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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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Maschinen vorbereitete, mit seinen beiden Piloten. Voss und Okabe trugen schwarze Lederuniformen, die denen ihrer Gegner glichen. Die Kampfflugzeuge waren nicht weit von ihnen entfernt. Es handelte sich ebenfalls um Doppeldecker, aber ihre Nasen waren stumpfer als die ihrer Gegenspieler. Die Schwingen und der Rumpf der einen Maschine zeigten ein blausilbernes Schachbrettmuster mit den drei goldenen Löwen Johns. Auf dem karmesinroten Bug befand sich ein weißer Totenschädel mit gekreuzten Knochen. Die zweite Maschine war, abgesehen von den drei Löwen, die sich auf den Schwingen und dem Ruder befanden, weiß. Auf den Cockpitseiten und dem Bauch war lediglich ein roter Ball aufgemalt: die aufgehende Sonne Japans, das Zeichen Okabes.
    Aus mehreren hundert Kandidaten, die ihm während der vergangenen sieben Jahre über den Weg gelaufen waren, hatte John für den Tag der Entscheidung diese beiden Männer ausgewählt. Kenji Okabe war ein kleiner, schlanker und robuster Mann, der Entschlossenheit ausstrahlte. Meistens war er zwar freundlich und anderen Menschen gegenüber aufgeschlossen, aber im Moment sah er grimmig aus.
    Wie Barker sagte man auch Voss nach, daß er die beiden größten Einzelkämpfe gegen eine erdrückende Übermacht im Ersten Weltkrieg durchgestanden hatte.
    Am 23. September 1917 flog Voss, der bereits achtundvierzig alliierte Kampfflugzeuge abgeschossen hatte, allein in einem der neuen Fokker-Dreifachdecker und stieß dabei auf sieben S. E. S.-Maschinen der 56. RVC-Schwadron. Die Piloten dieser Einheit gehörten zu den bekanntesten Assen der britischen Luftwaffe. Fünf von ihnen waren besonders prominent, und die Namen von McCudden, Rhys-Davids und Cecil Lewis kannte jeder. McCudden, der Führer dieser Gruppe, ließ Voss auf der Stelle einkreisen. Da er nun das Ziel von vierzehn MGs bildete, sah es so aus, als sei ein Entkommen unmöglich. Aber Voss steuerte seine Maschine so, als sei sie ein Jagdfalke. Zweimal – und zwar genau in den Momenten, in denen McCudden ihn genau im Visier hatte – ließ er sich auf eine seltsame Weise fallen und führte ein Manöver aus, das die Briten noch nie zuvor gesehen hatten. Indem er eine Reihe bemerkenswerter, perfekt ausgeführter Tricks anwandte und mehrere der britischen Maschinen in die Irre führte, konnte Voss sich ihnen entziehen. Es gelang ihm allerdings nicht, die Umzingelung zu durchbrechen. Schließlich gelang es Rhys-Davids, einem hervorragenden Schützen, ihn lange genug im Visier zu behalten, um ihm eine Salve aus seinen Lewis-MGs auf den Pelz zu brennen. Voss’ Maschine trudelte ab, jedoch nicht ohne das Bedauern der Briten. Sie hätten ihn nach Möglichkeit gerne lebend in die Hände bekommen, denn einen besseren Kampfpiloten als Voss hatten sie nie zuvor gesehen.
    Voss war teilweise jüdischer Abstammung. Obwohl er in der deutschen Luftwaffe hin und wieder Vorurteilen ausgesetzt gewesen war, hatten seine großartigen Flugkünste und seine Entschlossenheit ihm den Ruhm zuteil werden lassen, der ihm gebührte. Er hatte sogar eine Weile unter von Richthofen, dem sogenannten Roten Baron, gedient, der ihn zum Gruppenführer gemacht und dazu verpflichtet hatte, bei Formationsflügen in Deckung zu bleiben.
    Kenji Okabe, der Kommandeur von Johns Luftwaffe, war im Zweiten Weltkrieg ein Luftfahrtpilot erster Klasse gewesen. Er galt als einer der besten Kampfpiloten seines Landes und hatte, als er an einem Tag über Rabaul im Bismarck-Archipel sieben Amerikaner abschoß, einen Rekord aufgestellt, den die anderen Marineflieger nicht zu brechen vermochten. Aber während eines Angriffs auf einen Bomber hatte ihn über Bougainville auf den Salomon-Inseln ein amerikanisches Flugzeug, das aus größerer Höhe auf ihn herabstieß, plötzlich überrascht. Der Amerikaner hatte eine Tragfläche von Okabes Zero in Fetzen geschossen und die Maschine in Brand gesetzt, bis sie – in Flammen gehüllt – abgestürzt war.
    John unterhielt sich ein paar Minuten lang mit seinen Star-Piloten, dann drückte er Voss die Hand, erwiderte Okabes Verbeugung, und die beiden kletterten in ihre Maschinen. Auf einer Höhe von fünftausend Fuß – an einem Punkt, der auf halbem Wege zwischen den beiden Schiffen lag –, an einem Felsen, dessen Kuppe die Form einer Zwiebel hatte, wollte man sich treffen.
    Die vier Doppeldecker schwangen sich in die Lüfte. Nachdem sie die ausgemachte Höhe erreicht hatten – dies lasen sie an ihren Meßgeräten ab –, schwenkten sie die Nasen in

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