Das magische Portal - Weltennebel
Fehenius gequält zu. Bevor Samukal etwas sagen konnte, hob er die Hand. »Sicher, ich habe ihn durch den Trank in der Hand, aber er wird immer unberechenbarer. Er wollte mich umbringen!«
Seufzend setzte sich Samukal auf die breite Fensterbank. »Bruder, es gibt nun einen Nachkommen, wieso entledigst du dich nicht einfach des alten Königs.«
»Das wollte ich ja«, Fehenius trommelte gereizt mit den Fingern auf den Tisch, »aber niemand will ihn töten, alle haben Angst vor dem Fluch.«
Daraufhin seufzte Samukal übertrieben. »Alles muss ich selbst erledigen!«
»Du willst ihn töten?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, meinte Samukal und schlug dabei einen beiläufigen Tonfall an. »Also, Fehenius, wir locken Darian fort von der Burg. Zuvor lässt du ihn eine Schriftrolle unterschreiben, die besagt, dass Northcliff in den Krieg gegen die Zwerge zieht.« Erwartungsvoll hob er seine dunklen Augenbrauen. »Das bekommst du doch hin?«
»Ja, ja. Er ist ohnehin ständig betrunken. Aber er will die Festung kaum noch verlassen«, fügte er säuerlich hinzu.
Eine Weile schritt Samukal anmutig auf und ab, dann drehte er sich mit einem bösen Grinsen zu Fehenius um.
»Was hasst er am meisten?«
»Mich? Edvan? Die Dunkelelfen?«
Samukal schüttelte den Kopf und tippte auf seine eigene Brust. »Nein, mich! Ich habe ihn sein Leben lang angelogen. Ich habe seine kleine Nebelhexe getötet und seinen Vater. Lass das Gerücht verbreiten, ich wäre weiter im Süden gesehen worden. Ich bin mir sicher, Darian wird aus seiner Lethargie gerissen werden und nur allzu gerne fortgehen.« Er legte Fehenius eine Hand auf die Schulter und blickte ihm vielversprechend in die Augen. »Dann hast du freie Hand.«
»Und was, wenn er sich dennoch weigert?«
»Dann sperrst du ihn mit einem Dolch in der Hand in eine der Kerkerzellen unter der Festung und gibst ihm nichts mehr von dem Azetá. Vermutlich nimmt er sich nach wenigen Tagen selbst das Leben.«
»Fällt der Fluch dann nicht trotzdem auf mich zurück, weil ich ihm den Trank nicht mehr gegeben habe?«, fragte Fehenius ängstlich.
»Meine Güte, Fehenius, sei doch nicht so ein Feigling! Aber es wird ohnehin nicht nötig sein. Ich bin mir sicher, er wird mich suchen.«
»Mögen die Götter deine Worte erhören.«
»Wie entwickelt sich der Thronerbe?«, wollte Samukal nun wissen.
Augenblicklich erhellte sich Fehenius’ verbitterte Miene. »Prächtig. Er kann schon fast laufen und hält jeden Stock, dessen er habhaft werden kann, wie ein Schwert.« Fehenius strahlte vor Stolz. »Er ist ganz mein Sohn.«
Samukals Mund verzog sich belustigt. »Mit diesen ausgeprägten Kampfkünsten und dem dunklen Haar kann er nur dein Sohn sein.«
Irritiert fuhr sich Fehenius durch die schütteren Haare. Sie waren nun schneeweiß, jedoch einst blond gewesen. Dass Elysia ebenfalls blond war, hatte ihn von Anfang an misstrauisch gemacht.
»Meinst du, Kayne könnte doch von Darian abstammen?«, fragte er und hielt den Atem an.
»Mein lieber Bruder, ich habe gescherzt. Darian ist doch selbst dunkelblond. Wahrscheinlich schlägt der Kleine nach einem anderen Vorfahren.«
Nachdenklich fuhr sich Fehenius über den spärlichen Bart an seinem Kinn, dann erhellte sich sein Gesichtsausdruck. »Mein Großvater – er hatte dunkles Haar«, rief er befreit aus.
»Na, siehst du!« Übertrieben klopfte Samukal Fehenius auf die Schulter, doch der achtete schon nicht mehr auf seinen Halbbruder und sonnte sich stattdessen in seinen Vatergefühlen.
Kapitel 15
Rückkehr ins Leben
Zehn Tage später erst getraute sich Fehenius zu Darian zu gehen. Er hatte ihm seinen Lieblingsrotwein und eine große Flasche voll mit Azetá mitgebracht, um ihn milde zu stimmen.
Der junge König saß mit verschleiertem Blick in seinem Sessel und starrte auf das stürmische Meer hinaus. Weit draußen im Westen hatte sich ein Regenbogen gebildet, der einen interessanten Kontrast zu dem düsteren Himmel bot.
Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Fehenius das Chaos um Darian herum. Umgekippte Krüge, zerknüllte Blätter und die Reste eines nicht beendeten Abendessens.
»Mein König, ich wollte Euch etwas sehr Wichtiges mitteilen«, begann Fehenius unsicher. Jeden Augenblick rechnete er mit einem Gewaltausbruch.
Doch Darian drehte sich nicht einmal zu ihm um.
»Ich habe Euch etwas mitgebracht, Rotwein und eine Flasche von Eurem Trank.«
Gelangweilt hob Darian eine Hand, und Fehenius überlegte schon, ob er lieber gehen
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