Das magische Portal - Weltennebel
sie gähnend. Als Darian im Zimmer erschien, lief sie knallrot an.
Abermals riss Darian die Augen auf und starrte sie an wie eine Erscheinung.
»Kindchen, geh wieder ins Bett«, verlangte Samukal und achtete nicht auf Melissas schockierten Gesichtsausdruck. Ganz offensichtlich wusste sie nicht, was sie schlimmer fand – dass Darian hinter ihre Affäre mit seinem Vater gekommen war oder dass Samuel einer ihr unbekannten Frau einen Dolch an die Kehle hielt.
»Samuel, was geht hier vor?«, kreischte Melissa auf und schlang ihre nackten Arme um sich.
»Leider ist mein lieber Sohn zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Geh in den Raum hinter mir, nimm dir das Geld, das am Boden liegt, und verlass das Land.«
»Wie bitte?« Jetzt war es an Melissa, ihre Augen aufzureißen.
Noch immer starrte Darian sie an, denn er konnte – oder wollte – nicht glauben, was sich gerade abspielte.
Darians Blick meidend schlich Melissa in den geheimen Raum, stieß einen überraschten Schrei aus und tauchte kurz darauf mit einem Arm voll Geldbündel auf, nur um dann eilig das Zimmer zu verlassen.
»Mach nicht so ein schockiertes Gesicht, Darian. Die kleine Melissa hat mir geholfen, dich ein wenig unter Kontrolle zu halten.« Dann grinste Samukal selbstgefällig. »Allerdings findet sie mehr Gefallen an echten Männern mit Macht und Geld.«
»Ich glaube, mir wird schlecht«, murmelte Darian, torkelte zurück und stützte sich an der Wand ab. In der Tat wurde ihm schwindlig, seine Gedanken fuhren Achterbahn.
Samukal grinste höhnisch. »Ich brauchte jemanden, der dich davon abhält, nach Schottland zu gehen, am Ende hättest du deine Wurzeln wiedergefunden. Eigentlich wollte ich gar nicht nach Großbritannien zurückkehren, aber dann haben sich die Geschäfte hier so gut entwickelt. Und dir wollte ich die bestmögliche Schulbildung ermöglichen.« Nun schlug Samukal wieder den vertrauten Tonfall an, den Darian so viele Jahre gekannt hatte, und seine Stimme klang beinahe schon flehend. »Darian, bitte, schließ dich mir an. Wir können diese Welt beherrschen, und selbst wenn du kein Unsterblicher wirst, so kannst du doch hier ein sehr viel angenehmeres Leben führen als im primitiven Albany.«
Kreidebleich im Gesicht musterte Darian seinen Adoptivvater und konnte es einfach nicht fassen. Die Tatsache, dass sein falscher Vater, der sich eben als wahnsinniger Zauberer Albanys entpuppt hatte, angeblich ihm gegenüber echte väterliche Gefühle hegte, machte die Sache nur noch grotesker.
»Darian«, flüsterte Mia mitleidig, konnte sich aber nicht aus Samukals Griff lösen.
»In meinem ganzen Leben werde ich mich jemandem wie dir nicht anschließen«, stieß Darian mühsam hervor. Dann beäugte er Samukal aus zusammengekniffenen Augen, und seine Stimme war nur noch ein heiseres Zischen. »Es gibt keine Kreatur auf der Welt, die ich mehr verachte!«
Kurz zeigte sich ein Ausdruck von Trauer auf dem Gesicht des dunkelhaarigen Zauberers, dann zuckte er bedauernd mit den Schultern. »Geh zu dem Regal neben der Tür«, befahl Samukal. Als Darian nicht reagierte, ließ er seine Stimme durch das Zimmer donnern. »Geh zu dem Regal neben der Tür und zieh das dritte Buch in der dritten Reihe heraus!«
Darian zuckte zusammen und hätte gerne aus Trotz nicht reagiert, aber er wusste, dass er dann Mia in Gefahr brachte. So tat er, was Samukal ihm befohlen hatte, und zog ein dickes, in rotes Leder gebundenes Buch heraus. Erneut schwang das Regal lautlos zur Seite und ein winziger, fensterloser Raum wurde sichtbar.
»Geh hinein«, befahl Samukal. Als Darian zögerte, fragte er schneidend: »Muss ich heute alles zweimal sagen?«
Mit weichen Knien betrat Darian das dunkle Zimmer. Ehe er sich versah, schubste Samukal Mia zu ihm, und die Tür schloss sich wieder. Nun standen beide im Dunkeln.
»Oh, Darian, das tut mir alles so leid«, flüsterte Mia voller Mitgefühl und umarmte ihn. »Samukal besitzt viel stärkere magische Kräfte als ich, ich wagte keinen Angriff.«
Zitternd ließ er sich auf den Boden sinken und versuchte seine sich überschlagenden Gedanken zu ordnen. Sein ganzes bisheriges Leben war gerade als Lüge enttarnt worden.
Zunächst versuchte Aramia ihn mit liebevollen Worten zu beruhigen, aber nachdem er nicht reagierte, drückte sie ihn einfach an sich und streichelte ihm über die Haare. Er tat ihr unendlich leid. Was Samukal ihm angetan hatte, war unverzeihlich, und Aramia konnte nicht fassen, dass Samukal, das weise und
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