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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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wiedererkannt hätte. Jennets Schlaf war in den Tod übergegangen. Ihr Körper war leer; sie lag genauso da, wie Averil sie tief unter dem Meer gesehen hatte: mit schlaffen Armen und offenem Haar.
    »Die See fordert ihren Preis«, sagte Dylan Fawr. Er klang unsagbar erschöpft. »War es die See? Oder die Feinde des Königs, die nicht unsere Freunde sind?« »Es scheint, sie teilen sich das Opfer«, erwiderte Dylan Fawr.
    Averil erschauerte. »Sagt das nicht. Ihr wisst nicht, was der König mit seinen Armeen macht. Wer sagt mir, dass seine Feinde besser sind als er?« »Ich weiß sehr wohl, was er tut«, sagte Dylan Fawr, »und ich weiß, dass sie nicht so tief gesunken sind — noch nicht. Wollt Ihr sie dem Meer zurückgeben, oder wollt Ihr sie hier im Sand begraben?«
    Averil wollte, dass sie noch lebte und dass sie beide in Fontevrai waren, ohne von wilder Magie, Verräterkönigen oder Schlangenmagiern drangsaliert zu werden. Aber das lag an der Kälte und der Erschöpfung, die sie zu einem jammernden Kind werden ließen. »Ich will sie dem Meer geben«, sagte sie. »Die Wesen dort werden auf ihre eigene Weise gütig zu ihr sein.« Dylan Fawr verbeugte sich. Anscheinend hatte sie, ohne es zu wissen, das Richtige getan.
    Zusammen mit Fourchard half er Averil, Jennet in ihren Umhang wie in ein Leichentuch zu hüllen und sie fest zu verschnüren. Dann sprachen sie ihren Segen aus und trugen sie zurück in die Wellen. So schwer sie an Land zu tragen war, hatte sie im Wasser kaum Gewicht und war so leicht wie ein Blatt.
    Sie konnten nicht weit hinausgehen; der Seegang war noch zu stark. Als ihnen das Wasser bis zur Brust reichte, verwandelten sich die Wellen in glitzernde Hände. Sie umschlangen Jennet und zogen sie abwärts, brachten sie zurück in ihr Unterwasserreich.
    Die beiden Männer zogen Averil aus dem Wasser, bevor sie erfror. Dabei spürte sie die Kälte kaum. Sie war immer noch wärmer als ihr Herz. Gereint konnte sich nicht genau erinnern, was er zu Mauritius und Vater Owain gesagt hatte oder was sie geantwortet hatten, aber als sein Kopf wieder klar war, saß er auf einem Pferd und ritt nach Süden in Richtung Küste. Ein halbes Dutzend Novizen und Knappen begleitete ihn, und Mauritius ritt voran. Gereint schien nicht in Ungnade gefallen zu sein. Ihr Unternehmen mochte sich als gefahrvoll erweisen, doch es fiel schwer, an einem solchen Tag ein grimmiges Gesicht zu machen. Die Regenwolken waren davon geweht; es war ein strahlender Morgen, wie es in diesem nebligen Land nur selten einen gab. Ihre Pferde waren schnell und frisch, dennoch schleppten sich die Meilen dahin. Er sehnte sich nach Flügeln, um schneller zu fliegen als irgendein Pferd galoppieren konnte.
    Sein Geist sprang voraus, aber er konnte Averil nicht finden. Er war zu sehr erschüttert, er konnte sich nicht konzentrieren. Es war eine harte Geduldsprobe, diesen Ritt und diese quälende Ungewissheit zu ertragen. Er lehnte den Kopf an den Hals des Pferdes und war froh über die kratzige Mähne an seinen Wangen. Die kräftige, schaukelnde Gangart und das gleichmäßige Stampfen der Hufe auf dem Grasweg lullten ihn ein.
    die Sonne neigte sich Richtung Westen; der Wind war scharf und kalt und schmeckte nach Salz. Gereint hatte sich vor Mauritius gedrängt, als sie sich dem Meer näherten. Schließlich ritt er einen lang gestreckten Hügel hinauf und schaute hinab auf eine Wildnis aus Sand, Felsen und tosenden Wellen. Es gab kein Dorf an dieser verlassenen Küste, dennoch sah es so aus, als hätte ein Einsiedler sie einst als Rückzugsort gewählt. Tor den Klippen befand sich eine runde Behausung aus rohen Steinen und angeschwemmten Planken. Das Dach der Hütte war eingestürzt, und die Tür war verschwunden, aber sie bot einen behelfsmäßigen Unterschlupf.
    Sie waren dort. Alle, die den Schiffbruch überlebt hatten, hockten um die halb zerfallene Feuerstelle: acht Männer und eine einzige Frau. Gereint nahm die Männer kaum wahr; ihre Anzahl würde ihm später ins Gedächtnis kommen, da ein Knappe darin geübt war, sich alle Einzelheiten einzuprägen. Er sprang vom Pferd und war mit einem Satz auf der anderen Seite der Mauer, als wären ihm Flügel gewachsen.
    Nach der unsanften Landung kniete er wankend vor Averil. Sie streckte die Hand aus, um ihn zu stützen, noch bevor er sie berührte. Ein gewaltiger Seufzer entfuhr ihm. Ein Jahr lang hatte er ohne sie gelebt, ganz auf seine Pflichten konzentriert, genau wie sie auf ihre. Ihre Magie war

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