Das magische Portal - Weltennebel
hatte er wieder diesen überlegenen, berechnenden Blick auf dem Gesicht. »Deine Pflegeeltern musste ich allerdings aus dem Weg räumen.« Samukals Stimme troff nun wieder vor Hohn.
»Du warst das!«, zischte Darian und beugte sich nach vorne. In seiner Wut riss er nun doch das Schwert von der Wand und kam mit Funken sprühenden Augen näher.
»Lass es fallen«, verlangte Samukal, ritzte Mias Haut auf, und ein kleiner Streifen frischen Blutes rann ihren Hals hinab.
Mit einem wütenden Schrei schleuderte Darian das Schwert gegen die Wand. Laut scheppernd riss es einen Kerzenhalter aus der Verankerung, und Darian sank auf dem Boden in sich zusammen.
»Nachdem deine ersten Pflegeltern tot waren, entschloss ich mich, dich zu adoptieren«, erzählte Samukal ungerührt weiter. »Es gelang mir nicht gleich, aber zum Glück waren die Leute, bei denen du anschließend warst, ohnehin mit einem Jungen mit so ausgeprägter Fantasie überfordert. Hier und da musste ich jemanden bestechen oder durch Magie beeinflussen.« Er grinste. »Schon lange hatte ich mich an den Komfort dieser Welt gewöhnt und hegte nicht mehr den dringenden Wunsch, nach Albany heimzukehren. Und so lange auch du nicht zurückkehrst, kann mein Bruder dieses primitive Land regieren. Ich habe hier genügend Macht, wenngleich ich es bedauerlich finde, dass meine Zauberkräfte in dieser Welt nicht so ausgeprägt sind wie in meiner Heimat.« Seufzend blickte er auf seine Hände und wandte sich dann Darians Freundin zu. »Wie siehst du das, Aramia?«
Sie ersparte sich eine Antwort und schnaubte nur.
»Dein Bruder?«, fragte Darian hingegen verwirrt.
»Fehenius. Niemand weiß es, aber er ist mein Halbbruder.« Samukal seufzte übertrieben. »Da ich über Zauberkräfte verfüge, hätte ich ohnehin niemals König werden können. So habe ich meinen geliebten Halbbruder unterstützt, und der sollte mir im Gegenzug zu mehr Macht und Einfluss in Albany verhelfen. Ursprünglich wollte ich warten, bis du fünfundzwanzig bist und dann mit der Nachricht nach Albany zurückkehren, dass du leider in der anderen Welt getötet wurdest. Aber es gefällt mir hier.« Samukal lachte, griff mit seiner freien Hand in den Tresor und ließ einige Fünfhundertpfundscheine auf den Boden regnen. »Das hier ist die wahre Macht, hiermit kann ich alles erreichen! Diese Welt ist großartig«, tönte er, hatte sich offensichtlich in Ekstase geredet. »Hier dem einen Politiker einen Scheck zugesteckt, dort einem Machthaber ein paar Waffen besorgt.« Samukals Blick bohrte sich in Darians Augen. »In wenigen Jahren werde ich diese Welt beherrschen.«
»Du bist vollkommen wahnsinnig«, keuchte Darian entsetzt. Der Mann, den er jahrelang geliebt, verehrt und bewundert hatte, hatte sich innerhalb weniger Augenblicke in ein Ungetüm verwandelt.
Samukal lachte nur, dann räusperte er sich. »Gut, ich habe dich angelogen, aber in einer Sache habe ich die Wahrheit gesprochen.« Er sah Darian ernst an. »Ich hätte es nie für möglich gehalten, doch du bist mir ans Herz gewachsen und wie ein Sohn für mich geworden. Hier hast du alle Möglichkeiten. Vergiss diese andere, primitive Welt, du kannst mein Imperium übernehmen …«
»Halt den Mund!«, schrie Darian außer sich. »Du bist die widerwärtigste Kreatur, die mir jemals untergekommen ist.« Seine Stimme überschlug sich beinahe. »Lass Mia sofort los, und gib mir das Amulett.«
Gespielt betrübt schüttelte Samukal den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. Ich bin es meinem Bruder schuldig, dass ich dich zumindest so lange hier festhalte, bis du fünfundzwanzig bist. Oder glaubst du im Ernst, ich habe dir das alles erzählt, um euch einfach gehen zu lassen?« Samukals Augen bohrten sich brennend in die seines Adoptivsohnes. »Du bist ohnehin nicht zum König geschaffen, du bist viel zu weich.«
Darian entfuhr ein unartikulierter Laut, und er stieß eine Rüstung zu Boden, die laut scheppernd in ihre Einzelteile zersprang.
»Welch eine Unbeherrschtheit«, seufzte Samukal und schob Mia vor sich her. »Komm mit, Darian, ich werde mir überlegen, was ich mit euch anstelle.«
Von unglaublicher Wut und Hilflosigkeit erfüllt folgte Darian Samukal, der, Mia immer noch fest im Griff, zurück ins Arbeitszimmer ging.
Dort erwartete Darian der nächste Schock. Nur in ein spitzenbesetztes Unterhemd gekleidet und mit vom Schlaf zerstrubbelten Haaren stand Melissa in der Tür.
»Samuel, was ist das denn für ein fürchterlicher Krach?«, säuselte
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