Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
die in Gereints Ohren flüsterte, war frisch und sauber und schmeckte nach dem nahenden Morgen.
Der König war in Fontevrai eingezogen. Gereint spürte ihn wie ein Krabbeln auf seiner Haut. Er betete, dass der König ihn nicht genauso spürte. Seine Eminenz würde einem Bauernsohn kaum Beachtung schenken. Aber wenn er herausfand, dass dieser Bauernsohn ein ganzes Bataillon der königlichen Truppe mit einem magischen Feuer hinweggefegt hatte, würde er die Verfolgung aufnehmen. Gereint duckte sich über dem Hals des Pferdes und machte sein inneres Wesen so klein und harmlos, wie er konnte, für den Fall, dass irgendjemand in der Finsternis nach ihm Ausschau hielt. Dennoch nahm er unentwegt wahr, was in der Stadt vor sich ging. Im ersten Licht des Morgens sah er die Prozession durch die Straßen: der König in Himmelblau und Silber, wie um das Mitternachtsblau und Silber Quitaines zu verspotten, und vor und hinter ihm seine tausend Männer in glänzenden Rüstungen. Die Bewohner von Fontevrai kamen aus ihren Häusern und starrten blinzelnd auf den Aufmarsch, aber keiner von ihnen jubelte. Schweigend sahen sie zu, wie der König vorbeiritt.
Gereint hatte fast damit gerechnet, einen Zug in Ketten gelegter Ritter hinter der Armee hertrotten zu sehen, aber so unverfroren war der König nicht, noch nicht. Er hielt sie irgendwo versteckt, um sie zu einem Zeitpunkt zu präsentieren, wenn es seinen Zwecken dienlich war.
An diesem Morgen hatte er ein anderes Anliegen. Er ritt zur Zitadelle und blieb vor dem Tor stehen. Die Wachen machten keine Anstalten, ihm zu helfen oder ihn aufzuhalten, worauf er sie im Gegenzug ignorierte.
Das Tor war zugesperrt, aber auf sein Handzeichen hin wurde der Riegel zerschmettert. Seine Vorhut schwang das schwere Eichentor zurück, wodurch der Weg zu den dahinter Hegenden Höfen frei wurde.
Averils Finger umschlossen Gereints Hand. Er schreckte aus seiner Vision hoch und nahm ihr Gesicht wahr, das im grünlichen Licht sanft schimmerte. Ihre Augen lagen im Schatten. »Folge nicht weiter«, sagte sie. »Sonst verlierst du dich.« »Ihr habt es auch gesehen?«
Sie nickte. »Es ist eine Falle. Mein Vater ist der Köder.« »Für uns?« »Für jeden, der nach dem Zerstörer der Ritter sucht.« Sie lachte beinahe, aber es lag keine Heiterkeit darin. »Du wärst eine schreckliche Beleidigung für die Würde des Königs.«
»Das wäre ich wohl«, seufzte Gereint und es klang fast bedauernd. »Ich weiß, er ist Euer Onkel, aber ich mag ihn überhaupt nicht.«
»Ich auch nicht«, meinte Averil. »Meine Mutter mochte ihn genauso wenig, aber nach allem, was man mir von ihr erzählt hat, bin ich sicher, dass sie ihn bedauerte.«
»Er hätte sie deswegen gehasst.«
»Er hasste sie wegen allem«, sagte sie. »So wie er die Ritter hasst, die ihn abwiesen, und den Gott, der ihn erschuf und nicht vollkommen machte.« »Dann glaubt Ihr also -«
»Ich glaube, der Rosenorden ist nur der Anfang«, sagte sie. »Was er ihnen genommen hat, was er damit ausrichten kann …«
Sie konnte nicht fortfahren, und Gereint brachte es nicht über sich, für sie weiterzureden. Hand in Hand ritten sie weiter, bis die Straße schmaler wurde und Averil gezwungen war voranzureiten.
Averil ertrug den Ritt durch reine Willenskraft. Sie weigerte sich, Schwäche zu zeigen, nicht vor den anderen und am wenigsten vor sich selbst. Gegen Mittag, als die Bäume spärlicher wurden und der Weg sich vom Fluss entfernte, begannen die Ritter, sich aus zutauschen. Einige von ihnen wollten sich vergewissern, ob der König tatsächlich sämtliche Ordenshäuser in Quitaine angegriffen hatte. Ein paar wagten sogar, Geheimnisse anzudeuten, Dinge, die nicht für die Ohren von Nichteingeweihten bestimmt waren.
Ritter Mauritius ließ sie eine Weile reden, bis er in einem Tonfall, der alle anderen Stimmen übertönte, sagte: »Wenn das Netz fort ist, müssen wir annehmen, dass jedes Haus eingenommen wurde. Lasst uns hoffen, dass wir einen freien Weg zur Insel finden. Dort wird er noch nicht die Macht an sich gerissen haben. Dafür ist er noch nicht stark genug.«
»Und wenn er doch stark genug ist?«, fragte einer der Ritter. »Was dann?« Die Insel war sicher. Averil spürte das in ihrem Inneren, so wie sie spürte, dass Mauritius die Wahrheit sagte. Sie hätte dies gern geäußert, aber ihre Zunge wollte ihr nicht gehorchen.
Mauritius sprach für sie. »Wenn die Insel gefallen wäre, dann wüssten wir es.« Das misstrauische Gebrummel machte
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