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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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würde das Schiff zerbersten. Land war in Reichweite. Welches Land es war, spielte keine Rolle, Hauptsache es war nicht Lys. Die Insel war es nicht; Averil hätte es gewusst, auch jenseits des Todes. Es musste Prydain sein oder das ferne Hibernia.
    Es war einerlei. Sie lenkte das Schiff durch die Wand aus Wind und Wasser, als wäre sein Bug ein Rammbock. Der Wind schlug zurück, das Wasser brüllte ihr entgegen. Die winzigen Lebensfunken, die noch auf dem Schiff ausharrten, begannen zu verlöschen.
    Sie sammelte jeden Fetzen Magie, den sie noch übrig hatte und schleuderte ihn in das Werk.
    Das Schiff zerbrach wie eine Eierschale und spuckte menschliche Leiber in die See. Mit allerletzter Kraft tauchte Averil nach Jennet. Als ihre Arme sich um den vom Zauberschlaf erschlafften Körper schlossen, wurden beide vom eisigen Wasser verschluckt.

Kapitel 15
    Gereint fuhr mit einem gequälten Schrei aus seinem Traum hoch. In dem Raum, den er mit Riquier teilte, brannte ein Nachtlicht und tauchte die Deckenbalken in warmes Licht. Er lauschte auf das Tosen des Windes, aber hier in Caermor war der Gewittersturm nicht mehr als ein sanfter Regenschauer.
    Stöhnend sank er zurück auf sein Lager. Sämtliche Muskeln taten ihm weh, seine Lunge lechzte nach Luft. Sein Körper zitterte noch vom Brausen der winterlichen See.
    All das war nicht von Bedeutung. Er hatte Averil verloren. Seine Magie hatte losgelassen, und als er versuchte, sie von Neuem zu erheben, kratzten seine Fingernägel über den Boden.
    Sie konnte nicht tot sein. Dann wäre auch er gestorben. Irgendwo in jener wilden See, mitten in einem Durcheinander von Treibgut, war sie noch am Leben.
    Riquier schlief tief und fest und ließ sich von Gereints Geräuschen nicht stören. Trotzdem bewegte sich Gereint so geräuschlos wie möglich, stand auf, zog sich an und schlich auf den Gang hinaus.
    Streng genommen sollte er dies nicht tun, aber seine letzten Unterrichtsstunden hatten dieses Thema berührt und mit der Zeit hatte er gelernt, sich Kenntnisse anzueignen, die über seinen Unterrichtsstoff hinausgingen. Er war leise, weil Ritter und Knappen schliefen und weil es noch Stunden bis zum Morgengrauen dauern würde.
    Es gab drei Seherspiegel im Ritterhaus von Caermor. Der Erste und Kleinste stand im Unterrichtszimmer, wo er von Novizen und jüngeren Knappen genutzt werden konnte. Er konnte bestenfalls zeigen, was in der einen Hälfte von Prydain vor sich ging. Die See war eine zu große Barriere, und das Land strapazierte seine bescheidenen Fähigkeiten.
    Der Zweite hing in der Kapelle hinter einer Wand aus Magie. Die Ritter nutzten ihn für ihre großen Werke; durch ihn hatte man ganz Prydain im Blick und das Meer bis zur Insel, lediglich das Festland von Lys blieb verschwommen.
    Der Dritte war kein Spiegel wie die anderen, sondern eine Kugel aus Kristallglas, die in einer Silberschale in Vater Owains Arbeitszimmer ruhte. Es war eine Art Mysterium; niemand mochte erklären, was es war oder wo es herkam.
    Gereint hatte es erkannt, als er es zum ersten Mal sah. Er hatte eine Gabe oder einen Fluch, was solche Dinge anging: Er konnte sehen, was niemand anders sah. Die Kugel war eine große Rarität, der Globus der Welt wurde es genannt. Ein Magier mit ausreichenden Kräften und Fähigkeiten konnte durch ihn hindurch auf jeden Ort der Welt und auf jedes lebende Wesen schauen. Gereint hatte die Kraft. Was die Fähigkeit anging, war er sich nicht sicher, dennoch musste er es versuchen.
    Zu dieser Stunde war das Arbeitszimmer verlassen und der Korridor, der dorthin führte, menschenleer. An der Tür befanden sich Schutzzauber, aber solche Dinge bereiteten Gereint selten Schwierigkeiten. Schutzzauber waren wie Spitzenmuster gearbeitet; er wand sich unbemerkt durch die Löcher hindurch.
    Sein Freund Ademar sagte immer, welch ein Glück es für alle war, dass er keine Ambitionen hatte, ein Dieb zu werden. Er fragte sich, ob es als Diebstahl betrachtet würde, ohne Erlaubnis in die Gemächer des ritterlichen Großmeisters vorzudringen.
    Es geschah in allerbester Absicht. Hinter der Tür hielt er inne und kratzte seine Gedanken zusammen, die sich in alle Winde zerstreut hatten. Dunkel ragten die Bücherregale auf. Eine schwach schimmernde Gestalt stand Wache: eine emaillierte Rüstung, die einst Magie besessen hatte, deren Erinnerung sie noch immer in sich trug.
    Gereint spürte die starke Versuchung, den Zauber zu erwecken und die Rüstung herumlaufen zu lassen, doch wegen solcher

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