einen guten Erfolg wünschte. Nicht etwa, daß er die Ritter alter Zeiten in sein Herz geschlossen hätte. Er verabscheute sie, denn sie hatten nicht nur die Bauern unterdrückt und ausgeplündert, sondern sich auch noch ihrer eigenen Klasse gegenüber als äußerst mörderisch erwiesen. Die Ritter der Vergangenheit waren für ihn eine dreckige, blutrünstige Bande. Aber abgesehen von der Wirklichkeit existierten ja auch noch die Mythen. Die Mythen hatten die Menschheit stets geblendet, aber sicher hatten sie auch ihr Gutes. Das Ideal war die Helligkeit, denn die Wirklichkeit bestand aus Schatten. Hier waren zwei ungewöhnlich fähige und couragierte Männer, die bis zum Tod in einem vorbereiteten Duell kämpfen würden. Aus welchem Grund? Keiner von ihnen brauchte sich etwas zu beweisen; das hatten sie schon vor langer Zeit getan, als es um wichtigere Dinge gegangen war.
    Was also trieb sie an? Männlichkeitswahn? Das war es ganz bestimmt nicht.
    Worin auch immer ihr Motiv bestehen mochte, insgeheim freute Clemens sich darüber. Denn wenn es ihnen gelang, Johns Flieger zu überwinden, konnten sie gegen die Rex vorgehen. Wenn sie verloren, hatte die Nicht vermietbar Johns Maschinen auf dem Hals. Aber darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
    Der Hauptgrund von Sams Freude bestand darin, daß er dem Kampf zusehen konnte. Das war kindisch – zumindest zeugte es nicht von Erwachsensein. Aber wie die meisten Männer und viele Frauen war er sportbegeistert. Und dies war ein sportliches Ereignis, gleichgültig, wie fatal es für die Teilnehmer auch ausgehen mochte. Auch die Römer hatten gewußt, was sie taten, als sie Gladiatorenkämpfe veranstaltet hatten.
    Als ein Trompetensignal erklang, schreckte Sam auf. Sofort danach ertönte die mitreißende Melodie >Hinauf in die wilde Bläue<, die Gioacchino Rossini für die Luftwaffe der Nicht vermietbar komponiert hatte. Es handelte sich allerdings um ein elektronisch produziertes Stück.
    Barker, als Luftwaffenchef, kletterte als erster ins Cockpit. Der Propeller begann sich mit einem Jaulen langsam zu drehen, dann wurde er schneller. Auch Guynemer bestieg seine Maschine. Die Leute, die am Rande des Flugdecks standen und die beiden unteren Räume des Ruderhauses bevölkerten, brachen in Hurrarufe aus. Dann übertönte das Gebrüll von Barkers Motoren ihr Geschrei auch schon.
    Sam Clemens blickte zum Kontrollraum hinauf. John Byron, der Chef seines Stabes, stand am rückwärtigen Fenster und war bereit, ihm das Signal zu geben. Sobald die Uhr die zwölfte Stunde anzeigte, würde er einen roten Stofffetzen aus dem Fenster werfen.
    Eine Frau löste sich aus der am Rande des Decks stehenden Menge und warf Kränze aus Eisenbaumblüten in die Cockpits der Maschinen. Guynemer, der bereits seine Schutzbrille trug, lächelte und winkte ihnen mit dem Kranz zu. Barker schien die Blumen im ersten Moment hinauswerfen zu wollen, überlegte es sich jedoch dann anders.
    Sam schaute auf seine Uhr. Der blutrote Fetzen fiel zu Boden. Er drehte sich um und gab seinen Leuten mit einem Handzeichen zu verstehen, daß sie das Katapult abschießen sollten. Dampf zischte, dann jagte Barkers Maschine los. Etwa fünfzehn Meter vor dem Ende der Startbahn erhob sie sich in die Lüfte.
    Die Maschine des Franzosen folgte achtzig Sekunden später.
    Während Clemens auf das Ruderhaus zueilte, verteilte sich die Menge auf dem Flugdeck. Vom Kontrollraum aus kletterte Sam über eine Leiter durch eine Luke auf das Dach des Ruderhauses. Dort hatte man für ihn einen Stuhl und einen Tisch im Boden verankert. Er würde sich den Kampf ansehen, einen Bourbon trinken und eine frische Zigarre rauchen.
    Trotzdem machte er sich noch immer Sorgen wegen König John. Daß der Kerl irgendeine Schweinerei plante, war so unausweichlich wie der Rülpser nach einem Bier.
     
    29
     
    Die Rex Grandissimus befand sich in der Mitte des Sees, ihre Nase war in den Wind gerichtet, und die Schaufelräder trieben sie mit einer Geschwindigkeit von fünfzehn Kilometern in der Stunde voran. Rechnete man den Gegenwind mit, der sieben Kilometer pro Stunde zurücklegte, hatten die Flugzeuge während des Starts einen Winddruck von zweiundzwanzig Kilometer in der Stunde. König John, angetan mit einem blauen Kilt, einem roten Umhang und schwarzen Stulpenstiefeln, hielt sich auf dem Flugdeck auf und unterhielt sich, während die Deckmannschaft die

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