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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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verzaubert und umgeben von wilder Magie, während Wildvolkwesen ihr zuwinkten und sie mit sich zogen.
    Sie folgte ihnen, weil sie keinen Grund sah, sich zu widersetzen. Im Wasser gab es Strömungen, so deutlich sichtbar wie die Wege eines Waldes. Einige führten abwärts in unvorstellbare Tiefen, andere wanden sich hinauf zum aufgewühlten Himmel.
    Der Sturm wütete noch immer. Die Wucht seines Zorns erreichte sogar jene, die unter Wasser waren und ließ die Strömungen durcheinanderwogen. Averils Eskorte - Wächter, Fänger oder was auch immer — führte sie unbeirrbar weiter und … in die Tiefe?
    Sie schoss von ihnen fort, strebte nach oben in Richtung Sturm. Aber sie unterbrach ihre Flucht und hielt inne. Jennet befand sich noch in ihren Händen.
    Averil streckte flehentlich die Hände nach ihr aus. Die Augen der Wildvolkwesen waren kalt und fremdartig. Sie waren nicht einmal annähernd menschlich.
    Dennoch teilten sie einen Bereich ihrer Magie. Sie gab ihnen diesen Teil, halb als Geschenk, halb als Drohung. Sie war von der Mutter gesegnet worden. Die Wildvolkwesen mussten tun, was die Mutter von ihnen wünschen würde. Einer nach dem anderen wogten sie auf sie zu und schleiften Jennet mit. Sie wirbelten um sie herum und trugen sie hinauf in das grimmige Getose und in die wildesten Wellen.
    Eine schwarze Landmasse erhob sich über dem Wässer. Sie lag reglos da, unbeeindruckt von der tobenden Brandung, die gegen ihre Ufer klatschte. Ein großer Teil von Averil schreckte zurück. An Land würde sie diese Leichtigkeit verlieren, diese Freiheit von allen irdischen Fesseln. Sie musste sich wieder der Tyrannei von Atem, Pulsschlag und Leben unterwerfen. Sie würde wieder sterblich sein.
    Sie konnte bleiben — genauso wie sie sich immer noch Esteban und seinen Verbündeten unterwerfen konnte oder dem König und seinem schrecklichen Plan. Sie hatte die Wahl.
    Sie wollte sich schon umdrehen, aber während sie noch zögerte, rief eine Stimme nach ihr. Sie kam aus der Erde und der Luft, schwang in den Wellen mit. Das Licht flackerte und wurde plötzlich heller.
    Sie blickte auf und sah in Gereints Gesicht. In diesem Licht sah es genauso gespenstisch aus wie die Gesichter der Wildvolkwesen. Er schaute zu ihr hinab wie in die Tiefe eines Brunnens. Als ihre Blicke sich trafen, überstrahlten seine Augen das Licht. Sie musste den Blick abwenden, um nicht geblendet zu werden.
    Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie schnellte hoch, bekam Jennets Handgelenk zu fassen und versuchte, nach ihm zu greifen. Selbst im Wasser war Jennets Gewicht eine große Last. Aber Gereint hielt sie mit festem Griff und zog sie hinauf in das Getose von Wind und Wellen.

Kapitel 16
    Averil rauschten die Ohren. Sie war nass. Ihr war vage bewusst, dass sie eigentlich frieren müsste. Das würde kommen, wenn sie richtig wach war. Sie drehte sich auf den Rücken und starrte benommen in den Himmel. Es war dasselbe reine unbefleckte Blau, das im Fenster der Kathedrale schimmerte: die wunderschönste aller Farben und die mit der tiefsten Magie. Wie ein Glutfeuer aus geschmolzenem Gold erhob sich die Sonne über der tosenden See. Ein scharfer Wind trieb die Schaumkronen der Wellen vor sich her.
    Schwerfällig setzte sie sich auf. Ein bleicher Strand erstreckte sich vor ihr, immer wieder unterbrochen von zerklüfteten Felsvorsprüngen. Zwischen den Steinen hatte sich Treibgut verfangen; zerbrochene Speere und geborstene Schiffsplanken zersplitterten in der Brandung.
    Zwischen all dem Treibgut bewegte sich hier und da etwas, das sich bei näherem Hinschauen als menschliche Gestalt erwies, die sich mühsam aufsetzte oder unsicher herumstolperte. Averil sah, wie weitere von den Wellen auf den Strand gespült wurden.
    Sie verbeugte sich vor dem Wildvolk und dankte ihm. Feierlich erwiderten sie die Verbeugung. Es gab eine Dankespflicht, aber sie war sich nicht sicher, wer bei wem in der Pflicht stand.
    Mühsam rappelte sie sich hoch, bis sie wankend auf den Füßen stand. Ihr Atem ging keuchend. Schmerz zuckte durch ihre Fußsohlen und wanderte die Beine hoch, als seien spitze Messer unter dem Sand verborgen. Sie biss die Zähne zusammen und wagte einen Schritt. Mit jedem weiteren Schritt wurde der Schmerz schwächer, bis sie ihn fast vergessen hatte. Nicht allzu weit entfernt kniete Dylan Fawr, gestützt auf Fourchard, der zwar arg mitgenommen, aber schon wieder auf den Beinen war. Ihre Blicke richteten sich auf eine Gestalt, die Averil am liebsten nicht

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