Das magische Portal - Weltennebel
Torgal seufzte enttäuscht.
Sofort suchte Darian Arden, der in den Stallungen arbeitete, auf und fragte ihn, ob er Nachricht von Readonn für ihn habe. Der Junge erzählte, beinahe schon etwas übereifrig, er hätte den Brief bei den Hütern der Steine abgegeben, dann reichte er Darian eine Schriftrolle.
»Dies ist die Antwort, mein König.« Arden blickte unterwürfig zu Boden.
Eilig zerrte Darian das Säckchen mit den Goldstücken aus seiner Hosentasche und gab es dem Jungen, welcher mit glänzenden Augen hineinspähte und dann wie der Blitz verschwand. Mit klopfendem Herzen und zittrigen Fingern löste Darian das Lederband, welches die Schriftrolle zusammenhielt.
Jetzt wird alles gut, Readonn wird mir helfen, und dann kann ich endlich diese Ratte von Fehenius aus dem Schloss werfen. Hastig und von freudiger Erwartung erfüllt überflogen seine Augen die mit Tinte geschriebenen, schnörkeligen Worte – dann keuchte Darian entsetzt auf. Wieder und wieder las er die Zeilen, konnte nicht fassen, was Readonn geschrieben hatte. Schließlich lehnte sich Darian gegen die raue Steinwand des Pferdestalles – Readonn hatte ihn zurückgewiesen.
Kurz schloss Darian die Augen, dann las er noch einmal Wort für Wort die knappe Antwort des Hüters der Steine.
… und so sind wir im Rat der Hüter der Steine übereingekommen, dass wir Euch nicht unterstützen können. Ich bin auf der Dracheninsel unabkömmlich, und wie aus Euren bisherigen Taten ersichtlich ist, seid Ihr Eures Titels nicht würdig.
Readonn
Eures Titels nicht würdig – Darian biss sich auf die Lippe. Ganz sicher hatte Readonn Recht, aber er hatte ihm in seinem Brief doch erklärt, dass er unter Druck stand, dass nicht er selbst für all die Grausamkeiten verantwortlich war, die an seinem Volk verübt wurden. Readonn hatte ihm bei seiner Weihe doch seine Hilfe angeboten, weshalb machte er jetzt einen Rückzieher?
Ob er mich nicht richtig verstanden hat?, grübelte Darian. Er hatte keine Namen genannt, aber klar und deutlich erklärt, dass er erpresst wurde und Readonn außerdem um Geheimhaltung gebeten. Jetzt hatte der Hüter der Steine offenbar sogar alles im Rat besprochen. Eine große Bitterkeit überkam Darian, denn er hatte Readonn gemocht, ja sogar beinahe für so etwas wie einen väterlichen Freund gehalten. Hatte er für einen Moment noch mit dem Gedanken gespielt, einen weiteren Brief zu verfassen, in dem er ganz offen gestand, von diesem merkwürdigen Trank abhängig zu sein, so verwarf er diesen nun. Eures Titels nicht würdig – er wollte sich nicht die Blöße geben und um Hilfe betteln. Nein, er musste einen anderen Weg finden. Darians Finger krallten sich um das dicke Pergament, dann nahm er die Schriftrolle und warf sie kurzerhand in die Esse des Burgschmieds, welcher gerade ein Pferd neu beschlug. Mit starrer Miene beobachtete Darian, wie die Flammen an dem Schriftstück leckten, und es nach und nach verzehrten. Die ablehnende Antwort Readonns schmerzte mehr, als er sich eingestehen wollte, aber er biss die Zähne zusammen und ging zurück in seine Burg.
In seinem Arbeitszimmer wartete Fehenius bereits auf ihn. »Der edle König ist von seiner ersten Schlacht zurückgekehrt«, sagte er vor Hohn triefend. »Wart Ihr siegreich?«
Abwesend, und in Gedanken noch immer bei Readonn, nickte Darian. »Wir haben sie vertrieben.«
»Dann habt Ihr Euch wohl eine Belohnung verdient.« Fehenius stellte eine weitere kleine Flasche auf den Tisch.
Plötzlich packte Darian ihn am Kragen. »Wo ist Edvan? Wann gebt Ihr mir endlich das Rezept?«
Fehenius schnappte nach Luft. »Ähm«, keuchte er, »wollt Ihr nicht zunächst einen Schluck nehmen?«
Wütend funkelte Darian ihn an und hätte ihm zu gern den Hals umgedreht, dann stieß er ihn angewidert von sich. »Ich habe noch etwas.«
Fehenius strich sich die Kleider glatt. »Ihr solltet Euch nicht so gehen lassen, schließlich bin ich der einzige Mensch, der Euch diesen Trank besorgen kann«, sagte er beleidigt.
Darian wandte sich dem Fenster zu und starrte auf das sanft wogende Meer hinaus. Im Augenblick war Ebbe, und es war ein schmaler Streifen Sandstrand zu sehen.
»Von nun an werde ich häufiger unterwegs sein«, erklärte Darian plötzlich. »Ihr bestimmt ohnehin, was geschieht, und so kann ich mein Königreich zumindest kennenlernen.«
Überraschung stand in Fehenius’ Blick, dann grinste er zufrieden. »Ein weiser Entschluss.« Er lachte gekünstelt. »Selbstverständlich werde ich
Weitere Kostenlose Bücher