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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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findet, wird er versuchen, Euch zu seiner Akolythin zu machen, oder schlimmer noch — zu seiner Sklavin.«
    Averil wirbelte herum. Wie blutig und versengt er auch sein mochte, so schien er so gewöhnlich wie eh und je: ein großer, offenherziger, hoch aufgeschossener Junge mit großen, ernsten Augen und unschuldigem Gesicht. Aber jene Augen konnten weiter sehen als die meisten. Wie weit, das begann sie langsam zu verstehen.
    »Ich will nicht gehen«, sagte sie. Sie klang wie ein trotziges Kind, und sie wusste es.
    Keiner von ihnen, nicht einmal Gereint, machte eine Bemerkung darüber. »Ich werde mit Euch gehen«, sagte er.
    Sie öffnete den Mund, um sich über ihn lustig zu machen, aber selbst in ihrem Zorn vermochte sie es nicht, nicht nach dem, was sie in dieser Nacht getan hatten. Sie verlegte sich darauf, ein grimmiges Gesicht zu machen und vor sich hin zu brummen.
    »Geh«, sagte ihr Vater. »Schnell.«
    Das wollte sie tun, aber in ihrem eigenen Tempo. Sie küsste seine Hände. Er drückte die ihren mit leichtem Zittern, dennoch war sein Griff fest. »Geh mit Gott«, sagte er.

Kapitel 22
    Die Ritter vernahmen die Befehle des Herzogs mit ausdruckslosen Gesichtern. Die meisten standen noch unter Schock, aber sie waren in der Lage zu tun, was ihnen befohlen wurde.
    Mauritius hatte das Kommando übernommen. Er beugte sich dem Willen seines Herrn und begann mit bemerkenswerter Ruhe, seine Männer zu wecken und für den Ritt vorzubereiten.
    Gereint war benommen. Solange er denken und handeln musste, fühlte er sich halbwegs gut, aber seit er auf eines der Pferde dicht hinter Averil gestiegen war, schienen seine Sinne fortzugleiten.
    Es war stockfinster auf dem Hof vor dem Turm, weder Mond noch Sterne waren zu sehen. Die Luft war warm und schwer und vollkommen still. Er hätte sich einreden können, dass es nichts gab, vor dem er Angst haben musste — dass er alles nur geträumt hatte —, wäre da nicht die quälende Erinnerung an Feuer und Gemetzel. Sie verfolgte ihn wie ein Albtraum, und wie ein schlimmer Traum ließ sie sich nicht verscheuchen.
    Sein wilder, magischer Streich hatte einen Teil einer Kompanie einer riesigen Armee zerstört. Es mochte den Feind für einen Augenblick verunsichert haben, aber es hatte nicht viel ausgerichtet. Die Welle der Zerstörung war über das gesamte Reich von Quitaine gerollt und hatte den Rosenorden mitgerissen.
    All die Knappen und Novizen, die sich in den Häusern der Orden befunden hatten, waren tot. Die Ritter hatte man gefangen genommen, ihre Magie eingekerkert, ihre Sinne mit einem Bann belegt, der nichts mit den Zaubern oder Mächten zu tun hatte, mit denen sie vertraut waren. Ihre großen Werke, ihre Schätze, ihre Reichtümer an Gold und Magie waren zerstört oder gestohlen worden. Selbst die Mysterien, die Reliquien von Tod und Auferstehung des Jungen Gottes, befanden sich in den Händen des Königs. Es war alles fort. In einer Nacht waren Macht und Magie von zweitausend Jahren in den Abgrund gestürzt worden. Nur Gott wusste, wann oder wie sie wieder aufsteigen konnte.
    Was dies bedeutete und was daraus folgen würde, mochte Gereint nicht ermessen. Wenn der Rosenorden zerstört war und die Mysterien gestohlen, dann hatte der König die Mittel, all das aufzulösen, was der Junge Gott und seine Nachfolger geschaffen hatten. Er konnte die Schlange befreien und das Chaos entfesseln.
    Gereint klammerte sich an den Sattel eines Pferdes, das er in der Dunkelheit nicht sehen konnte, und versuchte, seinen Blick auf das Licht zu richten, das Averil ausstrahlte. Es war die einzige helle Quelle in einer Welt, die so dunkel wie geronnenes Blut und so grau und hoffnungslos wie kalte Asche geworden war.
    Durch geheime Tunnel ritten sie aus dem Schloss des Herzogs hinaus, auf Pfaden, die vor langer Zeit als Fluchtwege angelegt worden waren. All diese Durchgänge waren breit und hoch genug für Männer zu Pferde, aber einige waren sehr steil, und alle waren lichtlos. Sie wagten es nicht, weder durch Fackeln noch durch Magie, auf sich aufmerksam zu machen.
    Als sie schließlich das Ende der gewundenen Tunnel erreicht hatten, schimmerte am Horizont das erste Licht der Morgendämmerung. Die steil über dem Fluss aufragenden Stadtmauern lagen hinter ihnen. Durch eine Felsenhöhle erreichten sie eine Straße, die zum Fluss und an dessen Ufer entlangführte, wo sie im dichten Baumbewuchs kaum auszumachen war. Auf der Straße war es fast genauso dunkel wie in den Tunneln, aber die Luft,

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