Das Magische Labyrinth
Sir!« sagte Byron und fing an, die Stationen einzeln abzufragen.
»Feindliches Schiff sieben Kilometer entfernt, Kapitän«, meldete der Radarbeobachter. »Nähert sich mit einer Geschwindigkeit von achtzig Stundenkilometern.«
In einem stehenden Gewässer betrug die Maximalgeschwindigkeit der Rex, wenn sie gegen den Wind fuhr, fünfundsechzig Stundenkilometer. Die Strömung und der Wind verliehen ihr nun eine Schnelligkeit, die der der Nicht vermietbar gleichkam.
»Ist was von der Gans zu sehen?« fragte Sam.
»Nichts, Sir.«
Sam schaute auf den Chronometer. Das große Flugzeug mußte immer noch vor den Bergwänden kreuzen. Es hielt sich im Schatten der hohen Bäume versteckt und verschwand immer dann zwischen den Wäldern, wenn sich dazu eine Gelegenheit bot. Aber die Maschine würde die Rex nicht im Alleingang angreifen. Ihre Befehle lauteten, sich bereit zu halten, bis die Rex mit dem Mutterschiff beschäftigt war. Wenn Johns Mannschaft durch den Beschuß der Nicht vermietbar abgelenkt wurde, sollte die Maschine brüllend über den Bäumen auftauchen, sich über das Wasser schwingen und der Breitseite der Rex widmen. Wenn John auch nur ein Quäntchen Vernunft besessen hätte, dann hätte er seinen eigenen Torpedo-Bomber so lange zurückgehalten, bis die Seeschlacht im Gange war.
Er hatte wohl gehofft, die Leute von der Nicht vermietbar überraschen zu können, während der Luftkampf ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
»Feindliches Schiff sechs Kilometer voraus, Kapitän.«
Sam zündete sich eine neue Zigarre an und bat den Arzt, sein verbranntes Kinn mit etwas Salbe zu bestreichen. Nachdem Smollet dies getan hatte, baute Clemens sich am Steuerbordfenster auf und sah sich die Rauchwolken an, die von den Feuern am linken Ufer aufstiegen. Die Flammen fraßen die Bambus-, Pinien- und Eibenholzhütten auf. Der Wind trieb die Funken vor sich her und schleuderte sie auf weitere Brücken und Häuser. Die Leute eilten wie ein aufgeregter Ameisenschwarm hin und her, versuchten aus ihren brennenden Unterkünften irgendwelche Habseligkeiten zu retten oder die Leitern hinabzuklettern, bevor das Feuer sie erwischte. Andere hatten eine Schlange gebildet, tauchten ihre Gräle und Eimer in den Fluß, reichten die gefüllten Behälter weiter und versuchten des Brandes Herr zu werden. Es war natürlich hoffnungslos, denn sie hatten nicht die geringste Chance. Etwa die Hälfte der ehemaligen Zuschauer schien zu dem gleichen Schluß gekommen zu sein. Sie machten sich auf den Weg in das Hügelgebiet, wo einige Hütten standen, und warteten dort auf den Zusammenstoß der beiden Schiffe.
»Bevor wir fertig sind, werden wir ganz Virolando eingeäschert haben«, sagte Sam vor sich hin. »Man wird uns hier sicher niemals vergessen.«
»Feindliches Schiff fünf Kilometer voraus, Sir.«
Sam begab sich ans Interkom, wo Byron immer noch mit den einzelnen Stationen sprach. Joes mächtiger Leib tauchte hinter ihm auf, und Sam konnte den Bourbonduft riechen, der seiner langen Nase entströmte. Der Titanthrop kippte stets vor einem Kampf ein paar Gläser hinunter. Das lag natürlich nicht daran, daß er sich Mut antrinken mußte, erklärte er, sondern wegen seines empfindlichen Magens.
»Abgefehen davon, Fäm, brauche ich Unmengen an Energie. Du haft felbft gefagt, daf Alkohol Energie erfeugt. Mein Körper verbrennt fie, wie ein Motor Treibftoff verbrennt. Und ich bin ja nun auch fiemlich grof.«
»Macht ja nichts, Joe.«
Byron schaute auf. »Soweit ich durch bin, hat niemand seinen Posten verlassen.«
»Waf ift, wenn fie nur mal piffen muften?« fragte Joe. »Kurf vor einem Kampf muff ich auch immer piffen gehen. Fo tapfer ich auch bin, Fäm, ich ftehe dann immer unter einer grofen Fpannung. Ef ift keine Nervöfität. Nur Fpannung.«
»Und der Fusel hat damit natürlich rein gar nichts zu tun«, sagte Sam. »Wenn ich so viel kippen würde wie du, Joe, käme ich vom Topf gar nicht mehr herunter. Offen gestanden, ich würde mich schon darüber freuen, wenn ich ihn dann noch finden könnte.«
»Der Whifky reinigt meine Nieren. Wer faubere Nieren hat, hat auch einen klaren Kopf. Damit meine ich natürlich meinen Kopf, nicht den von meinem Fimmel.«
»Die beiden haben allerhand gemeinsam«, sagte Sam. »Beide sind voller Wasser.«
»Du fagft folche gemeinen Fachen nur, weil du nervöf bift«, sagte Joe. Mit seinen bananengroßen Fingern klopfte er Sam auf die Schulter.
»Erlaub dir dem Kapitän gegenüber bloß keine
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