Das magische Portal - Weltennebel
überraschtes, beinahe schon schockiertes Gesicht, als er sie erblickte. Doch er fasste sich rasch.
»Darian, welch eine Überraschung«, sagte er und zog die Tür eilig hinter sich zu. Dann fiel sein Blick auf die junge Frau, die hinter seinem Adoptivsohn gestanden hatte, und nun entgleisten ihm seine Gesichtszüge doch noch.
»Aramia!«, rief er, während Mia im gleichen Atemzug: »Lord Samukal, Meister, was tut Ihr denn hier?«, stammelte.
Verwirrt blickte Darian von einem zum anderen. In den Augen seines Vaters stand eine Spur Entsetzen, in Mias eher Verwunderung.
»Darian«, sagte sein Vater, und als er die Hand ausstreckte, kam Darian nicht umhin zu bemerken, dass sie zitterte. Etwas, das er noch niemals zuvor gesehen hatte, so lange er ihn kannte. Samuel Drake war als fairer, aber harter Geschäftsmann bekannt, immer überlegen, immer gefasst.
»Was hast du mit dieser Nebelhexe zu schaffen?« In Samuel Drakes Worten schwang Abscheu mit.
Mia war auf die Knie gesunken und hatte den Blick gesenkt.
Endlich hatte Darian seinen Schock ein wenig überwunden. »Die Frage ist doch eher, woher weißt du, dass Mia eine Nebelhexe ist?« Er zog Mia wieder auf die Füße.
»Meister, ich wusste nicht, dass Ihr in dieser Welt seid«, stammelte Mia und wagte offensichtlich kaum, den Blick zu heben. »Alle dachten, Ihr wärt tot. Nordhalan war verschwunden, und nachdem so viele Zauberer nicht zurückgekehrt sind, hat Vahira mich geschickt.«
»Vahira.« Samuel Drake kam auf seinen Sohn und Mia zu. »Sie war schon immer eine Närrin.«
»Verdammt noch mal, kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?«, schrie Darian.
Samuel Drake warf einen nervösen Blick auf die Schlafzimmertür. »Darian, mein Junge, setz dich. Ich weiß, ich bin dir eine Erklärung schuldig.«
»Allerdings!«
Mit einer eleganten Handbewegung bat Samuel Drake die beiden, Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich hinter seinen Schreibtisch und legte seine schlanken Hände an sein glatt rasiertes Kinn. Eine kurze Zeit musterte er Darian und dann Mia, die unter seinem Blick immer kleiner wurde.
»Mein Name ist nicht Samuel Drake, Darian«, erklärte der Mann, den Darian als seinen Vater ansah. »Ich bin Samukal Darakánn, Oberhaupt der Zauberer von Albany. Zumindest war ich das, bis dieser grausame Anschlag auf deine Familie verübt wurde.«
»Was?«, flüsterte Darian, der nicht fassen konnte, was er soeben hörte. »Warum hast du niemals etwas gesagt? Verdammt, du musstest doch wissen, dass ich zurückkehren muss, bevor ich fünfundzwanzig bin!«
»Natürlich, natürlich.« Samukal erhob sich und ging zu seiner Vitrine, wo er sich ein Glas Whisky eingoss. Darian hob abwehrend die Hand, als er ihm auch etwas anbot. Der durchdringende Blick seines Adoptivvaters bohrte sich in seine Augen. »Ich fürchtete um dein Leben«, erklärte Samukal eindringlich. »Zwar war Nordhalan mit dir durch den Stein gegangen, doch wir erhielten keine Nachricht mehr von ihm. Also folgte ich euch.« Samukal seufzte und ließ sich nach hinten sinken. »Es war sehr schwierig, dich ausfindig zu machen. Die Weltennebel zogen lange Zeit nicht auf, und als ich endlich hierhergelangte, war Nordhalan spurlos verschwunden. Ich brauchte beinahe zehn Jahre, bis ich dich in diesem Waisenhaus aufspürte.«
»Das erklärt aber nicht, warum du mir niemals etwas über meine wahre Identität verraten hast.«
»Es war nur zu deinem Schutz«, versicherte Samukal. »Ich wusste nicht, ob nicht vielleicht auch Feinde eures Königshauses hier in diese Welt gekommen waren. Ich habe selbst eine andere Identität angenommen und wollte dich so unauffällig wie möglich aufwachsen lassen.« Samukal ergriff über den Schreibtisch hinweg Darians Hand. »In diesem Winter wollte ich mit dir durch das Portal gehen und dir dein Erbe zeigen.«
Verwirrt zog Darian seine Hand weg. »Ich verstehe das alles nicht.«
Nun wagte Mia den Blick zu heben. »Warum habt Ihr nie Nachricht an Vahira geschickt?«
Samukals Blick wurde stechend. »Ich muss mich nicht vor einer Nebelhexe rechtfertigen!«
Empört sprang Darian auf. »Ich lasse nicht zu, dass du so mit ihr sprichst.«
Auch Samukal erhob sich zornbebend, dann jedoch entspannte er sich und senkte die Schultern. »Gut, verzeih mir. Es ist nur so, dass Nebelhexen …«
»Mia war ehrlich zu mir«, unterbrach Darian schneidend. »Ich vertraue ihr.«
»Es erscheint mir etwas früh, aber nun hat wohl sie dir gesagt, was zu verkünden eigentlich meine
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