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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Nervensäge.
    Seinen Zauberspruch mitzuerleben, ist eine Gelegenheit, von der ich kaum glaube, dass du sie in der Akademie bekommen hättest. Hast du bemerkt, dass Dee dir offenbar etwas beibringen will?
    Mir was beibringen? Wie ich die Augen zumache und Unfug rede? Denn das kann ich schon. Das Einzige, was er gemacht hat, seit wir in diesem Raum sind, war zu versuchen, mit meinem Verstand rumzupfuschen.
    Ja … aber das scheint er auf eine sehr, hmm, lehrreiche Art zu machen.
    Sie brachen ihr Gespräch ab, denn ein blaugrünes Licht leuchtete vor John Dee auf. Es wurde größer und ließ Funken aufsteigen wie eine Kerze, die mit Pfeffer bestreut wird. Es streckte sich in die Länge und wurde dicker. Dann nahm es eine Gestalt an, die Petra verblüfft zwinkern ließ.
    Vor ihr und John Dee schwebte eine Kreatur, die zur Hälfte eine Frau und zur Hälfte eine Libelle war. Ihr türkisfarbenes Haar flatterte wild durcheinander. Ein Flügelpaar bewegte
sich an ihren Ellbogen.Von der Hüfte abwärts verjüngte sich ihr Köper bis zu einer Spitze, die so scharf aussah wie eine schimmernde blaugrüne Nadel.
    »Ariel ist eine Sie!« Petra war überrascht. »Sie ist kein Er!«
    »Scht«, sagte Dee. »Ariel, erzähl mir von dem Mädchen.«
    »Sutton Hoo«, ertönte es von der Libellenfrau.
    »Und sie spricht nicht Tschechisch oder Englisch. Dee, Ihr spinnt eine schöne Geschichte zusammen, aber das macht Euch zu nichts anderem als einen Lügner.«
    »Sutton Hoo ist ein Ort in England«, informierte Dee Petra. »Jetzt sei still!«
    »König der Luftschwimmer«, summte Ariel, »verwandelt in Gold.«
    »Ja, ja«, brummte Petra. »Das ist wirklich äußerst hilfreich. Ich wette, jetzt sind alle Eure Fragen beantwortet, Dee.«
    »Petra Kronos«, sagte Dee scharf. »Du wirst Ariel verärgern, wenn du den Mund nicht halten kannst und zuhören! Wenn du dich nicht um dein eigenes Leben scherst, dann zeige wenigstens ein bisschen Respekt vor meinem!«
    Petra schnaubte. Dann fing sie unkontrollierbar an zu kichern.
    Petra , sagte Astrophil zittrig. Beruhige dich. Ich kann gut auf ein paar Beine verzichten, aber du hast nur zwei, und die funktionieren am besten, wenn sie noch mit deinem Körper verbunden sind.
    Dee packte Petra an der Schulter. Die Eindringlichkeit seines Gesichtsausdrucks ließ Petra nur noch heftiger lachen.
    Auch Ariel kicherte. »Schimäre«, sagte sie.
    »Ist sie eine?«, fragte Dee.
    Petra hörte auf zu lachen und trat von Dee weg.
    »Schimäre«, wiederholte Ariel. »Eine Silbersingerin. Eine Traumdenkerin.« Sie legte den Kopf etwas auf die Seite und
blickte Petra schlitzohrig an, wobei sich ihr schlangenhaftes Haar verdrehte. »Mord, Verrat, schwarze Zähne, ein Baum in Kleidern, der Himmel zum Ball zusammengepresst, ein Fluss von schmutzigem Metall.« Ihr letztes Wort kam nur noch als Zischen: »Meuchelmörder.«
    Sie trieb dicht an Petra heran und hob die Flügel um den Kopf des Mädchens, wodurch sie vor Dee abgeschirmt wurde. Ariels Mund kam dicht an Petras linkes Ohr heran, wo Astrophil hing. Petra versteifte sich. Würde Ariel Dee von ihm erzählen? Petra musste die Spinne unbedingt vor dem Spion verborgen halten. Vor Monaten hatte Dee in der Salamanderburg bewiesen, dass er für seinen eigenen Nutzen jemanden verraten würde, den sie liebte, und Petra wollte Astrophils Sicherheit nicht gefährden.
    Die Kälte von Ariels Haut strahlte in eisigen Wellen von ihr ab. Petra schauderte, starrte auf die blaugrünen Flügel und wusste nicht, was sie tun sollte.
    »Sei gegrüßt, Netzweber«, wisperte Ariel.
    »Hallo«, sagte Astrophil mit einer ganz kleinen Stimme.
    »Geheimnisbewahrer, höre auf meine Worte und rette deine Dame:Traue nie einem Poeten.«
    Ariel senkte die Flügel. Petra war erleichtert, als sich der Geist Dee zuwandte, kein Wort über die Spinne verlor und lediglich sagte: »Freiheit für die Wahrheit ist ein gerechter Tausch,Tiefsucher.«
    Er nickte. »Dann geh.«
    Der Geist wickelte die Libellenflügel um seinen Körper, schrumpfte zu einem schlanken Oval, dann zu einem Lichtpunkt und verschwand.
    »Na, schön.« Dee stopfte seine Hände in die Taschen. Dann machte er ein paar Schritte, durchbrach den Kreis aus Sternenstaub.
»Ariel scheint dich zu mögen, Petra, doch warum, ist jenseits meines Begriffsvermögens. Du rücksichtslose Närrin. Sich über Ariel lustig machen! Glaubst du denn, ich lade Bedrohungen zu meinem eigenen Vergnügen ein? Warum kannst du nicht einfach mal eine schlichte

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