Das magische Portal - Weltennebel
Aufgabe gewesen wäre.« Dann verbeugte er sich, wobei das ein wenig spöttisch wirkte, in Mias Richtung. »Ich wagte nicht, Nachricht nach Albany zu schicken, da ich nicht wusste, wem ich noch vertrauen konnte. Ich bin der Ansicht, dass der Tod deiner Familie nur durch Verrat in den engsten Kreisen verursacht worden sein kann. Ich wollte dich so lange wie möglich hier in Sicherheit wissen.«
Darian beobachtete Mia, die vorsichtig nickte.
»Ich brauche das Amulett, ich möchte nach Albany zurückkehren«, verlangte Darian bestimmt.
»Du solltest noch ein wenig warten, es ist sehr gefährlich für dich, nach Albany zu gehen, ich fürchte immer noch um dein Leben.« Samukal trommelte nervös mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum.
»Nein, ich will jetzt gehen. Nordhalan wird Vorkehrungen treffen, damit mir nichts geschieht. Wir haben ihn gefunden, er war die ganze Zeit hier in dieser Welt, nur ein wenig verwirrt.«
»Nordhalan.« Samukal hob überrascht die Augenbrauen. Er zögerte einen Augenblick, dann lächelte er väterlich und straffte die Schultern. »Nun gut, Darian, wenn Nordhalan für deine sichere Rückkehr sorgt, gebe ich dir das Amulett. Ich habe es all die Jahre für dich aufbewahrt.«
Kapitel 5
Rückkehr mit Hindernissen
Beinahe zwei Wochen hatte Nordhalan am Stein von Altnaharra, wie er in dieser Welt genannt wurde, ausgeharrt. Dabei war ihm vieles durch den Kopf gegangen, und die Vergangenheit belastete ihn sehr. Er hegte Schuldgefühle Darian gegenüber, für den er nicht dagewesen war, und auch was das bittere Schicksal Jarredhs und Adenas von Northcliff betraf. Der große alte Mann verneigte sich nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen.
»Bitte verzeiht mir, ich werde versuchen, mein Versagen wiedergutzumachen«, murmelte er in den aufkommenden Ostwind, der dunkle Wolken mit sich brachte. Einer Horde wildgewordener Geister gleich jagten sie über den Abendhimmel und verliehen den menschenleeren Highlands eine düstere, bedrohliche Atmosphäre.
Im Schutz der Felsen war Nordhalan irgendwann eingeschlafen, in eine graue Decke gewickelt, dem kalten Regen trotzend. Doch nun, als der Morgen seine ersten zaghaften Boten schickte, wachte er auf. Ein Prickeln lief durch seinen Körper, erreichte seine Fingerspitzen – Magie. Seine ganzen Sinne waren seltsam geschärft, er nahm alles überdeutlich wahr, das Singen der Vögel, das Rascheln kleiner Tiere im Unterholz, und selbst der weiße Dunst verursachte ein Kribbeln auf seiner Haut.
Rasch erhob er sich. Dichter Nebel bedeckte das Land, dämpfte Nordhalans Schritte und verschlang regelrecht jedes Geräusch, als der Zauberer in Richtung des Monolithen ging. Voller Dankbarkeit schloss er kurz die Augen – die Weltennebel waren aufgezogen, und endlich, nach so langer Zeit, war es ihm vergönnt, nach Hause zurückzukehren.
Nordhalan schritt durch das magische Portal, welches sich silbern und golden leuchtend über den uralten Stein spannte. In die andere Welt begleitete ihn der feste Entschluss, alles für die sichere Rückkehr von Darian von Northcliff vorzubereiten.
Während Samukal zum Bücherregal am Fenster ging, schlossen und öffneten sich nervös seine Hände. Er lächelte den beiden jungen Leuten zu und zog an einem Buch, woraufhin eine Tür lautlos aufschwang.
Darian wunderte sich, denn er hatte gar nicht gewusst, dass es hinter dem Arbeitszimmer seines Vaters einen geheimen Raum gab.
»Kommt mit.« Samukal machte eine einladende Handbewegung.
Zögernd stand Darian auf, und Mia folgte ihm.
Sie betraten ein großes Zimmer, und Darians Augen weiteten sich vor Staunen. An den Wänden hingen Schwerter, Armbrüste, Säbel und Degen, Rüstungen standen in der Ecke. Er hatte keine Ahnung von dieser Sammlung gehabt.
Mit festen Schritten ging Samukal auf ein Bild zu, das einen alten schottischen König auf seinem Thron zeigte. Er klappte es zur Seite, und ein Tresor kam zum Vorschein. Nachdem er die Kombination eingegeben hatte, wühlte er darin herum.
»Aramia, würdest du bitte kommen und mir helfen? Ich habe mehrere Schmuckstücke hier und weiß nicht, welches das richtige ist.«
Mia trat neben den großen Mann und spähte in den Tresor. Darian stieß ein entsetztes Keuchen aus, als in der Hand seines Vaters wie aus dem Nichts heraus ein Dolch erschien, den er urplötzlich an Mias Kehle hielt. Nun waren Samukals eben noch freundliche Gesichtszüge so hassverzerrt, wie Darian es sich in den letzten fünfzehn Jahren noch
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