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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Averil merkwürdigerweise wütend, aber Mauritius brachte es zum Schweigen, ohne seine Stimme zu erheben und ohne die Beherrschung zu verlieren. Sie klammerte sich an den Sattel und bemühte sich, mit den Bewegungen des Pferdes mitzugehen. Ein Gedanke keimte in ihr auf. Ein Erkenntnisblitz. Ein Plan, der langsam Gestalt annahm. Fontevrai war ihr verschlossen. Als sie versuchte, es hinter ihren Augen zu sehen oder im Metall des Zaumzeugs einen Blick darauf zu erhaschen, erspähte sie nichts als helles Licht. Sie wusste nicht, ob ihr Vater und Bernardin am Leben waren; sie hatte nicht die Macht, es zu sehen. Sie versuchte, sich Mauritius zu nähern, aber um sie herum waren lauter Ritter, die glaubten, sie schützen zu müssen. Wenn sie schneller ritt, taten sie es ihr gleich.
    Sie hatten Gereint aus ihrem Kreis ausgeschlossen. Er ritt im hinteren Teil des Trosses. Seine Schultern waren gebeugt; sie spürte seine Erschöpfung. Auf ihm lag ein Schatten, der einen Hauch von Angst in ihr auslöste. Er hatte nicht das kleinste bisschen von der Ausbildung genossen, die ihr zuteilgeworden war. Die gesamte Magie, die er ausgeübt hatte, war rein natürlich und instinktiv. Kein Wunder, dass er so abgekämpft war. Mauritius musste erfahren, was sie und Gereint zusammen tun konnten. Vielleicht kannte er einen Namen dafür, oder er erinnerte sich an ein Buch, an ein Wort oder ein Kapitel, das alles erklärte.
    Aber sie wurde allzu gut bewacht und kam nicht in die Nähe des Großritters. Er ritt weiter in Richtung Küste. Er hatte den Streit gewonnen.
    Sie kamen an ein paar Dörfern vorbei und machten einen weiten Bogen um eine von einer Mauer befestigte Stadt — nicht ohne einen gewissen Widerstand seitens einiger Ritter, die immer noch glauben wollten, dass ihr Orden noch lebendig war und irgendwie standgehalten hatte. Am Horizont senkte sich die Sonne. Eine Weile ritten sie direkt auf sie zu und wurden von ihr geblendet.
    Bei Einbruch der Dunkelheit schlugen sie in einem Wäldchen ihr Lager auf, wobei sie eine Gruppe von Rehen aufschreckten. Ein feister Bock mit samtigem Geweih fiel dem Pfeil eines Knappen zum Opfer. Sein Fleisch allein reichte kaum aus für die Sättigung ihrer etwa hundertköpfigen Gruppe. Aber in einer Brühe mit Gerstenschrot und Kräutern, mit einem Stück des trockenen harten Brotes, das sie dabei hatten, füllte er ihre Mägen recht gut. Averil war hundemüde, hielt sich jedoch mit grimmiger Entschlossenheit wach. Die Ritter stellten einen Wachenplan für die Nacht auf, in den sie und Gereint nicht eingeschlossen waren. Sie war ihre Schutzbefohlene, und Gereint sollte sich wie immer um die Pferde kümmern.
    Ein Edelmann wäre beleidigt gewesen, aber er freute sich über die Arbeit. Genau wie ihn lenkte es auch Averil von ihren Grübeleien ab, als sie ihm zur Hand ging.
    Ihre Wachen verdrehten zwar die Augen, aber sie brachte sie mit einem trotzigen Blick zum Schweigen. Sie musste sich nützlich machen. Sie waren noch bei der Arbeit, als das Schmorgericht fertig war. Ein hochnäsiger Novize wollte Averil zum Essen holen, aber sie weigerte sich. Sie mussten ihr eine Schale bringen, woraufhin sie darauf bestand, dass auch Gereint etwas zu essen erhielt. Sie aßen ein paar Happen, während sie die Pferde mit Futter versorgten.
    Wer von den Rittern keine oder eine späte Wache hatte, legte sich direkt nach dem Essen schlafen. Auch die Übrigen blieben nicht lange wach, nur Gereint und Averil dehnten ihre Aufgaben bei den Pferden so lange wie möglich aus. Sie hatte gehofft, dass Gereint vor ihr fertig sein und bald einschlafen würde, aber er trödelte weiterhin herum. Schließlich sah sie ihm in die Augen und sagte: »Geh schlafen. Ich mach das hier zu Ende.«
    »Ich gehe mit Euch«, sagte er.
    »Ich gehe nirgendwohin!«, zischte sie.
    »Ihr seid eine furchtbar schlechte Lügnerin«, sagte er. »Die Pferde sind genauso müde wie wir. Wenn wir ihnen ein, zwei Stunden Ruhe gönnen, können sie sich wenigstens ein bisschen erholen.«
    Sie funkelte ihn zornig an. »Was meinst du denn, wo ich hingehe?« »Zurück«, sagte er. »Ihr habt es schon den ganzen Tag versucht.« Sie konnte weiter lügen, oder sie konnte sich in das Unvermeidbare fügen. »Ja, ich gehe zurück. Ich weiß nicht, was wir vorfinden werden oder was wir tun können, aber weiterzugehen hilft nicht das Geringste. Der König weiß, wohin wir fliehen werden. Wenn er die Küste noch nicht blockiert hat, so wird er alle Straßen bewachen lassen,

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